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Auch in dev Radiruug versuchte er sich um die Zeit vou 1Ö12. Er scheint
sich dazu nur eiserner Platteu bevieut zu habeu. Doch schlug es ihm uicht
recht zu uud er gab sie ausi obwohl seiu „heil. Hierouymus auf der Felsenbauk"
(im brittischen Museum) „voir eiuer Wärme uud malerischen Wirkung ist/welche
deu schöusten Werken des großen Aetzers Rembrandt nahe verwandt, von keinem
derselben übertroffen wird."

-Daß Dürer ebenfatls im Holzschnitte Meister war, muß man dem Manue
zutrauen, der Alles konnte und Alles aus dem Grunde zu verstehen suchte, was
in seiu Bereich gehörte. Jndesseu hat Herr v. Eye ohne Zweifel guten Grund,
wenn er im Anschluß an Jackson und Passavant es für unmöglich hält, daß
Dürer sich mit einer so tödtlichen Arbeit weiter abgab, nachdem er so treffliche
Holzschneider wie Hieronvmus Resch — gerade durch die Meisterschaft feiuer
Zeichnung ans die Kunsthöhe gehoben, welche sich bereits in den Holzfchnitten
zu Türers Offenbaruugsbilderu den früheren Holzschnitten so gewaltig gegen-
überstellt.

Mit dem Modelliren von der Goldschmidwerkstätte her vertraut hat Dürer
auch die höchste Meisterschaft iu der Bildnerei erlangt. Was vou Schnitzereien
in Holz, Elfenbein, Zinn, Solenhofer Kalkschiefer u. s. w. wirklich ihm gehört,
das gibt ganz seiue geuiale Eigeuthümlichkeit wieder zu erkenneu.

Einzig in seiner Art steht Dürer als Münzstempelschneider (Medailleur) da.
Seiue Medailleu sind ganz flach und „doch ist in Umriß und Modellirung eine
so vollkommene Zeichnung durchgeführt, daß sie für jeden geringereu Künstler
unnachahmlich erscheint."

Neben seinen künstlerischen Arbeiten beschäftigte sich Dürer auch mit Schrift-
stellerei. Jm Jahre 1ö09 versuchte er sich erstmals im Versemachen und meinte,
er hätte es wohl getroffen, wenn er — sehr bezeichnend für seine fromme Grund-
stimmuug — reimte:

„Du aller Eugel Spiegel uud Erlöser der Welt,

Deiu Dlarter sey für mein Sünd ein Widergelt."

Als Freund Pirkheimer seiu spottete und sagte, kein Reim sollte mehr denn acht
Splben haben, da hub der fromme Dürer au, sylbengerecht zu reimen:

„Mit großer Begier, Ehr uud Lob
Bitt ich Gott umb die acht Gob,"

oder anch:

„Mit allem Fleiße daruach streb,

Das dir Gott die acht Weisbeit geb.

Billig wird der eiu weiß Mauu geneuut,

Den Reichthumb und Armut nir plendt" :c.

Auch das mußte ihm der Rathschreiber L. Spengler bessern, auf dessen scherz-
hafte Spottreimen er ibm in einem andern Gedichte mannhaft antwortete:

„Dannoch will ich Reimeu machen,

Sollt der Schreiber uoch mehr lachen."

Es ist auch vom Jahre 1510 noch sein Gedicht „von bösen und gueten Freundten"
nebsr andern Kleinigkeiten vorhanden. Auf seinen Kunstwerken brachte er öfters
 
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