Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
26

Die gewohnte Selbständigkeit und Ursprünglichkeit, ohne seine reine, an den
besten Mustern geläuterte Formengebung zu verläugnen, entspricht Schnorr in
edler Schlichtheit und maßvoller Gebundenheit dem religiösen Geiste und den
künstlerischen Stplforderungen, welche wir oben als unerläßliche zur monumentalen
Glasmalerei anerkannt haben. Seine Gebundenheit ist nicht die einer unreifen
Kunst, eines unbeholfenen Geistes früherer Jahrhunderte, welche man zuweilen
als Stylmuster für unsere heutige Glasmalerei aufstellen hört, sondern die freie
eines künstlerisch hochgebildeten Geistes. Ausgeführt, werden die vorliegenden
Entwürfe als ein würdiger, der Erbauung dienender frommer Schmnck die
Metropole der englichen Hauptstadt verherrlichen helfen; ebenso wie sie zugleich
den Ruf des Künstlers, wie den Ruhm der dentschen Kunst überhaupt im sernen
Auslande wahren und erhöhen werden. Carl Clauß.

Dec alte Kirchenschah des Lasler Mnnsters.

Or. C. Burckhardt und C. Riggenbach , der Kirchenschatz des Acünsters zu Bafel.

Mit 5 Photogr. und 7 Holzschnitten. Basel 1862 (Heft 9 der Mitth. d.

Gesellfchaft für vaterl. Alterth. in Basel).

„Von der großen Anzahl kostbarer Geräthschaften, welche der sromme Sinn
nnd der Kunstfleiß des Mittelalters in den Kirchen des Abendlandes angesammelt
hatten, können wir uns heute kaum noch einen rechten Begriff machen." So
beginnen die Versasser ihre Arbeit und mit vollem Rechte. Denn nicht bloß
da, wo die Reformation diese Geräthschaften außer Gebrauch setzte oder die
Revolution sie unerbittlich, massenhaft in den Schmelztiegel sendete, sondern auch
in den Gegenden, wo der Kultus der mittelalterlichen Kirche sich ununterbrochen
erhielt, haben Vernachläßigung, Habgier nnd vermeintliche Verschönerung so
gewaltig gehaust, daß das Studium alter Jnventarien und der mehr oder
weniger bedeutenden Ueberreste dazu gehört, um sich eine annähernde Vorstellung
von der Pracht und Schönheit solcher durch Jahrhunderte gesammelten Schätze
zu bilden. Der Kirchenschatz des Münsters zu Basel wäre sast dieser Verschleuderung
entgangen. Das Domkapitel, welches im Jahre 1529 bei seinem Auszuge diese
Kostbarkeiten in einem Gewölbe verschlossen zurückließ, und Lie Stadtbehörde,
welche diesen Verschluß respektirte, geriethen darüber in einen Rechtsstreit,
welcher nach löblicher Leutscher Sitte kein Ende nahm. Mit Ausnahme einiger
Veruntreuungen, welche man vermuthet, und eines allerdings bedeutenden Ein-
grisss, den sich die Väter der Stadt zu Gunsten ihres Armenstands denn doch
ein Mal erlaubten, — unter vielem Anderen wurden 44 silbervergolvete Kelche
und 48 solche Patenen (!) bei dieser Gelegenheit zerschlagen — erlebte daher
der Kirchenschatz noch die Theilung des Kantons Basel, und wurde nun nach
dem Maßstabe von sis zu ^3 zwischen Stadt und Land getheilt. Die Stadt
konservirte die meisten der ihr zugesallenen Gegenstände, die Landschaft aber
versteigerte im Jahre 1836 ihren Antheil, und dies ist die Ursache, Laß mehrere
werthvolle und berühmte Stücke dieses Schatzes sich jetzt in auswärtigen Samm-
lungen nachweisen lassen, die bedeutendsten, darunter die große Altartafel, die
man einer Schenkung Heinrich's II. zuschreibt, im Hotel Cluny zu Paris, einige
 
Annotationen