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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Editor]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 12.1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.7190#0012
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— 242 —

Wozu ſo Herrliches, ſo Mancherlei? wozu die Bilder des Böſen
vermiſcht mit jenen des Guten?
Um zu unterſtützen die Künſte und Künſtler;
Um zu tröſten die Wittwen und Waiſen;
Um zu belehren die nach Wiſſenſchaft Strebenden von nah'
und fern;
Zur Erheiterung der Gäſte und der Betrübten;
Um zu vertreiben unnütze Spiele und jene, welche ſie lieben.
Aber woher dieß Alles beſtritten? Mit der Erübrigung weiſer
Sparſamkeit und mildthätiger Spenden.
Mit welchem Aufwande der Zeit und der Arbeit? Mit der
Zeit der Muße zur Erholung der Arbeitsmuden.
Mein Herr! ſprach zu mir der Fremde, Sie waren jene
Stimme: Tolle, lege! Jch will Auguſtin ſein, und bekehrt aus
dieſem Kloſter gehen. Welche unabſehbare Reihe von den wichtigſten
Betrachtungen ließe ſich an obige Geſchichte, näher an obige
Jnſchrift anknüpfen! Man ſpricht ſo viel von dem Luxus
und der Prachtliebe der Klöſter, und bedenkt dabei nicht, welche
Rückwirkungen die Kunſtliebe auf das bürgerliche Wohl der
Außenwelt und auf das moraliſche Wohl der Kloſterbewohner
ſelbſt hatte. Jn den Bauten, Malereien, Schnitzwerken rc.
der Klöſter fanden hunderte von Perſonen Beſchäftigung und
Unterhalt, die Künſtler Anregung und Lohn ihrer Mühe; —
die Säculariſation trat ein und jene Hunderte kamen in dürf-
tige Verhältniſſe und theilweiſe an den Bettelſtab; die Kunſt
concentrirte ſich in Einzeluen, welche das Glück hatten, einen
Mäcenas zu finden, während die Allgemeinheit künſtleriſcher
Beſtrebungen ſich verlor! Die Kapellen und Kirchen mit ihren
herzerhebenden Verzierungen zogen ehemals in Mußeſtunden die
Leute an ſich, welche jetzt über den verödeten Boden dieſer nun
niedergeriſſenen kirchlichen Gebäude hinweg den Wirthshäuſern
und Spieltiſchen zueilen. Der Beſuch eines Kloſters, der Ge-
nuß der wiſſenſchaftlichen und künſtleriſchen Produkte in den-
ſelben, die glückliche Wahl der Vorſtellungen an letzteren, welche
die religiöſe Saite des menſchlichen Gemüthes ſo mächtig an-
ſchlugen, erregte in Manchen Gefühle und Vorſätze, welche
ſeinem ganzen Leben eine für Zeit und Ewigkeit wichtige Wen-
dung gab; die großartigen Almoſen und Stiftungen, welche in
die Klöſter floſſen, fanden hier einen Depoſitionsort, welchem ſie
nur die würdigſte Verwendung entlockte. Die Zeiten haben
ſich geändert! Die Klöſter ſind nicht mehr; aber die Folgen
der Säculariſation werden Manchen — wenn er es auch, um
ſeine eigene Schwäche nicht eingeſtehen zu müſſen, verſchweigt,
zur Beſinnung gebracht haben und denken laſſen: Wie wahr
und in gutem Sinne zu nehmen iſt doch das Sprichwort:
Unter dem Krummſtab war gut wohnen!

