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breitet. Vor solchem Grabe bleibt der Wanderer in ernster Betrachtung stehen
und gedenket der Macht des Todes, der auch die edelsten Blumen dahinrafft.
Otto II. ließ seinen Sohn, den letzten der sächsischen Ottonen, durch den
berühmten Gerbert unterrichten, der aus einem entschiedenen Gegner der päpst-
lichen Anmaßungen später ein Vertheidiger derselben und im Jahre 999 durch
seinen kaiserlichen Schüler selbst unter dem Namen Silvester II. Papst wurde.
Als er im Jahre 1003 schon starb, ließ ihn Otto III. in der Kirche St. Giovanni
in Laterano begraben, und sein Nachfolger Sergius IV., der später neben ihm
bestattet wurde, setzte ihm ein Epitaphium, das mit den Worten schließt:
(Zuisguis aä üuue tumutum äeüxa lumiug, vertis,
" Omuixotsvs vomiue, äio, inissrere sui.
Die Erklärung dieser Inschrift gibt die Erzählung, welche in einem Gang
der Kapelle di Gerusalemme angeschrieben stand und zwar mit großen altlatei-
nischen Buchstaben: Er habe mit Hilfe seiner teuflischen Zauberei das Papst-
thum erlangt. Während seines Pontificates habe er auch einmal den Teufel
befragt, wie lange er leben würde. Dieser antwortete: Wenn er Jerusalem,
wohin er zuerst einen Kreuzzug zu veranlassen im Sinne hatte, nicht berühren
würde, solle er lange leben. Da kommt er im 4. Jahre seines Amtes einmal
hieher, um Messe zu lesen. Plötzlich fällt ihm bei, er sei jetzt in Jerusalem,
müsse also sterben, bekennt nun rasch seine Sünde und mahnt das Volk zur
Buße. Darauf dreht ihm der Teufel den Hals um und noch immer, wenn
ein Pabst sterben soll, hört man von seinem Monumente ein seltsames Getön
und die marmorne Grabtafel schwitzt. Diese Erzählung war noch im Jahre
1620 zu lesen, obgleich ein Theil derselben auf päbstlichen Befehl mit weißer
Farbe überstrichen war.
Es folgte auf das sächsische Kaiserhaus das fränkische, in dessen Zeit jene
gewaltige Bewegung fiel, welche sich theils in der Stiftung von Mönchsorden,
theils in der kühnen Unternehmung der Kreuzzüge Bahn brach, welche für die
Entwickelung der Kunst so bedeutungsvoll geworden sind. Wir besitzen noch die
Grabschrift eines der edelsten Stifter von Mönchsorden, des Bruno, eines ge-
borenen Cölners, der 1084 den Carthäuser-Orden stiftete und im Jahre 1101
verstarb. Zur Stiftung dieses strengen, zur Einsamkeit hinweisenden Ordens
hatte ihn die sittliche Gemeinheit des Erzbischofes Manasse von Rheims, wo
Bruno die Domschule leitete, veranlaßt. Dieser schämte sich nicht auszusprechen;
Etwas Schönes wäre das Erzbisthum von Rheims, wenn man nur nicht, um
die Einkünfte zu beziehen. Messe halten müßte. Eine ganz andere Natur, eine
ächt deutsche, fromme Natur war Bruno. Seine Grabschrift lautet:
lUimus in bae Oüristi tüuäator ovilis ereiuo
t?romsrui üeri, gut te§or üoe lapiäe.
Uruuo midi vomsu, Aevitrix Oerwavig., meguo
Iravstutit aä Oatabros §rata gutes uemoris,
Uoetor eraw. praseo Obristi, vir uotus tu orde,
vesuper illuä erat, g-ratia, von merituw,
Oaruis viuota äies Oetobrls soxta resolvit,
Ossa umusnt tuiuulo, Spiritus astrg, pstit. tForisctzuiig folgt.)

Verantwortliche Nedaction und Verlag von Ebner L Seubcrt in Stuttgart.
Schncllpressendruck von Aug- Wörncr, vormals I. G. Sprandcl, daselbst.
 
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