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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 12.1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.7190#0004
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— 234 —

vom allerheil. Altarſakrament unternommen, welches dieſer
Tage mit oberhirtlicher Genehmigung verſehen, die Preſſe ver-
laſſen hat. Als Anhang iſt die Feier des Kirchenjahres in der
Pfarrei Oberkirch beigegeben. Obgleich letzterer Punkt mehr lo-
kales Jntereſſe hat, ſo fühlen wir uns doch nach genauer Durch-
ſicht des Buches angetrieben, die Anſchaffung deſſelben ſowohl
wegen des guten Zweckes als auch wegen der vollſtändigen,
den geiſtigen Bedürfniſſen der Bruderſchaftsmitglieder ent-
ſprechenden Bearbeitung auch weiteren Kreiſen, beſonders der
hochwürdigen Geiſtlichkeit unſerer Erzdiöceſe zu empfehlen.
*8* Conſtanz, õ. Juni. Zur würdigen Feier der Mai-
andacht hat ſich dieſes Jahr ein recht anſehnlicher Sänger-
chor gebildet. Hr. Schmalholz ſpielte allabendlich die Orgel
und Hr. Präfect Schober leitete den Geſang. Es wurden zu-
meiſt Lieder aus den ,, Marienchören'' von Dr. St. Brann mit
Orgelbegleitung geſungen. Die hieſige Münſterorgel kann äußerſt
ſanft begleiten und deckt ſo die Stimmen nicht allzuſehr. Die
hochw. Geiſtlichkeit hatte zur Sühnung ſo ſchwerer Frevel, die
von bekannter Seite begangen werden, die große Laſt auf ſich
genommen, täglich eine Predigt zu halten. Man wählte die
gewöhnlichen Miſſionsthemate mit recht glücklichem Erfolg. Die
Theiluahme, auch der Männer, war ſehr zahlreich, mindeſtens
ſo zahlreich als bei einem gutbeſuchten Sonntags-Gottesdienſt.
Bei den Anrufungen der Lauretaniſchen Litanei hörte man auch
viele kräftige Männerſtimmen: ,,Bitt für uns'' beten. Die
Abendzeit (,8 Uhr, wie dies anch in Freiburg der Fall iſt,)
zieht Manchen, der bei Tag ſich ſcheut, zum Altar der Gottes-
mutter und verſprechen wir uns für Conſtanz reichen Segen
aus dieſer Maiandacht. Zu dieſem ſchönen Erfolge trugen
die Leiſtungen des Sängerchores weſentlich bei, weßhalb wir
demſelben unſere volle Anerkennung zollen mit dem Wunſche,
auf der betretenen Bahn muthig und eifrig voranzugehen.
*Heidelberg, 12. Juni. Der , Pfälz. Bote meldet:
Unſere heutige Frohnleichnamsfeier war durch natürliche Ein-
fachheit, innere und äußere Würde, aber auch in künſtleriſcher
Ausſchmückung ſchön, erhebend und großartig. Außer der
mächtigen Wirkung des kathol. Cultus überhaupt und dem wohl-
thuenden Eindrucke unſerer ſo geſchmackvoll reſtaurirten Je-
ſuiten-Kirche trug zur Erhöhung des Feſtes weſentlich auch noch
bei das glückliche Zuſammeutreffen, ganz diſtinguirte Geſanges-
kräfte zu hören. Frl. K. beehrte uns mit ihrem zunächſt nur
für die hieſige Hoſpitalkirche beſtimmten Kirchenchor und löste
ihre Aufgabe höchſt ehrenvoll. Unter den vielen der Religion
und Kunſt gerechten Geſangspieçen heben wir beſonders das
,Salve Regina'' hervor, das durch ſeine fremdartige, wie aus
Himmelshöhen herabtönende Orgelbegleitung einen ganz eigenen
Reiz erhielt. Auch die Aufführung der Meſſe war eine gelun-
gene und der Eindruck des Ganzen ein mächtiger. Der an ſich
kleine Kirchenchor ſang über Erwarten brav und machte ſeiner
Dirigentin Ehre. Das Orgelaccompagement war auch in den
Händen eines Vereinsmitgliedes, des Herrn B.; die Leiſtungen
aller — darüber herrſcht nur eine Stimme legten Zeugniß
ab, wie rüſtig und zugleich der kirchlichen Kunſt gerecht
werdend Frl. K. in der ſich einmal geſetzten Aufgabe fort-
ſchreitet, offenbar berufen, ihre ausgezeichneten Kräfte dem Dienſte
des Höchſten zu widmen.
Wien. Jn der A. Z. bringt Fr. Pecht, Prof. und Maler in
München, Artikel über die Kunſtausſtellung in der Welt-
ausſtellung. Sein Stil iſt friſch und lebhaft, ſein Urtheil
ſtreng, oft herb. Der Mann galt früher als ,,ultramontan''.
Jetzt ſieht man keine Faſer mehr davon, vielmehr ſchreibt er
jetzt, wie es bei Menſchen, die ihre kirchlich-politiſchen Geſin-

