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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 12.1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.7190#0006
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— 236 —

mit Katharina, geb. Heckmanns, verehelicht und war dieſe Ehe
mit acht Kindern geſegnet, wovon zwei noch am Leben ſind:
Karolina, verehelichte Egger, und Eduard, zuletzt Kapellmeiſter
beim Regimente Jelacic. Herzog Karl von Lucca verlieh ihm
vor beiläufig 16 Jahren einen Verdienſtorden und Se. Maj.
Kaiſer Franz Joſeph J., am 16. Febr. 1863 das goldene Ver-
dienſtkreuz mit der Krone für ſeine vieljährigen erfolgreichen
Leiſtungen auf dem Gebiete der Tonkunſt. Mit dieſem Tage
trat Sechter in den Ruheſtand, componirte aber noch immer
fleißig fort. Privatunterricht ertheilte er ſogar noch während
ſeiner letzten Krankheit.
Wien hatte für Sechter's Sarg keinen Kranz; es weiß ja
auch nicht die Grabſtätte Mozart's und es ließ den Grabſtein
Haydn's verwittern, ſo daß der Todtengräber, Reuterer, wenn
ich nicht irre, auf ſeine Koſten einen neuen ſetzen ließ. Der
Tonkünſtlerverein ,,Haydn'', der durch die Aufführung der
Haydn' ſchen Oratorien durch lange Jahre bedeutende Ein-
nahmen erzielte, votirte dem Todtengräber ſeinen Dank und
übernahm nun für die Zukunft die Sorge um Haydn's Denkmal.
Sechters Name wird unter den größten Contrapunktiſten
immerdar glänzen und an ſolchen, welche mit großer Verehrung
ſeinen Namen nennen und ſeine ausgezeichneten theoretiſchen
Werke ſtudiren werden, wird es nie fehlen.
(Fortſetzung folgt.)

Mittheilungen.

des Ortes, Joh. N. Maxandt, der damals in der Umgegend
ſeiner muſikaliſchen Bildung wegen einen großen Ruf beſaß.
Sechter zeichnete ſich durch großen Eifer aus. Da er zu Hauſe
kein Klavier beſaß, ſo nahm er ein Brett, zeichnete ſich mit
Strichen auf dasſelbe Taſten und ſpielte auf demſelben. Sein
Lehrer Maxandt überraſchte ihn einmal bei einer ſolchen Uebung.
,,Was machſt du hier?'' — fragte er den Knaben. Dieſer aber
gab zur Antwort: Orgelſpielen! — Jm 13. Jahre compo-
nirte er ſchon eine Meſſe, die er aber gleich in Stimmen ſchrieb,
wie es jeder macht, der von einer Partitur nichts weiß. Sein
Lehrer lehrte ihn den Gebrauch derſelben kennen und munterte
ihn auf, nur fort zu componiren. Vielleicht iſt es dem Ein-
fluſſe Maxandts zuzuſchreiben, daß Sechter ſich dem Lehrfache
widmete. Jn ſeinem 14. Jahre kam Sechter als Schulgehilfe
nach Pfarrkirchen in Oberöſterreich. Der damalige Schullehrer
alldort, Stegmann, beſaß viele Muſikalien, darunter auch die
Joſeph Haydn'ſchen Oratorien, die Sechter fleißig durchſtudirte.
Jm nächſten Jahre mußte Sechter nach Linz, um ſich der Prä-
parandenprüfung zu unterziehen. Nach abgelegter Prüfung ging
er nach Hauſe, da er nicht gleich eine Anſtellung als Lehrgehilfe
fand. Hier wurde er durch das Handlungshaus Greipl durch
einen eigenthümlichen Fall *) mit dem Fürſtl. Starhembergiſchen
Güterdirector, Hofrath Kowarz, bekannt, der ihn 1804 als
Hauslehrer für ſeine Kinder mit ſich nach Wien nahm. Jn
Wien nun fand er Gelegenheit, die Compoſitionen Händel's,
Bach's und Mozart's kennen zu lernen. Seine Vorliebe für
den ſtrengen Styl befeſtigte ſich durch das Studium dieſer
Meiſter noch mehr. Eine kurze Zeit nahm er Unterricht im
Contrapunkte bei Hartmann, einem Schüler Albrechtsberger's,
und bildete ſich dann durch die Werke Marpurg's, Kirnberger's
u. a. ſelbſt weiter. Von Leopold Kozeluch erhielt er die höhere
Ausbildung im Klavierſpiel 'und durch die italieniſchen Geſang-
lehrer, welche im Kowarz'ſchen Hauſe unterrichteten, fand er
Gelegenheit, ſeinen Geſchmack zu läutern. Nach einiger Zeit
gab er ſelbſt außer dem Hauſe Unterricht im Klavierſpiele und
verließ endlich das Haus ſeines bisherigen Wohlthäters ganz.
Jm Jahre 1811 übernahm er den Geſang⸗ und Klavier-
unterricht der Blinden im k. k. Blindeninſtitute und ſtudirte
nebenbei den doppelten Contrapunkt. 1820 wurde er mit Abbé
Stadler bekannt, der ihn aufmunterte, ihm manche nützliche
Winke gab und ihn bei dem damaligen Hofmuſikgrafen, Moritz
Graf von Dietrichſtein, beſonders empfahl. 1824 erhielt er
die zweite Hoforganiſtenſtelle und rückte im nächſten Jahre ſchon,
nach Worziſchek's Tode, zum erſten Hoforganiſten vor. Seine
freien Stunden widmete nun Sechter dem Unterrichte ſeiner
eigenen Kinder und jener erwachſenen Perſonen, die die Har-
monielehre und den Contrapunkt nach ſeiner Methode ſtudiren
wollten einerſeits, andererſeits aber der Compoſition und der
Vervollkommnung und Aufzeichnung ſeiner Methode. Von ſeinen
Schülern ſind beſonders bekannt: Thalberg, Döhler, Henzelt,
Preyer, Bibl, Galli, Bruckner u. A. Durch 10 Jahre war
Sechter Klavierlehrer der, k. k. Hofſängerknaben und ſeit 1850
ertheilte er im Wiener Conſervatorium Unterricht in der Har-
monielehre und im Contrapunkte. Sechter war durch 45 Jahre

