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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 12.1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.7190#0007
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— 237 —

von Maler Stadler in Meßkirch und iſt namentlich die Taber-
nakelniſche wegen der kunſtvoll in Gold gravirten Ornamente
rühmend hervorzuheben; außerdem wurden neue Stationen aus
der bekannten Gypen'ſchen Kunſtanſtalt in München angeſchafft.
Der Hochaltar wurde mit einem großen Crueifixe von Ahorn-
holz in der Art verſehen, daß letzteres, auf dem Tabernakel
angebracht, den Abſchluß des Altares bildet. Dasſelbe kommt
aus der Kunſtanſtalt von Hrn. Leo Wörl in Würzburg. Der
Corpus mißt etwas über halbe Lebensgröße und iſt meiſterhaft
gearbeitet. Preis ohne Kreuz nur 45 fl. Wir fühlen uns
verpflichtet auf dieſe Leiſtung der Wörl'ſchen Anſtalt zu deren
Empfehlung aufmerkſam zu machen. Ehre aber auch ſolchen
katholiſchen Männern, welche auch noch im fernen Amerika, wo
ſie ohnehin für kirchliche Bedürfniſſe ſtark in Anſpruch ge-
nommen ſind, doch ihrer Mutterkirche in der alten Heimath
noch gedenken und in frommer Opferwilligkeit für deren Zierde
noch eifern.

*Ueberlingen, 26. Juni. Anläßlich der zur Zeit in
Angriff genommenen Münſter-Reſtauration wurde dieſer
Tage eine für die Baugeſchichte der Kirche ſehr intereſſante Ent-
deckung gemacht. Bei der Ausbeſſerung der Vorhalle (Haupt-
portal) an der ſüdlichen Münſterſeite trat nämlich nach Weg-
nahme einiger ſchadhafter Quadern ein vollſtändiger Strebepfeiler
mit kunſtreich behauener Spitzſäule (Fiale) mitten in der Mauer
zu Tage, und zwar auf beiden Seiten des Portales. Hierdurch
iſt die von Sachkennern ſchon längſt aufgeſtellte Behauptung
beſtätigt, wornach der hieſige Dom nach dem urſprünglichen
Bauplan ſeinen Abſchluß in den 5 Schiffen gehabt, welche von
einem einfachen Giebeldache überdeckt waren. Bei Aufſtellung
der Seitenaltäre ergab ſich iedoch, daß der Raum zu klein war,
und es wurden an jedes der äußerſten Schiffe nach Durch-
brechung der Außenmauern — wovon noch deutliche Ueberreſte
vorhanden — Seitenniſchen für die Seitenaltäre angebracht, die
Außenmauern um etwa 1 2 Meter hinausgerückt, die Fenſter
verbreitert, um mehr Licht für den erweiterten Raum zu ge-
winnen, außer dem Hauptdach — wovon noch auffällige Spuren
an den Thürmen zu ſehen — noch zwei Seitendächer angebracht.
Die jetzigen, alſo ſpäteren Umfaſſungsmauern und Strebepfeiler
befinden ſich etwa 1 ,2 Meter von den urſprünglichen nach
Außen gerückt.

