Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 10.1871

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7145#0049
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Chriſtliche

Kunſtblätter.

Organ des chriſtlichen Knnſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 119 u. 120.

Domine diloxi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

1871.

Krippe und Kunſt. )




der Erlöſung aus der Knechtſchaft heidniſcher Sinnlichkeit und
der Einführung in ein Reich höherer Gedanken und Jdeen.
Am Nil ſtand die Memnonſäule, eine gewaltige Maſſe voll
Feſtigkeit und Glätte; aber ſie war kalt und ſtumm bei Nacht,
und mochten auch die Sterne ſie beſcheinen, ſie gab doch nur
einen glitzernden Schein; ſobald aber
ſie — ſo ſagt man — zu dreien Me E
von ſich. So auch mit der Kunſt: ę
ſich eine gewiſſe Glätte erworben, al
des Heidenthums kalt und ſtumm, ſie
und wenn auch einige edlere Künſtle F
der Nacht jener Zeit da ſtanden — ih
ſo blieb ihr Licht doch nur ein ſprachl
Schein. Als aber zu Bethlehem die E
aufging, da wurde auch die Kunſt r
Lichtes getroffen, und es ward ein drei 0
vernommen, ein Dreiklang, der nicht
im nächſten Augenblicke wieder verſtu
Harmonie durch die folgenden Jahrh
tönte und auch jetzt noch erklingt dem
Preis. So war der Tag der Geb——
Kunſt der Tag ihrer Geburt für ei
Wenn die griechiſchen Mythen erzählei:
Himmel herabgeſtiegen ſeien, um den
nen Künſte zu vermitteln, ſo iſt das
Mythe mehr: in jener erſten heilige
Wahrheit geworden, da iſt der Sol
herniedergekommen, er, die ewige
der Herrlichkeit des Vaters, und ha —
eigentlichen wahren Gehalt gegeben. o
Schönheit verkörpert unter uns erſchie
Künſtler ausgreifen, und ſie werden n
Wege, der zum rechten Ziele führt. 1
vertreterin dieſes Urbildes der Schönh
ihrem Leben und Wirken eine Welt
Künſtler immer mehr verwerthen, aber r
Das iſt der zweite Grund für die
auch ihr neues Leben, neue Kraft z
höchſten Höhen gebracht hat, dieſen T

Es iſt wieder da, das liebliche Feſt, für die Kinderwelt
wohl das angenehmſte des ganzen Jahres, an welchem ſie zuerſt
den ſanften Flügelſchlag eines freudeweckenden Genius um ihre
Seele verſpürt; der Genius aber heißt: chriſtliche Kunſt.
Es iſt das Weihnachtsfeſt mit dem Krippenkindlein und um
die Krippe herum die Mutter des Chriſtkindes und der Pfleg-
vater und die frommen Hirten des Feldes und Ochs und Eſe-
lein und was mehr zur Umgebung der Krippe gehört. Wie
oft ſchaut nicht das Auge der unſchuldigen Kleinen auf die
Figuren und ſchaut wieder und wieder zu dem Kindlein in der
Krippe, hier iſt ſo viel Sinnenfälliges und durch den Sinnen-
eindruck Erhebendes und Veredelndes; ja das jugendliche Ge-
müth wird hier von den erſten, wenn auch noch keimartigen
Einflüſſen einer chriſtlichen Kunſt, die in der Krippe auch ihre
Wiege hatte, berührt!
Aber nicht blos für die Kinderwelt, ſondern für alle Chri-
ſten iſt dieſes Feſt ein Tag beſonderer Freude und Wonne,
,,dies est laetitiae', wie der Hymnus ſingt. Erinnert es doch
ganz vornehmlich an die Offenbarung der Liebe Gottes gegen
die Menſchen; iſt es doch das Gedächtniß jenes Tages, wo der
Sohn Gottes in Menſchengeſtalt unter uns erſchienen, um uns
zu erlöſen und in das Reich der Freiheit uns einzuführen, —
das Gedächtniß jenes Tages, den die Erzväter erſehnt, den die
Propheten geweiſſagt, den alle Frommen Jſraels voll Verlan-
gen erwartet haben: ,,Rorate, coeli, desuper et nubes plu-
ant justum. Mußte nicht ein ſolcher Tag des Heiles für
die ganze Welt, mußte nicht ein ſolcher Freuden- und Jubel-
tag der weiten Chriſtenheit auch den chriſtlichen Künſtlern ein
wilkommener Gegenſtand der Verherrlichung ſein? — Die
Kunſtgeſchichte lehrt, daß er es von jeher geweſen iſt.
Fühlen ſie ſich aber ſo ſchon durch die allgemeine Chriſten-
freude veranlaßt, dieſen Tag in ihren Kunſtſchöpfungen zu feiern,
ſo haben ſie außerdem als Künſtler noch einen beſondern An-
laß dazu. Denn die hl. Chriſtnacht brachte auch für die Kunſt
die Stunde der Wiedergeburt zu einem neuen Leben, die Stunde




G







*) Von Fr. R. zu Münſter
 
Annotationen