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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 11.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.7189#0041
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Chriſtliche

Kunſtblätter.

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg.
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 130.

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

1872.

Geyrer's Weiſen aus dem Morgenlande.

der Künſtler das Bild des kräftigen Mannes gezeichnet. Eine
reiche Mütze bedeckt ſein Haupt, das den perſiſchen Typus
trägt; Gold ziert in Ringen ſeine Ohren und reiche Arm-
ſpangen erglänzen an der wundervollen Geſtalt. Jhm zur
Seite liegt ein geſatteltes und gezäumtes Kameel, um Ruhe
zu pflegen. Anf der rechten Seite der heiligen Jungfrau ſteht
etwas im Hintergrund der getreue Wächter und Vater Sanet
Joſeph voll Erſtaunen über das, was hier vorgeht, die Hände
faltend. Zarte Sorge und himmliſche Freude leuchten aus dem
Antlitz des Gerechten und gewiß denkt er an die Verheißungen
ſeiner Väter und des Pſalmiſten, daß Könige von Saba und
Arabien zum Herrn mit Geſchenken kommen werden, ſchauend
in Liebe die Erfüllung der Verheißung. Vor ihm kniet ein
Jüngling aus dem fernen Mohrenland, das Haupt mit dem
perlen⸗ und goldgeſchmückten Turban geziert; ein ſchöner Mantel
umhüllt einen Theil ſeines Leibes, von einer Agraffe auf der
linken Schulter gehalten, und eine reiche Tunica und goldene
Armſpangen vervollſtändigen die charakteriſtiſche Tracht. Ein
äthiopiſcher Knabe mit gekräuſeltem Haar und goldenen Ohren-
ringen, um den Hals eine Kette von Muſcheln, trägt ſeinem
Gebieter die Schleppe. Dieſer blickt voll tiefer Ehrfurcht und
in ungetheilter Bewunderung hinauf zur Jungfrau mit dem
Gotteskind. Er hat den König der Juden geſucht — er hat
nicht nur einen König, er hat ſeinen Gott, ſeinen Herrn ge-
funden; darum hält er in beiden Händen zögernd zurück ſein
Geſchenk, die koſtbaren Myrrhen, für einen ſolchen König,
wie er gefunden iſt, iſt auch das Koſtbarſte zu gering! Hinter
der beſchriebenen Gruppe ſteht das zweite Kameel. Auf ihm
ſitzt in vorgebeugter Haltung ein Kriegsmann mit der Lanze,
dem Kriegsmantel und dem blinkenden Panzer. Doch denkt er
nicht an Krieg und nicht an Waffenthaten inmitten dieſes
Friedens, ſondern voll ſtiller Bewunderung blickt er herab auf
die ſeligſte Mutter Jeſu. Dieſe Figur bildet den Abſchluß der
lebensvollen, reich bewegten und doch ruhigen und unendlich
friedensvollen Gruppe. So viel diene zur Beſchreibung des
Werkes, an dem der Künſtler durch den geiſt⸗ und ſeelenvollen
Ausdruck der Perſonen, ebenſo wie durch die vollendet ſchönen
Formen ſeine Meiſterſchaft bewährt hat. Es freut uns von
Herzen, daß Bayern noch Männer zählt, die ganz ihren Meiſel

Wiederum hat uns Beyrer in München mit ſeinem kunſt-
vollen Meiſel ein Werk geſchaffen, deſſen Werth ſeinen Namen
in noch weiteren Kreiſen als bisher bekannt machen wird. Er
erhielt eine Beſtellung, die Anbetung der drei Magier zu bilden,
die als eine freiſtehende, aus acht Perſonen und zwei Kameelen
beſtehende Gruppe ohne architektoniſchen Hintergrund, in dem
Chor einer Kloſterkirche in Birmingham aufgeſtellt werden ſollte.
Beyrer hat die Schwierigkeiten, welche aus dieſen Beſtimmungen
ſich für ihn ergaben, mit wahrhaft künſtleriſchem Geiſt gelöst.
Den Mittelpunkt der Gruppe nimmt die ſeligſte Jungfrau ein,
auf ihrem Schooß denjenigen haltend, welcher der Gegenſtand
der Verehrung der Magier iſt. Nicht leicht haben wir ein
Madonnabild voll ſo hehrer Schönheit und herrlicher Jnnigkeit
geſehen wie dieſes; ſie iſt hier ganz die demüthige Magd des
Herrn — aber verklärt von himmliſcher Freude!,, Vultum
tuum deprecabuntur omnes divites plebis!'' Zum Sitz
gab ihr der Künſtler einen Fels; in einfacher, aber doch reicher
Draperie wallt ihr Gewand hernieder um den ſeligſten Leib.
Jn dem Kinde aber offenbart ſich ſchon jene Majeſtät des
Gottes, welche die Magier nicht mehr zweifeln läßt, daß das
Kind der armen Jungfrau wirklich der König ſei, zu deſſen
Anbetung fie gekommen. Jn gnadenvoller Liebe breitet das
göttliche Kind ſeine Aermchen aus und ſendet Blicke voll Huld
und Liebe auf den älteſten der Magier, der in ehrfurchtsvoller
Anbetung vor dem Kinde auf die Kniee geſunken iſt. Sein
Gewand fällt in reichen Falten unter dem koſtbaren Pelz hervor,
auf dem eine herrliche Kette glänzt; ein Kranz von Silberhaaren
und ein herrlicher Bart ſchmücken das ehrwürdige Haupt, das
uns ganz an die hehren Geſtalten von Libanons Bewohnern
erinnert. Neben ihm liegen auf dem Boden ſeine Krone —
denn er hält ſich nicht für würdig, die Krone zu tragen, wo
der König aller Könige vor ihm thront — und ſein Geſchenk,
ein ſchöner einfacher Schrein. Hinter ihm, von einer ſieben-
blätterigen Palme überſchattet, ſteht der zweite Magier, in der
rechten Hand das Gefäß mit Weihrauch, die linke auf das
Herz gelegt, mit dem Ausdruck glaubensvoller Hingebung ſeines
Verſtandes an das aufgegangene Licht der Heiden. Jn ihm hat
 
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