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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Editor]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 18.1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.7196#0014
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— 412 —

mit Palmen und Roſen, welche ſie auf die Gruppe herab-
ſtreuen. So ſtellt das Mittelbild gleichſam die Huldigung
des durch die ſilberne Hochzeit neu vereinten kaiſerlichen
Ehepaares dar, der Muttergottes dargebracht durch die
Schutzheiligen des Paares und von ihr in Gnaden aufge-
nommen. Die beiden Flügel enthalten die Bildniſſe der
hohen Stifter des Bildes, welche in andachtsvoller An-
betung begriffen dargeſtellt ſind. Auf dem rechten Flügel
(vom Beſchauer aus) kniet auf der Stufe eines Betſchemels
Erzherzogin Giſela, in ſcharfem Profil geſehen, und betet
aus einem Buch. Sie trägt ein ſchweres weißes Kleid, um
Hals und Taille ſind koſtbare, mit großen Edelſteinen ge-
ſchmückte Ketten geſchlungen, vom Gürtel hängt ſeitwärts
ein prächtig emaillirtes Kreuz herab. Auf dem Kopfe trägt
die Erzherzogin eine Krone, von dem ein goldgeſtickter,
weißer Schleier niederwallt. Dicht hinter ihr ſteht aufrecht
an einem Fenſter in prächtigem Ordens-Ornate ihr Gatte,
Prinz Leopold. Der blaue Vorhang des Fenſters und der
rothe Sammt⸗Teppich des Betſchemels zeigen das bayeriſche
Wappen. Auf dem linken Flügelbilde ſieht man eine rei-
zende Kinderfigur, ſchneeweiß gekleidet, ein Krönlein auf
dem reichen, lang hinabfließenden Haare, gleichfalls knieend
und die gefalteten Händchen mit ächt kindlicher Geberde
gerade vor ſich hin geſtreckt. Es iſt Erzherzogin Marie
Valerie und hinter ihr ſteht aufrecht im Ornate des gol-
denen Vließes Kronprinz Rudolf. Der gelbe Fenſtervorhang
zeigt den ſchwarzen Doppeladler und auf der blauen Sammt-
decke des Betpultes iſt das erzherzogliche Wappen geſtickt.
Jn der Durchführung dieſes reichen Thema's iſt Canon
nicht hinter ſeinem ſchönen Weltausſtellungsbilde zurückge-
blieben. Die Hauptgruppe iſt eine volle prächtige Compo-
ſition; die Figuren gehören zu dem Beſten, was man von
ihm geſehen, und haben ungemein ausdrucksvolle Köpfe.
Wenn es nicht ſchade wäre, eine Blume von dem voll-
blühenden Stocke zu pflücken, ſo möchten wir den heiligen
Franciscus beſonders hervorheben, der in jeder Faſer Aus-
druck iſt. Die Porträts ſind etwas ceremoniöſer ausgefallen,
was übrigens auch in der Natur der Situation liegt; die
Figuren ſind durch die göttliche Gegenwart gebunden und
ſind ſtumm, wo Heilige ſprechen. Gemalt aber iſt Alles mit
voller Meiſterſchaft. Es iſt eine ernſte, große Darſtellungs-
weiſe, die ſich nicht in Kleinlichkeiten verläppert. Die Farbe
hat Saft und Tiefe; ſie flattert nicht an der Oberfläche
der Gegenſtände, ſondern ſcheint aus ihrem Jnnerſten
hervorzuquellen.
Die drei Bilder ſind von einer mächtigen Renaiſſance-
Architektur in ſchwarzem Holze umrahmt, welche ſich durch
vier ſchöne korinthiſche Säulen gliedert und ſich über dem
Mittelbilde zu einem reichen, halbrunden Giebel aufbaut.
Der ſchöne Entwurf rührt von dem Architekten Gieſel her.
(Fremd. Bl.

