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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 11.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.7189#0033
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Chriſtliche

Kunſtblätter.

Organ des chriſtlichen Knnſvereins der Erzdiäceſe reiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 129.

Domine diloxi docorem domus tuae. Ps. 25, 8.

1872.

Adreſſe der chriſtlichen Künſtler deutſcher Bunge an Papſt
Pius IX.

Heiligſter Vater! Nicht nur die, welche verkehrten Herzens
ſind, wir alle bedürfen des göttlichen Segens. Wir bitten Dich
daher in Demuth, daß du ausſprechen wolleſt Deinen hohen-
prieſterlichen Segen über die ſchöne Kunſt und ihre Vertreter,
damit herabkomme über die Blinden die Gnade der Erleuchtung,
und über die Sehenden die Kraft Gottes, um den Kampf zu
beſtehen und die Palme zu erringen.
Jnnsbruck, am Feſte Maria Lichtmeß 1873.
Dieſe Zuſchrift iſt mit Hunderten der hervorragendſten
deutſchen Künſtlernamen bedeckt.

Heiligſter Vater! Die Kirche war von jeher den ſchönen
Künſten- eine beſorgte Mutter und eine mächtige Beſchützerin.
Mit dem Evangelium trugen ihre Miſſionäre auch die Boden-
cultur, die Wiſſenſchaften und Künſte zu den Völkern. Unter
der pflegenden und ſchützenden Hand der Kirche gelangte die
bildende Kunſt zu raſcher Entfaltung. Jnsbeſondere erfüllte
die Erinnerung an jene Jahrhunderte, wo die deutſche Nation
all ihr Leben aus den Quellen des katholiſchen Glaubens
ſchöpfend, auch auf dem Gebiete der ſchönen Kunſt die herr-
lichſten Werke ſchuf, das Herz jedes wahren Künſtlers mit Be-
geiſterung.
Um ſo ſchmerzlicher drückt uns das Bewußtſein, daß in
unſerer Zeit der Kirche und dem hl. Stuhl mit Undank ver-
golten wird. Jſt es denn nicht mit goldenem Griffel auf jedem
Blatte der Weltgeſchichte verzeichnet, was die römiſchen Päpſte
bis auf den heutigen Tag auf dem Gebiete der bildenden Kunſt
Großes, Unübertreffliches geſchaffen?
Mit der gläubigen Sohnen der Kirche gebührenden Ehr-
furcht nahen wir, heiligſter Vater, Deinem liebevollen Herzen,
um Ausdruck zu geben nicht nur unſerem, ſondern auch dem
Schmerze aller treuen Katholiken deutſcher Zunge über den
frevelhaften Mißbrauch der ſchönen Kunſt. Nur mit Scham
und tiefer Entrüſtung können wir es ausſprechen, daß deutſche
Künſtler nicht nur durch ihre verkehrten Werke gegen Glaube
und Sitte wirken, ſondern daß ſogar einer der hervorragendſten
ſich ſo weit vergaß, in Bildern und beigefügten Worten ge-
heiligte Jnſtitutionen der Kirche und deren Diener zu verhöh-
nen und mit diaboliſcher Bosheit die höchſte Würde und die
von Millionen verehrte und geliebte Perſon Deiner Heiligkeit
mit frivolem Spotte und ſchimpflicher Schmach zu überhäufen.
n eine geringe Sühne iſt es, gegenüber ſo gottloſem
TReiſc. wenn wir Deiner Heiligkeit als dem Oberhaupte der
Kir e, dem ſichtbaren Stellvertreter Chriſti auf Erden, unſere
ehr urchtsvollſte Huldigung darbringen; nicht mehr iſt es, als ein
redliches Bemühen, Deinem vielfach und ſchwer gekränkten
Herzen einigen Troſt und einige Linderung zu bereiten.

Gegen den Mißbrauch der bildenden Kunſt.
Eine namhafte Anzahl deutſcher Künſtler hat ſoeben fol-
gende öffentliche Erklärung unterzeichnet:
Die bildende Kunſt kann ſich niemals Selbſtzweck ſein und
iſt es auch im praktiſchen Leben nie; entweder dient ſie der
Wahrheit oder der Lüge. Jm erſteren Falle erfüllt ſie ihren
hohen göttlichen Beruf zum Nutzen und Frommen Einzelner
und der Geſammtheit; im letzteren Falle aber bildet ſie eines
der wirkſamſten Mittel der Demoraliſation. Entfernt ſich der
Künſtler von der Wahrheit, ſo flieht ihn die Poeſie, und ſein
Wirken wird ein verderbliches für die Gegenwart und in ferner
Zukunft, um ſo verderblicher, je größer ſeine Geiſtesgaben ſind.
Eine Reihe von Werken deutſcher Künſtler iſt ſeit Jahren
in die Oeffentlichkeit gedrungen, welche nicht mehr der Aufgabe
der ſchönen Kunſt entſprechen, weil durch dieſelben ein großes
Aergerniß verbreitet wird, indem ſie die gefälſchte Geſchichte dem
Volke als hiſtoriſche Wahrheit hinſtellen, die Hochachtung vor
der göttlichen, kirchlichen und ſtaatlichen Autorität erſchüttern,
das ſittliche Gefühl des Volkes untergraben, das poſitive reli-
giöſe Bewußtſein trüben und irreleiten, insbeſondere die katho-
ſiſche Kirche und deren ſichtbares Oberhaupt verächtlich machen,
mit einem Worte auf die Zerſtörung der gottgewollten Welt-
ordnung abzielen. — Daß damit zugleich auch die ſchöne Kunſt
ihrem Ruine zugeführt wird, iſt Jedem klar.
Als Beleg für obige Behauptung beſchränken wir uns da-
rauf, aus der Fluth dieſer ſchamloſen Erzeugniſſe nur einige
der neueren namhaft zu machen, welche von einem Direktor
 
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