eines „Planes zur künstlerischen Ausschmückung der St. Nikolaikirche" betraut,
die mit dem Architekten und einigen andern Künstlern entworfeam Jdeen nieder-
schrieb. Die Aufgabe solches Entwurfs war eine neue, weil sie eine evange-
lische Kirche betras; aber sreilich eben darum keine absolut neue: denn sowohl an
Stoff wie an Fingerzeigen sür die Anordnung und Weiterentwickelung läsck uns
ia die ältere christliche Kunst nicht im Stiche.
Warum man jenes Wagniß, eine evangelische Kirche in dem ganzen Schmuck,
welchen die heilige Kunst ihr verleihen kann, auszuführen, bisher unterlassen
hat? — Es fehlten eben alle Bedingungen dazu. Keineswegs nur> das Geld.
Wiewohl auch das zu gewinnen schwer genug hält. Aber Geld sindet sich zu-
letzt zu Allem, was Viele mit beharrlichem Willen erstreben. Es fehlte der
Sinn dasür in den Zeitaltern, welche seit der Reformation hinter uns liegen,
es sehlte die Erkenntniß von der Bedeutung der kirchlichen Kunst sür das christ-
liche Leben, und darum fehlten auch die Jndividuen, deren künstlerische Bega-
bung und Entwickelnng solcher Ausgabe sahig gewesen wären. Viel Anregung
und Ermuthigung mußte im Laufe der Zeit erst der evangelischen Kirche wider-
sahren, daß nur das Streben erwachte, eine Kirche sür den evangelischen
Gottesdienst zu gewinnen, welche ihre Bestimmung klar und beredt ausspräche
und der Welt zeigte, was unser Gottesdienst uns werth sei.. Wohl war auch
hierorts bereits etwas von diesem Streben vorhanden, in Einigen klarer, in
Andern unentwickelter, als die große Ausgabe sür unsere Stadt entstand, in
ihrem Mittelpunkt eine neue Hauptkirche anstatt der 1842 eingeäscherten St.
Nikolaikirche zu erbauen und in diesem Bau ein Denkmal des Dankes -gegen
Gott sür seine Hülse in der Noth herzustellen. Mit Größe, Höhe und soge-
nannter geschmackvoller Form allein ließ sich diesem Gebäude mitten unter Len
neuerstandenen kolossalen und prächtigen Häuserreihen Lie ihm zukommende
Würde nicht verleihen. Gerade hierbei kam es Manäwm zum Bewußtsein, wie
nothwendig der Ausdruck ihres Wesens in den Formen der Archi-
tektur Lie neue Kirche aus der Gesellschaft der weltlichen Gebäude heraus-
heben müsse. Da erschien Ler Entwurf von Georg Gilbert Scott, dem
Manne, der bereits an einer Reihe von Kirchenbauten in England sein künst-
lerisches Genie und seinen Charakter als Architekt entwickelt und erprobt, nun
aber, da er für eine deutsche Stadt arbeiten wollte, durch erneuertes Studium
der deutschen Gothik zu seiner herrlichsten Leistung sich aufgeschrnungen hatte.^
Sein Entwurf hat Hamburg das Glück verschafst, welches wir, wenn
gleich noch unter dem Ringen nach seiner völligen Verwirklichung, schon jetzt
hoch preissn Lürfen, das Glück, eine Airche zu besitzen, welche der evangelifchen
Christenheit zeige, wie sie mit Nichten auf die Entfaltung christlicher Kunst zu
verzichten habe, sondern daß die kirchliche Kunst in ihr eine ebenso bereite
Stätte finde als irgendwo sonst.