der herrlichen Rheinpfalz vorüber, ohne deren Burgen zu
beſichtigen und unter freundlich Geſinnten bei einem guten
Glas Wein kurzen Halt zu machen. - Außer der geſchicht-
lich bekannten Ruine ,,dem Trifels'' iſt es gewiß Dürckheim
an der Hardt mit ſeiner prächtig gelegenen Limburg, welches
die meiſten Bewunderer anzieht. Sprächen nicht die Ruinen
dafür, welche wir als Zeugen einer großen Vergangenheit
anſtaunen, ſo würde uns die mittelalterliche Literatur be-
lehren von der einſtigen Größe, der Pracht und des Reich-
thums der Abtei. Es war dies beſonders der gelehrte Abt
des Kloſters Hirſchau bei Calw, Trithemius v. Sponheim,
welcher über die Abtei uns eine Beſchreibung hinterließ.
Die reichen Pfründen der Abtei ſtachelten die benachbarten
Grafen Leiningen auf der Hardenburg zu einem fortgeſetzten
Strauß an, bis ſchließlich die Abtei unterlag. Jm Jahre
1497 drangen die Leininger ein und zerſtörten dieſelbe theil-
weiſe; im Jahre 1514 ſollte ſie durch den gleichen Feind
auf die brutalſte Weiſe ganz untergehen. So fiel die prächtige
Stiftung des deutſchen Kaiſers aus fränkiſchem Geſchlechte.
— Konrad J., der Salier, legte perſönlich au einem und
demſelben Tage, nämlich am 26. Juli 1030, den Grund-
ſtein zur Abtei Limburg und zum Dom in Speier.
Bei der gänzlichen Zerſtörung haben wahrſcheinlich Hörige
der Abtei aus den Orte Grethen, welches am Fuße des
Kloſterberges liegt, aus Pietät das beregte Madonnenbild
gerettet. Es war ihnen wohl das Heiligſte und, ſeiner voll-
endeten Schönheit wegen, auch das Koſtbarſte der Abtei-
kirche. Auf dem Speicher eines alten Gebäudes in Grethen
lag dieſe Statue vergeſſen, bis vor etwa 40 Jahren ein
kunſtſinniger Geiſtlicher, darauf aufmerkſam gemacht, ſolche
von dem Jnhaber des Hauſes erſtand. Als der Geiſtliche
älter wurde und einſtens ſeine geſammelten Sachen gut ge-
borgen wiſſen wollte, entſchloß er ſich, das Madonnenbild
dem Domeapitel in Speyer zum Geſchenke anzubieten. Es
leitete ihn dabei der Gedanke, daß der Dom in Speyer
allein dazu berufen ſei, das Bildniß zu bergen; erſtens als
koſtbarer Schmuck nach ſeiner erfolgten Wiederherſtellung
und dann des geſchichtlichen Jntereſſes wegen, indem die
Abtei Limburg und der Dom zu Speyer eine Entſtehungs-
geſchichte haben. — Man gab dem alten Herrn von Speyer
aus keine Antwort, und ſo wanderte das Bild, anſtatt in
den Dom nach Speyer, in Privatbeſitz.
Profeſſor Lübke erklärte das Madonnenbild als einzig
ſchön und verlegte die Zeit der Entſtehung desſelben in
das erſte Drittel des XJJ. Jahrhunderts. Als man
die erſten Steine zum jetzigen Straßburger Münſter zu-
ſammenbrachte, war dieſe in Lebensgröße aus Eichenholz
geſchnittene Madonnenſtatue bereits die Zierde des Haupt-
altars der prächtigen Abteikirche zu Limburg. — Profeſſor
Steinle, welcher eine Parallele zog zwiſchen dem von ihm
gefaßten Muttergottesbilde im Kölner Dom, entſchied ſich
ſofort für das Prioritätsrecht des Limburger Bildes und
betonte als weitere Merkwürdigkeit an demſelben die
früheſte bekannte bildliche Darſtellung des Herzens Jeſu.
Das Chriſtuskind hält nämlich in ſeiner rechten Hand dem
Anblickenden das Herz entgegen. Urſprünglich war die
Statue polychromirt, das Kopftuch der Mutter Gottes
weiß, der Rock roth, der Mantel blau mit goldenen
Sternen, der Rock des Kindes grün: die Farben leuchten,
ſoweit dieſelben fragmentariſch erhalten ſind, transparent·
was auf Glanzvergoldung ſchließt, welcher Laſurfarben
aufgeſetzt worden. Das Haar der Madonna iſt vergoldet,
das Geſicht iſt noch vollſtändig urſprünglich erhalten. Ueber
dem Kopftuche deutet ein kleiner Abſatz auf eine Krone hin,
welche das Haupt einſtens ſchmückte, und kleinere Häkchen

* Die Madonna von Limburg bei Dürckheim an
der Hardt.

Jm Laufe dieſes Monats kommt ein hiſtoriſches Meiſter-
werk erſten Ranges in Köln bei J. M. Heberle (H. Lempertz
Söhne) aus Privatbeſitz zur Verſteigerung, auf welches man
Vorſtände der Muſeen ſowohl, wie reiche Privatleute, welche
einer Kirche ein Geſchenk zu machen beabſichtigen, aufmerk-
ſam machen ſollte. Es iſt dies eine Madonnaſtatue aus der
Blüthezeit der Frühgothik, alſo aus dem 13. Jahrhundert,
welche ſeiner Zeit den Hauptaltar der reichen Benedictiner-
abtei Limburg bei Dürckheim a. d. Haardt ſchmückte. Wer
je das ſüdliche Deutſchland beſuchte, ging gewiß nicht an
 
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