Niederſchopfheim. Nachdem die hieſige Pfarrge-
meinde ſich ſchon viele Jahre nach einem größeren ſchönern
Geläute geſehnt hatte, iſt ihr endlich im Monate Mai ds. J.
ein ſolches zu Theil geworden. Die Glockengießer Gebrüder
Koch von Freiburg haben dasſelbe zu unſerer vollſten Zufrieden-
heit geliefert. Schon ihrem Aeußern nach präſentiren ſich die
drei neuen Glocken höchſt kräftig und imponirend und zeigt von
Allem der Mundrand eine beträchtliche Dicke, was für den
Klang von großem Belange iſt. Die jeder Glocke aufgegoſſene
Figur und Schrift iſt ſchön modellirt, die Glocken ſelbſt ſind
glänzend hell. Der Klang jeder Glocke iſt voll und weittra-
gend, die Stimmung rein und paßt genau zu der beibehaltenen
alten Glocke. Allgemein erfreut und entzückt war man daher
auch hier und in der Umgegend, als man die herrlichen Töne
dieſes melodiſchen Geläutes zum erſtenmale hörte. Die Gebrü-
der Koch haben darum das Vertrauen, das man in ſie geſetzt
vollkommen gerechtfertigt, und kann man dieſe Meiſter zu wei-
teren Beſtellungen beſtens empfehlen. Dank aber, inniger Dank
gebührt den vorgeſetzten Behörden, welche durch gütige Be-
willigung eines namhaften gutthatsweiſen Beitrages aus hieſigem
Kirchenfond der baupflichtigen Gemeinde die Anſchaffung des Ge-
läutes ermöglichten!
Menningen, A. Meßkirch. Durch die opferwillige
Freigebigkeit eines von hier gebürtigen und ſchon ſeit längerer
Zeit in Baltimore in Nordamerika ſich aufhaltenden eifrigen
Katholiken wurden wir in Stand geſetzt, unſere Pfarrkirche
angemeſſen zu reſtauriren und bedeutend zu verſchönern. Der
Genannte hat nämlich dem Ortspfarrer die bedeutende Summe
von etwas über 1200 fl. zu obigem Zwecke zur Verfügung ge-
ſtellt. Es wurden zwei neue Seitenaltäre, von Hrn. Bildhauer
Marmon in Sigmaringen in romaniſchem Styl gefertigt, auf-
geſtellt. Der eine iſt geſchmückt mit der ſehr ſchön ausgear-
beiteten Statue des heil. Sebaſtian; der andere mit der der
ſchmerzhaften Mutter Maria unter dem Kreuze, den Leichnam
Jeſu auf dem Schooße tragend, eine vortrefflich gelungene und
ſehr anſprechende Grnppe. Da noch Mittel vom hieſigen Kirchen-
fonde flüſſig wurden, ſo konnten auch der Chor und der Hoch-
altar reſtaurirt werden. Letzterer wurde neu gefaßt und vergoldet

*) Dieſer Fall wird ſo erzählt: Greipl gab ſeinen Wiener Gäſten
zu Ehren eine Tafel. Man benöthigte Jemanden zum Auftragen der
Speiſen und wendete ſich an Sechter, der dieſe Aufgabe übernahm,
jedoch gleich bei der erſten Schüſſel unter der Thüre ſtolperte, fiel und
die Suppe auf den Boden warf. Die Gäſte lachten, Sechter aber lief
voll Scham davon und ließ ſich nicht mehr ſehen. Natürlich wurde
gefragt, wer der junge Menſch ſei: Greipl erzählte, daß er abſolvirter
Lehramtscandidat ſei und ſich hier ſo lange aufhalte,,,bis er einen
Poſten bekomme. Kowartz ſagte nun, er wolle ihn mit ſich nehmen
nach Wien, da er ſelbſt eines Hauslehrers bedürfe. Sechter wurde
geholt und der Antrag ihm mitgetheilt. Er nahm ihn an und kam
ſo nach Wien.
 
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