„Noch unter dem Ringen", damit wollen wir nicht allein auf die Nicht-
voüendung des Baues, noch auf den geringen Anfang hinweisen, welcher für
* Herr Seott, dem nachher die Ehre ;u Theil ward, daß er znm Architekten der West-
minster-Abtey ernannt wurde, hat seinen Thaten auch das beredte Wort sür seine Kunst hin-
zugefügt, durch die Remnrks on eivik nnä cioinsstio ^rLÜiteetnrs.
die mit dem Architekten und einigen andern Künstlern entworfeam Jdeen nieder-
schrieb. Die Aufgabe solches Entwurfs war eine neue, weil sie eine evange-
lische Kirche betras; aber sreilich eben darum keine absolut neue: denn sowohl an
Stoff wie an Fingerzeigen sür die Anordnung und Weiterentwickelung läsck uns
ia die ältere christliche Kunst nicht im Stiche.
Warum man jenes Wagniß, eine evangelische Kirche in dem ganzen Schmuck,
welchen die heilige Kunst ihr verleihen kann, auszuführen, bisher unterlassen
hat? — Es fehlten eben alle Bedingungen dazu. Keineswegs nur> das Geld.
Wiewohl auch das zu gewinnen schwer genug hält. Aber Geld sindet sich zu-
letzt zu Allem, was Viele mit beharrlichem Willen erstreben. Es fehlte der
Sinn dasür in den Zeitaltern, welche seit der Reformation hinter uns liegen,
es sehlte die Erkenntniß von der Bedeutung der kirchlichen Kunst sür das christ-
liche Leben, und darum fehlten auch die Jndividuen, deren künstlerische Bega-
bung und Entwickelnng solcher Ausgabe sahig gewesen wären. Viel Anregung
und Ermuthigung mußte im Laufe der Zeit erst der evangelischen Kirche wider-
sahren, daß nur das Streben erwachte, eine Kirche sür den evangelischen
Gottesdienst zu gewinnen, welche ihre Bestimmung klar und beredt ausspräche
und der Welt zeigte, was unser Gottesdienst uns werth sei.. Wohl war auch
hierorts bereits etwas von diesem Streben vorhanden, in Einigen klarer, in
Andern unentwickelter, als die große Ausgabe sür unsere Stadt entstand, in
ihrem Mittelpunkt eine neue Hauptkirche anstatt der 1842 eingeäscherten St.
Nikolaikirche zu erbauen und in diesem Bau ein Denkmal des Dankes -gegen
Gott sür seine Hülse in der Noth herzustellen. Mit Größe, Höhe und soge-
nannter geschmackvoller Form allein ließ sich diesem Gebäude mitten unter Len
neuerstandenen kolossalen und prächtigen Häuserreihen Lie ihm zukommende
Würde nicht verleihen. Gerade hierbei kam es Manäwm zum Bewußtsein, wie
nothwendig der Ausdruck ihres Wesens in den Formen der Archi-
tektur Lie neue Kirche aus der Gesellschaft der weltlichen Gebäude heraus-
heben müsse. Da erschien Ler Entwurf von Georg Gilbert Scott, dem
Manne, der bereits an einer Reihe von Kirchenbauten in England sein künst-
lerisches Genie und seinen Charakter als Architekt entwickelt und erprobt, nun
aber, da er für eine deutsche Stadt arbeiten wollte, durch erneuertes Studium
der deutschen Gothik zu seiner herrlichsten Leistung sich aufgeschrnungen hatte.^
Sein Entwurf hat Hamburg das Glück verschafst, welches wir, wenn
gleich noch unter dem Ringen nach seiner völligen Verwirklichung, schon jetzt
hoch preissn Lürfen, das Glück, eine Airche zu besitzen, welche der evangelifchen
Christenheit zeige, wie sie mit Nichten auf die Entfaltung christlicher Kunst zu
verzichten habe, sondern daß die kirchliche Kunst in ihr eine ebenso bereite
Stätte finde als irgendwo sonst.
„Noch unter dem Ringen", damit wollen wir nicht allein auf die Nicht-
voüendung des Baues, noch auf den geringen Anfang hinweisen, welcher für
* Herr Seott, dem nachher die Ehre ;u Theil ward, daß er znm Architekten der West-
minster-Abtey ernannt wurde, hat seinen Thaten auch das beredte Wort sür seine Kunst hin-
zugefügt, durch die Remnrks on eivik nnä cioinsstio ^rLÜiteetnrs.