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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 6.1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.22129#0068
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zwischm die Säulen. Wie denn überhaupt Sachsen die herrlichsten Ueberreste
romanischer Bildhanerei besitzt ans einer Zeit, wo man in Jtalien noch nichts
Aehnliches zu machen verstand. Die Halbmondfelder über hen Thürstürzen sind
ganz besondere Felder für die Reliefskulptur gewesen, in denen wir znm Theil
höchst Bedeutendes z. B. am romanischen Theil des Straßburger Münsters finden.
Doch wir können hier auf die übrigen Künste, welche z. B. in Metallarbeiten, na-
mentIichKronIeuchter,Kruzisixe,Leuchter, Altargewäude vonunnachahmlicherSchön-
heit und Formenfülle in die größern Kirchen geliefert haben, nicht weiter eingehen.
Beim Kirchenbau und dessen unmittelbarer Ausschmückung stehen bleibend, wollen
wir nur noch an einem brillantesten Beispiele auch die Ausschmückuug der Säulen-
schäste näher betrachten, der wir schon in dem vorigen Bilde begegneten. Es
ist fast eine Ueberreizung des Schmucktriebes, wie die Pfeilerecke durch eigen-
thümliche Hohlkehlen abgefaßt und die sich verdrängenden Säulen mit Windungew
aller Art, die fast alle aus einem sechs- und achtseitigen sternförmig ausgerundetew
Turchschnitte hervorgehen, sammt ihren Fortsetzungen über der Gesimsplatte in
dwr Bogenwölbung mit Blattschmuck auf's zierlichste uud elegauteste bedeckt sind^
Gewiß wird es wenige Bauten geben, die sich einer solchen Eleganz der Formen
rühmen dürfen, wie das Portal der Kirche von Horpacz in Uugarn, mit dessen
Theilansicht wir hiemit unsere Wanderung durch die Gebiete des romanischen
Kirchenbaues beschließen wollen. Damit sei einerseits doch wenigstens ein Begriff
gegeben, wie auch außerhalb der deutschen Lande der romanische Bau- und Kunst-
trieb sich bis zur Prachtvollsten Blüthe entwickelt hat. Andrerseits möge sich
damit unter Verweisung anf das Freiberger und Heilsbronner Portal der Leser,.
der bis hieher uns folgte, selber die Frage beantworten, ob nicht doch der deutsch--
romanischen Kunst im Ganzen durch ihren tiefen Ernst, ihre Grundgediegenheit
nnd ihr edles Maßhalten derselbe Scepter über ihre Nebenbuhlerinnen gebührt,
den einst unsere großen, edeln deutschen Kaiser hoch über die übrigen Nationen
gehalten haben. H. M.

Eine nene Prachtansgnbe der Gibel

mit sechszig Photographien „nach bedentenden Werken der ersten italienischen
und niederländischen Meister" erscheint so eben im Kunstverlage der Photogra-
phischen Gesellschaft zu Berlin, und zwar sowohl in Folio zu 20 Thlr., als in
Octav (natürlich mit verkleinerten Photographien) zu 5 THIr. Jn beiden Fällen
sind dazu die bei Decker gedruckten Stereotypausgaben der Preuß. Hauptbibel-
gesellschast benutzt. Die Bezeichnung der Meister als „der ersten italienischen
und niederländischen" ist insofern nicht wörtlich zn nehmen, als darunter auch
der Spanier Murillos und der Franzose Poussin vorkommen, deutet aber sehr
richtig die Grenzen an, in denen die Herausgeber sich halten wollten. Sie
haben nämlich alle ihre Vorbilder aus der Blüthezeit der italienisch-niederlän-
dischen Kunst d. i. aus dem XVI. und XVII. Jahrhundert gewählt und damit
 
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