Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
96

dem Denkmal, das in seiner Grundfläche 40 rheinische Fuß im Geviert beträgt, einen genügenden
Raum darzubieten, der gestattet, dasselbe vollständig alö ein Ganzes zu übersehen. Jener Garten
dagegen ist 1643 Qnadratklafter groß und würde, wenn man die Gebaude entfernte und Parkan-
lagen rings nm das imposante Denkmal ausführte, einen Platz darbieteu, wie er nicht günstiger
gewünscht werden könnte.

Das Modell der Melanchthonstatue für Wittenberg ist von dem Prosessor Drake in Berlin
vollendet. Die Zeichnung des Baldachins hat Hofbaurath Atrack daselbst zugesagt. Das Postament
ist von dem Steinmetzmeister Müller in Berlin in Angriss genommen. Die Summe der Beiträge
betrug am 20. März 1862 : 27,413 Thlr. 17 Sgr. 10 Pf., mit den Zinsen 29,721 Thlr. 3 Sgr.
10 Pf. Es wird nach Vollendung des Denkmals immer noch ein Anfang sür die Stipendienstis-
tung übrig bleiben.

Aus Winterthur, Kantons Zürich, erhalten wir die berichtigende Nachricht zu Nro. lö. 16. S. 12S
des Jahrgangs 1861 des Christlichen Kunstblattes, daß an dem dortigen neuen Schulgebäude
außer den beiden Statuen, welche der Bildhauer Oechslin zu Schaffhausen ausgesührt hat, zwei
andere Statuen von der Hand des Bildhauers Prosessor Ludwig Kaiser in Zürich, den Nefor-
mator Zwingli uud den Pädagogen Pestalozzi vorstellend, sich befinden.

üirchenrcjtauratioll. Die Kirche zu St. Jakob in Rothenburg a. d. T. im baycrischen Franken
erhält an einem Altar eiyen neuen herrlichen Schmuck. Dieselbe wurde in den Jahren 1373 — 1471
erbaut, doch so, daß der Hauptbau schon i. I. 1436 fertig war. Es ist ein im reinen edlew
gothischen Styl durchgeführtes Gebäude von großen Dimensionen und überraschend schöner Wir-
knng. Dieselbe, in nenerer Zeit unter Heideloffs Leitung restaurirt, wäre um dieser Nestauratiow
willen wohl einer längeren Besprechung werth. Die Kirche besitzt im Chor einen reichen großen
Hochaltar. Jn der Mitte desselben befindct sich der Gekreuzigte, rechts stehen: Maria, Jakobus-
nnd Maria Magdalena, links: Johannes, St. Veil, St. Jörg. Diese lebensgroßen Figuren sind
geschnitzt und bemalt. Der rechte Flügel enthält als Gemälde, von Härlein: Die Verkündigung,
die Heimsuchung, die Geburt und die Beschneidung Jesn, der linke: Die drei Könige, die Dar-

stellung, den Tod der Maria. Jn der Predella sehen wir von Wolgemnths Hand Christus mit

den 12 Aposteln als Brustbilder. Der architeklonische Aufbau ist reich bemalt und vergoldet. Cin
zwciter Altar steht im südlichen Schiff. Hanptbild: Das h. Abendmahl; rechts: Einzug in Jeru-
salem; links: Jesus in Gethsemane. Predella (ganz durchbrochen): die Tanse Christi durch Iohannes
mit zwei kuieenden Engeln. Der architektonische Aufbau enthält eine Madonna und einen Engel,
über ihnen den Auferstandenen. Die Arabesken bestehen zum Theil aus feingeschnitzten und schön
gefühlten Nanken, zum Theil hat der architektonische Theil schon über die Grenze reichende späl-

gothische Formen. Es fehlt nun noch ein entsprechender Altar sür das nördliche Schiff. Deßhalb

will der reiche Spital von Rothenburg den Altar seiner Kirche derjenigen zu St. Jakob überlassen.
Dieser hat als Mittelbild die Krönnng Mariä in herkömmlicher Form, nnr ist der krönende Chri-
stus bis zur Lendengegend nackt, über den Rücken fällt ihm jedoch ein Mantcl. Dic Flügel ent-
halten die Madonna mit dem Kind und die heilige Anna mii Maria. Jn der Predella ist der
Tod Maria's nach der Tradition behandelt. Gesicht und Haltung der sterbenden Maria ist von
überraschender Schönheit. Beide zuletztgenanntcn Altäre sind durchaus geschnitzt und der letztere soll
an seinem neuen Bestimmungsort auch einen architeklonischen Ausban bekommen, der ihm bis jetzt
fehlte. Es ist nur schade, daß die beiden Altäre zum Schutz mit brauner Oelfarbe angeftrichen
wurden, da sie nicht bemalt waren, dcnn dadurch entstehen störende Glanz- und Reflexlichter. Es
wäre besser gewesen, die Figuren ebenso wie in der berühmten Herrgottskirche des nahen Creglingen
mit einer Sublimatauslösnng zu tränken. Die Schnitzereien werden vom Herkommen dem Bild-
hauer Niemenschneider von Würzburg (ch 1531) zugeschrieben, aber ohne näheren Anhaltspnnkt.
Der erstgenannte Allar ist mit aller Wahrscheinlichkeit nicht von ihm, der zweite erinnert mehr an
seine Werke. Die Spitalkirche zum heiligen Geist )oll dasür einen neuen Allar bekommen, dessen
Preis zu 1400 fl. angeschlagen ist. Damit verbindet sich eine Restauration der ganzeu Kirche,
wosür 10,000 fl. bestimmt wurden. Die Restauration der Kirche zu St. Jakob belief sich seiner
Zeit auf ungefähr 28,000 fl.

Berantworlliche Revaclion und Berlag von Ebner L Seuberl in Slultgark.
Schnellpressendruck der I. G. Sprandel'schen Buchdruckerei daselbst.
 
Annotationen