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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 12.1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.7190#0021
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Chriſtliche

iunſtblätter.

Organ des hriſtlichen Kunſtvereims der Erzdiöcrie reiburg.
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 137.

Domine diloxi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

1873.

Harfenklänge eines frühverklärten Prieſters und ehe-
maligen preußiſchen Staatsgefangenen

des Kölner Kirchenſtreites gewälzt wurde. Eine Zurückweiſung dieſer
Beſchuldigung wird wohl gegenwärtig nicht mehr nöthig er-
ſcheinen. Er ſelbſt hatte ſich vollſtändig als Opfer für die
Sache Gottes dargebracht, und von dieſem Geſichtspunkte aus-
gehend, ſprach er ſelbſt im Kreiſe vertrauter Freunde nur höchſt
ſelten ein Wort über das, was er erlebt hatte. Nach ſeiner
Freilaſſung unter König Friedrich Wilhelm JV. nahm ihn
Biſchof Laurent nach Luxemburg, wo er am Prieſterſeminar als
Profeſſor der Dogmatik wirkte und 1855, von Alt und Jung
betrauert, geſtorben iſt. Sein Porträt auf dem Titelblatt der
Gedichte zeigt einen tiefernſten und ſchwermüthigen Jüngling
mit geiſtvollem Blick. Jn den Liedern, größtentheils geiſtlichen
Jnhaltes, ſchlägt immer eine patriotiſche Geſinnung, ein tiefes
Nationalgefühl vor. Unter den geiſtlichen Dichtungen zeichnet
ſich ein Marienlied von beſonderer Schönheit aus:

Wie der gold'ne Regenbogen
Auf der Wolken dunklem Grund,
Wenn die Wetter ſich verzogen,
Kündet heil'gen Friedensbund:
Alſo ſtehſt du, Hehre, Reine,
Als ein Zeichen Gott geweiht,
Daß die Gnade wieder eine,
Was der Sünde Fluch entzweit

Manche helle Sterne ſcheinen
Aus des Himmels tiefer Fern';
Doch von allen ſah ich keinen
Klarer als den Morgenſtern.
Du Maria magſt wohl gleichen,
Dieſem goldenen Morgenſtern,
Ja du biſt ein Himmelszeichen,
Kündeſt uns den Tag des Herrn

*8* Eduard Michelis, dieſer ſo frühe vollendete katholiſche
Dulder, der als Leidensgefährte des glorreichen Erzbiſchofs
Clemens Auguſt von Köln unvergänglichen Nachruhm ſich er-
worben, und wie ein verdienſtvoller Pfleger der heil. Wiſſen-
ſchaft als Lehrer und Schriftſteller, ſo ein eifriger Förderer
der katholiſchen Jntereſſen, eine Zierde der Piusvereine und ein
Mitbegründer des Bonifaciusvereins geweſen, war ein Bruder
des unglücklichen, bedauernswerthen Dr. Fr. Michelis, welcher
im Verein mit abgefallenen Katholiken, ungläubigen Proteſtanten
und liberalen Juden an der Schädigung der katholiſchen Kirche
arbeitet. Möge der verklärte Geiſt ſeines als Martyrer für die
Kirche geſtorbenen Bruders am Throne Gottes ihm die Gnade
erflehen, nicht von der Erde zu ſcheiden, bevor er ſich mit der
jetzt ſo ſchwer gekränkten Mutter wieder ausgeſöhnt und ſeine
unſägliche Verblendung bitter beweint. Die Seele jenes wür-
digen Prieſters Eduard Michelis war zugleich eine Quelle der
ſchönſten religiöſen Dichtungen; was er glaubte, betete, liebte
und hoffte, hat in goldenen Dichterworten ſeinen Ausdruck ge-
funden. Aus ſeinem Nachlaſſe ſind (Luxemburg 1857) ,,Lieder
aus Weſtphalen'' erſchienen, über welche das Literaturblatt des
damals noch vorurtheilsloſen Proteſtanten Dr. W. Menzel
ſeiner Zeit folgendes ehrenvolle Urtheil fällte: E. Michelis, der
Sohn eines Officiers, in Weſtphalen geboren, wurde in ſeinem
22. Jahre Hauscaplan des Erzbiſchofs Clemens Auguſt von
Köln (1836) und im nächſtfolgenden Jahre mit dieſem in Folge
der bekannten Kölner Wirren verhaftet. Er hielt treu zu ſeinem
Biſchof. Man hat in jener Zeit alle erdenklichen Schmähungen
auf den armen Jüngling gehäuft, der, erſt 23 Jahre alt, doch
beſchuldigt wurde, die Seele der damaligen kathol. Oppoſition
geweſen zu ſein und den Erzbiſchof beherrſcht (4) zu haben. Jn
der kurzen Biographie, welche ſeinen Gedichten voranſteht, wird
geſagt: Unmittelbar gelitten hat gewiß keiner ſo viel unter
dem Ereigniſſe als er; ich meine nicht blos die faſt vierthalb-
jährige, zum Theil ſo harte Gefangenſchaft, welche die Blüthe
ſeines irdiſchen Lebens gebrochen hat, ſondern auch die Verunglim-
pfung, die auf ihn als den angeblichen Urheber und das Werkzeug

Einer Wüfte gleicht das Leben, Blumen blühen auf den Auen,
Einem Meere, ſtürmiſch rauh; Sinnig ſchön voll Farbenpracht,
Auf den Fluthen Schiffe ſchweben Doch wohl keine iſt zu ſchauen,
Ohne Maſt uid Ankeriau; Welche gleich der Roſe lacht.
Doch am dunkeln Himmelsbogen Eine Roſe, die im Kelche
Schimmert leitend noch ein Stern; Süßen Himmelsduft verſchließt
So ein Stern in Leidenswegen Eine Roſe biſt du, welche
Biſt du, fromme Magd des Herrn. Gnadenthau aus ſich ergießt

Auf den Trümmern eines Benedictinerkloſters ſingt der
fromme Dichter:

1) Rauſchend zieh'n abhin die Wogen;
Gleich dem ſchnellen Strom der Zeiten,
Müſſen ſie zum Meere gleiten,
Halbgeſunk'ne Kirchenbogen,
Schauen nach den flücht'gen Wogen

2) Jſt denn nichts von euch geblieben,
Männer, die von Lieb' durchdrungen,
 
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