wieſen, daß der Umguß vorgenommen werden muß. Die nöthi-
gen Schritte zur Genehmigung dieſes koſtſpieligen Werkes ſind
bereits geſchehen; es werden 5 bis 6000 Thaler dazu erfor-
derlich ſein.
* Paris. Am 23. Juli ſtarb zu Paris in hohem Alter
der Maler Louis Charles Auguſte Couder, einer der bedeutend-
ſten Meiſter der franzöſiſchen Schule, Mitglied der Akademie.
Couder war 1789 geboren, Schüler von David und Regnault.
Jm Jahr 181 gewann er mit ſeinem Gemälde ,,Der Levite
von Ephraim'', welches in das Muſeum des Luxembourg auf-
genommen wurde, den erſten Preis. Es war ein ſehr tüchtiger
Meiſter im hiſtoriſchen Fache und hat namentlich aus der neueren
franzöfiſchen Geſchichte ſehr bedeutende Bilder geſchaffen, von
denen ſich eine Anzahl im hiſtoriſchen Muſeum von Verſailles
befinden. Jm Jahre 1833 war Couder eine Zeit lang in
München, um die Technik der Freskomalerei zu ſtudiren, welche
er ſpäter in mehreren monumentalen Gemälden in verſchiedenen
Kirchen von Paris angewandt hat; ſo in St. Gervais den
heiligen Ambroſius, welcher dem Kaiſer Theodoſius den Ein-
tritt in die Kirche verwehrt; in Notre Dame de Lorette die
Steinigung des heiligen Stephanus; in der Madeleine das
Gaſtmahl bei den Phariſäern, und verſchiedene Bilder aus der
bibliſchen Geſchichte in St. Germain l'Auxerrois. Jm Louvre
malte er allegoriſche Darſtellungen an der Decke des Apollo-
ſales. Auch viele vortreffliche Portraits hat er geſchaffen. Als
Coloriſt hat er großen Einfluß aüf die jüngere franzöſiſche Schule
ausgeübt, die neuere Richtung jedoch, welche die Kunſt und der
Kunſtgeſchmack in Frankreich genommen haben, hat ihn und
ſeine Werke einiger Maßen in Vergeſſenheit gebracht.
*Jnnsbruck. Jm Jahre 1823 traten einige angeſehene
Beamfe und Bürger in Jnnsbruck zuſammen, um einen Verein
zu bilden, der in einem Lokale Proben der vorzüiglichſten künſt-
leriſchen und induſtriellen Erzeugniſſe Tirols ſammeln ſollte.
Nachdem der Plan vom Kaiſer gebilligt war, bildete ſich der
Verein regelrecht, veröffentlichte ſein Vorhaben und wandte ſich
an die Naturforſcher und Fabrikanten Tirol's, welche mit
freundlichem Entgegenkommen antworteten. Dieſer Verein be-
ſteht augenblicklich aus 800 Mitgliedern, von denen jedes einen
Jahresbeitrag von wenigſtens 10 Franes entrichtet. Mit die-
ſer Einnahme, die durch einen Staatszuſchuß und durch eine
hochherzige Gabe des Kaiſers vermehrt wurde, hat man ein
prachtvolles Gebäude aufgeführt, welches nunmehr eine Gallerie
der verſchiedenſten und intereſſanteſten Merkwürdigkeiten enthält.
Man findet hier eine ſchöne Sammlung von Gemälden, von
Holzſchnitzereien, von Stichen der berühmteſten Tiroler Künſt-
ler, eine ſehr vollſtändige geologiſche und mineraliſche Samm-
lung aus Tirol und eine mit ſeltenem Geſchick geordnete
Vögelſammlung. Die Fabrikarbeiter des Stubaierthales haben
Miniaturmodelle aller Eiſen- und Stahlwerkzeuge geliefert,
die ſie verfertigen; die Bewohner der ſüdlichen Provinzen
haben Muſter ihrer Sammt- und Seidenſtoffe geſchickt. Die
Bäuerinnen haben die feinſten Stränge ihrer Flachsfäden
und die Juweliere ihre kunſtvolle Arbeit gebracht; und Jeder,
der auf ſeinem Felde eine kleine Statue von Bronce oder Stein,
eine alte Münze fand, brachte ſie eiligſt dem Muſeum. Dieſe
Gegenſtände ſind in verſchiedenen Sälen ausgeſtellt und die
naturgeſchichtlichen Sammlungen wiſſenſchaftlich geordnet worden.
Man kann hier in wenigen Stunden alles ſehen was Tirol auf
ſeinem Gebiete liefert, ſowohl in der Kunſt als in der Jn-
duſtrie. Dies iſt eine fortwährende und fortſchreitende Aus-
ſtellung der Reichthümer des Landes; jeder Tag bringt neue
Erzeugniſſe der Jnduſtrie, und wenn man die alten Erzeugniſſe
mit den neuern vergleicht, welche der Verein ſeit einigen Jahren
geſammelt, ſo muß man darin ein gutes Zeichen für die Zu-
kunft erkennen. Es wäre ſehr wünſchenswerth, daß man in den
Hauptſtädten der Provinzen ähnliche Sammlungen veranſtaltete.

Mittheilungen.
Hildesheim, 19. Juli. Der tauſendjährige Roſen-
ſtock am Chore des hieſigen Domes (aus der Zeit Kaiſers
Ludwig des Frommen ſtammend), hat auch in dieſem Sommer
wieder herrlich geblüht und den kleinen, von Kreuzgängen und
Arcaden umſchloſſenen Friedhof der St. Annenkapelle mit ſeinem
Dufte erfüllt. — Von Jntereſſe für Kunſt und Archäologie iſt
es, daß die berühmte Säule auf dem großen Domhofe, ein
Werk des h. Biſchof Bernward, jetzt nach ſo vielen Jahren,
wo ſie ohne Capitäl dageſtanden, ein neues Gußcapitäl nach
dem Modell des Bildhauers Nuſthardt hierſelbſt erhält. Aus
Unverſtand oder Mißachtung war einſt von proteſtantiſchen
Kirchenvorſtehern der Michaeliskirche das Capitäl dieſer Säule
als Glockengut zum Schmelzen verwendet worden. Auch die
geſprungene größte Domglocke ſieht ihrer Herſtellung entgegen,
der Riß war ausgefeilt worden mit großem Aufwande von
Zeit und Koſten, aber der Klang hat ſich beim Abendangelus
am 8. d. M., wo die Glocke geprüft worden, ſo verzerrt be-

Verantwortliche Redaction: Dr. Stephan Braun. — Druck und Verlag der J. Dilger'ſchen Buchdruckerei
 
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