nungen wechſeln, nicht ſelten eintrifft, voll Galle und Bitter-
keit, wenn er auf kirchliche Sachen kommt. Da man aber
auch von dem Feind lernen muß und ſein Urtheil doch auch
wieder eine berechtigte Seite hat, jedenfalls ein Beitrag zur
Signatur der Zeit iſt, ſo geben wir folgende Auszüge: ,,Es
möchte ſchwer ſein, irgendwo in der Welt ſchlagendere Belege
als in der Ausſtellung dafür zu finden, wie ſehr das Chriſten-
thum ſich im Bewußtſein der gebildeten Klaſſen, ganz ſpeciell
aber in Deutſchland und Oeſterreich, vielleicht noch mehr als
in den Ländern romaniſcher Zunge, ausgelebt hat. Und dieſe
Erſcheinung ſteigert ſich mit unerbittlicher Conſequenz von Jahr
zu Jahr, von einer Weltausſtellung zur andern. Nicht nur,
daß unter dieſen tauſenden von Bildern die Zahl der religiöſen
überhaupt ſo außerordentlich klein iſt, nimmt auch die Lebens-
kraft in denſelben noch entſchiedener ab. Man ſieht faſt immer
noch viel mehr als bei dem Canon'ſchen die totale Gleichgiltig-
keit und Abneigung, mit welcher die Künſtler dieſem Stoffkreis
gegenüber ſtehen. Die religiöſe Kunſt iſt Handwerk, ihre Typen
ſind Schablonen geworden. Außer ein paar kleinen ſehr alten
Bildern des greiſen Führich und ſeinen noch älteren herrlichen
Cartons iſt in ſämmtlichen deutſchen Sälen faſt nichts von
chriſtlicher Kunſt, was eigentliche Lebenskraft zeigte, was dem
innern Drang eines gläubigen Gemüthes und nicht dem Raiſon-
nement, den Zweckmäßigkeits- und Verſtandesgründen oder gar
handwerksmäßiger frommer Heuchelei ſeinen Urſprung verdankte.
Man kann dies beklagenswerth finden, wie ich es thue, oder
ſich darüber freuen, ändern wird mau an der Thatſache gewiß
nichts. Dagegen welche Fülle von Bildern, in denen die Ent-
artung und Herrſchſucht, die unerſättliche Gier oder der Eigennutz,
die Heuchelei, die Gemüthshärte und freche Unduldſamkeit, die
Lüſternheit und Schlemmerei der Geiſtlichkeit aller Confeſſionen,
die katholiſche natürlich vorauf, mit aller Schärfe des glühendſten
Haſſes, mit dem ſchonungsloſeſten, vernichtendſten Spotte wie
mit drolligem Humor, aber faft immer mit Talent geſchildert
werden! Sie zählen geradezu nach Hunderten, der Pfaffe kommt
überhaupt faſt nie gut weg, und ich wüßte abſolut gar keinen
Stand und kein Handwerk, das von der Kunſt ſo unaufhörliche
und vernichtende Angriffe erführe. Und zwar in München und
Wien weitaus am meiſten. Wer ſich daraus keine Lehren ziehen
kann, den braucht man fürwahr nicht um ſeinen Scharfſinn
zu beneiden.''
Die Kunſt iſt hier zur Magd der Partei herabgeſunken
Sie dient nicht mehr der Schönheit, dem Jdeal, ſie erniedrigt
ſich ſelbſt. Herr Pecht hat in demſelben Artikel aus ſeinem
eigenen Munde die richtige Beurtheilung oder vielmehr Verur-
theilung der Kunſt gegeben, wenn er alſo ſchreibt: Paſſini hat
den ungeheuren Vorzug, daß, wenn manbei jenen, (den Tendenz-
malern) die Menſchheit haſſen und verachten lernt, man ſie bei
ihm lieber gewinnt, getröſtet und erfreut, nachſichtiger und liebe-
voller von ſeiner Schilderung derſelben weggeht, als man zu
ihr kam. Dieſen himmliſchen Beruf der Kunſt erfüllt die ſeinige
bei allem Realisimus vollkommen. Wo ſie aber-nur auf die
Schadenfreude oder die Lüſternheit ſpeculirt, nur das Unvoll-
kommene, die Laſter und Thorheiten der menſchlichen Natur. zu
zeigen weiß, vor ihrer Schönheit, Tugend und Größe, vor
allem Göttlichen derſelben verlegen und kokett oder ſüßlich wird,
iſt ſie ein Fluch, nicht ein Segen für das Volk, das ſie beſitzt,
und ihr Ueberhandnehmen ein Zeichen des Verfalls.
So Herr Pecht! ,,Aus deinem Munde richte ich dich!''
Wenn die Kunſt dem ,,glühendſten Haſſe'' dient, iſt ſie nicht
ein Segen, ſondern Fluch für das Volk. Das merke ſich Pecht
ſelbſt und die Künſtler in München, in Wien, überall!

Verantwortliche Redaction: Dr. Stephan Braun. — Druck und Verlag der J. Dilger'ſchen Buchdruckerei
 
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