derartigen Forſchungen über die deutſche Schweiz in die Oeffent-
lichkeit getreten ſind.
* München, 16. Mai. Jn der alten Pinakothek ſind
in jüngſter Zeit ſämmtliche Bilder des elften Kabinets, darun-
ter Rembrandt's berühmte Darſtellungen aus dem Leben Chriſti,
dem Pettenkofer'ſchen Regenerationsverfahren unterworfen wor-
den. Die Wirkung iſt eine in der That wunderbare. Man
glaubt ganz andere, ganz neue Bilder zu ſehen, friſch von der
Staffelei des Malers weg. Wenn das Pettenkoferſche Ver-
fahren, welches darin beſteht, durch kalte Spiritusdünſte den
blind gewordenen Firniß alter Bilder auflöſen und verzehren
zu laſſen, die Altersprobe beſteht, d. h. wenn auf den danach
behandelten Gemälde nicht etwa noch nach längerer Zeit erſt
üble Folgen ſichtbar werden, dann iſt Pettenkofers Erfindung
eine der ſchönſten und erfreulichſten, die man ſich denken könnte.
* Hannover, 7. Juni. Jn der Kreuzkirche, welcher der
Herr Paſtor Richter als Seelenhirte vorſteht, befanden ſich ver-
ſchiedene zurückgelegte Sachen, welche man unter den Hammer
zu bringen für gut fand. Der Auctionator bot u. A. auch ein
Meßgewand aus, welches gut und gern ſeine 350 Jahre alt
ſein mochte; man hätte daſſelbe wohl als eine Erinnerung an
die alte Zeit, als eine Antiquität aufbewahren können, aber
unſere Zeit hat wenig Jntereſſe für ſolche Dinge, und Herr
Richter, ein ebenſo guter Welt⸗ wie Logemann, auch nicht. Der
Herr Paſtor primarius erſtand die Caſel, und als homo prac
ticus ſandte er ſie in eine Färberei, von wo ſie zum Schnei-
der wanderte, welcher dann Sr. Ehrwürden eine — Weſte
aus derſelben anfertigte.
Hannover, b. Juli. Der vor etwa zwei Jahren ver-
ſtorbene Biſchof von Hildesheim hat ſein ganzes Vermögen für
kirchliche und wohlthätige Zwecke beſtimmt, und zwar ſollte ein
Theil davon zur Unterſtützung der Miſſionen, d h. der Neu-
gründung von katholiſchen Kirchen in proteſtantiſchen Gegenden
verwandt werden; ein anderer Theil dagegen war für die Er-
ziehung armer Waiſenkinder katholiſcher Confeſſion beſtimmt.
Den Beſtimmungen des Erblaſſers gemäß iſt mit dem Ver-
mögen bereits verfahren, ſo weit daſſelbe flüſſig war oder mit
Leichtigkeit flüſſig gemacht werden konnte. Zu der Hinterlaſſen-
ſchaft des verſtorbenen Biſchofs gehört auch eine ſehr bedeutende
Sammlung von Oelgemälden, Antiquitäten aller Art, nament-
lich kirchlichen Charakters, ferner einige Manuſcripte und eine
Anzahl von Jncunabeln. Die überwiegende Mehrzahl der Oel-
gemälde iſt nur von geringem Werthe, aber doch befinden ſich
darunter einzelne, welche die Aufmerkſamkeit der Kenner ver-
dienen. Namentlich iſt darunter ein ächter Fieſole beſonders
hervorzuheben, der wohl nur wenigen Kunſtkennern bekannt ſein
dürfte. Außerdem ſind noch einige Niederländer erwähnenswerth.
Das Domcapitel, dem die Ausführung des Teſtaments über-
tragen iſt, wünſcht womöglich dieſe ganze Hinterlaſſenſchaft an
einen Käufer zu veräußern, ſoll indeſſen auch bereit ſein, ge-
wiſſe, leicht ſich ausſcheidende Gruppen von Gemälden zu ver-
kaufen. Auch auf den Fieſole allein würde es eventuell Ge-
bote annehmen. Bis jetzt aber ſcheinen kaufluſtige Liebhaber
ſich noch nicht eingeſtellt zu haben.
* Padua. Die Kirche des hl. Antonius zu beſuchen, wird
wohl Niemand unterlaſſen, ſei es nun, daß er der Andacht oder
des Kunſtgenuſſes wegen nach Jtalien gekommen iſt. Aber ein
anderes Kunſtdenkmal möchte ich mehr betonen, weil es in der
Eile öfters übergangen wird. Kommt man vom Bahnhof her
durchs Thor und wendet ſich links, ſo gelangt man bald auf
den Platz vor der Kirche der Eremitani. Daſelbſt, in einem
anliegenden Garten verſteckt, welcher die Arena eines ehemaligen
römiſchen Amphitheaters einnimmt, treffen wir in traulicher
Abgeſchiedenheit die kleine Grabkirche der Serovegni, Madonna
dell' Arena genannt, welche 1303 erbaut und in den folgenden

Baſel. Das Münſter hat ein neues Geläute be-
kommen, gegoſſen von Keller in Schaffhauſen. Die größte
Glocke wiegt 130 Ctr. Die alte ,,Papſtglocke'', welche von
dem am Basler Concil ernannten Papſte Felix V. dem Mün-
ſter geſchenkt wurde, im Jahre 1442, wog 150 Centner. Mit
dem Geläute wurde auch der Kreuzgang hinter dem Münſter
reſtaurirt. Die gothiſchen Fenſter gegen den Hof und gegen
den Rhein bieten eine liebliche Ausſicht auf einen Garten und
die blühende Landſchaft jenſeits des Fluſſes.
Einſiedeln. Der als gelehrter Kenner der Muſik-
geſchichte rühmlichſt bekannte Benedictiner von Einſiedeln,
P. Anſelm Schubiger, hat ſoeben im Commiſſionsverlag
von Gebr. Karl und Nikolaus Benziger eine ſehr intereſſante
muſikaliſch-hiſtoriſche Skizze über ,,die Pflege des Kirchen-
geſanges und der Kirchenmuſik in der deutſchen
katholiſchen Schweiz'' veröffentlicht. Die allerdings nicht
umfangreiche Arbeit (60 S. in 4o.) iſt das Reſultat vieljähriger
Aufzeichnungen und Quellenſtudien. Von den erſten Anfängen
des Kloſters St. Gallen an bis auf die Gegenwart erſcheint
da mancher berühmte Name, manchem vergeſſenen wird die
verdiente Anerkennung zu Theil unn der Leſer erhält ein Ge-
ſammtbild der nicht unbedentenden Leiſtungen auf dieſem Gebiete
in den vergangenen Jahrhunderten. Dieſe Schrift verdient um
ſo mehr Anerkennung, als, unſeres Wiſſens, bis heute keine
 
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