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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 12.1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.7190#0005
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Chriſtliche

Kunſtblätter.

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe reiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 133.

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

1873.

Die Kerze als Altarlicht.

ſelbſt hat dieſes Sparen verworfen, als ihm Magdalena mit
koſtbaren Salbe die Füße geſalbt hat und ihr deßhalb der Vor-
wurf der Verſchwendung von den Jüngern gemacht wurde.
(Matth. 26, 7- 10.) Wenn man zur Verherrlichung Gottes
viel aufwendet, ſo iſt das immer gut angewendet. Warum
gebraucht die Welt nicht ſolche Prunkröhren bei ihren Feſten,
warum zündet ſie in Theatern, Tanz- und Concertſälen nicht
Blechröhren an? Da wäre eine Erſparung gewiß am Platze.
Wenn es die Welt nicht thut, warum ſoll im Hauſe Gottes
dieſe Erſparung eintreten. Jn Rom, wo Hunderte von Kerzen
auf den Altären flammen, findet man keine Blechröhren, wohl
aber faſt durchweg in den Städten Frankreichs, in Paris,
Rouen, Nancy, Metz u. ſ. w., wie wir von Augenzeugen
wiſſen. Endlich kann dieſe Uebung bei allen ſcheinbaren Vor-
theilen (um das ſtarke Treufeln des Wachſes zu verhüten oder
um auch die kleinſten Stümpchen gut ausnützen zu können?l)
große Störungen hervorrufen, indem ſchon oft die Feder
der Röhre das Deckblättchen los gemacht hat und hinausge-
ſprungen iſt, wodurch Störung beim Gottesdienſt und ſogar
Gefahr für den Altar entſteht. Auch koſtet die Reinerhaltung
dieſer Röhren große Sorgfalt. Soviel zur Abwehr dieſer fran-
zöſiſchen Unſitte.

St. Nicht nur in mehreren Kirchen Württemberg's ſondern
auch bei uns macht ſich eine franzöſiſche Mode geltend, nämlich
die Unſitte, ſtatt der Wachskerzen weiß angeſtrichene
Blechröhren auf den Altar zu ſtellen, in denen eine kleine
Kerze mittelſt einer Drahtfeder hinaufgeſchoben und angezündet
wird. Es iſt das ein Uebelſtand gegen deſſen Verbreitung
gewarnt werden ſollte. Durch dieſe Uebung wird vor allem die
Lüge in die Kirche eingeführt, es wird die Lüge auf
den Altar geſtellt, Schein gibt ſich für Wahrheit aus, das ge-
ziemt ſich nirgends, am wenigſten iſt eine ſolche Täuſchung in
der Kirche zu billigen. Die Kirche beſteht in ihren Verord-
nungen immer darauf, daß Wachs gebrannt werde auf den
Altären, das iſt auch bisher immer Uebung geweſen in unſeren
Kirchen; auch das Volk erwartet Wachskerzen; man zeige ihm
keine Blechröhren, ſtatt Wachskerzen. Ferner verſtößt der Ge-
brauch der Blechröhren gegen die ſymboliſche Bedeutung
der Kerzen. Die am Altar brennende Kerze iſt ein Sinnbild
Chriſti, der das Licht der Welt iſt und ein Sinnbild der
Gläubigen, die ſich im Dienſte Gottes verzehren ſollen, wie
ſich die Kerze verzehrt. Damit die Kerze dieſe Bedeutung aber
habe, muß man das Wachs ſehen und das Verzehrtwerden
des Wachſes; denn nicht jede Kerze kann ein Sinnbild Chriſti
ſein, ſondern nur die Wachskerze, die aus dem reinſten
Naturprodukt geformt iſt; ebenſowenig kann eine Kerze, die
immer gleich hoch bleibt, ein Sinnbild der Chriſten
ſein, die ſich im Dienſte Chriſti verzehren ſollen. Dieſe Be-
deutung fällt hinweg, wenn man Blechröhren gebraucht, da
ſieht man nur ein Rohr das ſich nicht verzehrt, ſondern immer
gleich bleibt. Dann iſt dieſer Gebrauch eine übel angewen-
dete Sparſamkeit. Es iſt nicht zu läugnen, daß mit dem Ge-
brauche der Blechröhren eine Erſparung verbunden iſt; aber
im Hauſe Gottes ſoll man das Erſparen nicht anfangen. Es
iſt wahrlich ein ſehr zweifelhaftes Eigenlob, wenn ein geiſtlicher
Herr beim Abſchluß der Heiligenrechnung ſich damit brüſtet,
wieviel er beſonders an Wachs gegenüber ſeinem Vorgänger
geſpart habe! — Die Sparſamkeit in den Dingen, die ſich
auf die Verherrlichung Gottes beziehen, iſt verwerflich. Chriſtus

Simon Sechter, der große Contrapunktiſt

Am 10. Sept. 1867 ſtarb in Wien nach längerm Kranken-
lager der quiescirte k. k. Hoforganiſt Simon Sechter, der
große Contrapunktiſt, der ,,Wächter des ſtrengen Satzes'', in
einem Alter von 79 Jahren. — Die folgenden Zeilen geben
eine kurze Biographie des verſtorbenen Meiſters; ein zweiter
Artikel wird ſeine Werke beſprechen. *)
Sechter wurde am 11. Oet. 1788 in Friedberg, einem
Marltflecken an der Moldau im Süden Böhmens, geboren.
Sein Vater war ein geachteter Bürger und Bindermeiſter. Den
erſten Unterricht in der Muſik, im Singen, Violinſpiel, auf
der Flöte und auf dem Klaviere erhielt er von dem Schullehrer

*) Aus der nunmehr eingegangenen ,, Zeitſchrift für kathol. Kirchen-
muſik'' von J. Ev. Habert, Organiſt zu Gmunden am Traunſee.
 
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