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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 21.1879

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Nr. 10 (1. Oktober 1879)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42372#0151
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mente die erste Säkularisation verfügten, damals, wo sie die Albe des Herrn
zertrennten und die Würfel entscheiden ließen über das Meßgewand, in welchem
der ewige Hohepriester am Abend vorher zum ersten Mal das göttliche My^
sterium gefeiert hatte, da thaten sich fromme Frauen zusammen, um das Kor-
porale (das Tuch für den h. Leichnam) zu bereiten!"
Clemens in Alexandrien tadelt in seinem xmiänA0A08 CM III die Christen,
daß sie beim Anstritt ans der Kirche mit den Kleidern die Sitten wechseln. Da
er sich aber an die Frauen besonders wendet, so käme er nicht eine Amtstracht
meinen. Die Christen unterschieden sich in der Kleidung nicht von den Heiden. Diese
bestand in der Hauptsache in einer langen tnnion (einem hemdartigen Untergewand),
meist mit schmaleren (unAnstüoMvin) oder breiteren Streifen (Intiolnvin), wie sie
früher in Purpurfarbe nur eine Auszeichnung der Senatoren und Feldherrn ge-
wesen war. Dazu kam die ko^a, gnmecanion, ein Mantel,
leichter als die schwere und weite alte Toga. Als Schul-
terumhänge benützten die Männer noch das kleinere griechische
lUnmtion und die Minnas, das leichtere 8UAnni oder
8UAnlnrn, die elegante Inasrnn und beide Geschlechter die
obengenannte xmsnula, zum Schutz. Daneben kamen auch
Beinkleider nnd kürzere Tnniken auf. Besonders die Frauen
trugen oft mehrere Tuniken übereinander.
Die erstgenannte Tracht (Fig. 2) blieb bis heute
für die Darstellung der h. Personen typisch und aus ihr
entwickelte sich die Amtskleidung der griechischen und
römischen Kirche. Die apostolischen Constitutionen ent-
halten als angebliche Vorschrift des Apostels Jakobus
d. Ae.: „Der Priester soll am Altar erscheinen in rei¬
nem, Hellem, weißem Gewand." Eine angeblich von
Bischof Stephanus um 260 erlassene Verordnung sagt,
Priester und Leviten sollen sich im alltäglichen Gebrauch
nicht der geweihten Gewänder bedienen. Hieronymus
redet in seinem Kommentar zu Ezechiel davon, daß wir
nicht in den alltäglichen Kleidern, sondern mit reinem
Gewändern in das Heiligthum eintreten.
Die seit Constantin dem Großen sich immer mehr entwickelnde Pracht
bemächtigte sich auch der Kleidung, besonders seit zwei griechische Mönche nntcr
Justinian den Seidcnwnrm und Maulbeerbaum in's Abendland verpflanzt haben
(552 und 555). Kunst und Pracht zeigte sich vor allem an und in den gottes-
dienstlichen Gebäuden, wovon ja die 537 vollendete Sophicnkirche in Konstan-
tinopel ein beredtes Zeugniß ist. Die Geistlichen scheinen aber als ihre Ausgabe
angesehen zu haben, sich von dem immer üppiger wuchernden Kleiderluxus fern
zu halten. Einzelne mögen sich wohl haben hinreißen lassen. Aber man weiß,
daß Cyrill ein dem Bischof Makarius in Jerusalem von Constantin geschenktes
kostbares Gewand zum besten der Armen verkaufte. Aus den Jahren 395,
428, 506 ist bezeugt, daß die ernstere Geistlichkeit in der Einfachheit dem Vor-

Gewissen nnd reinen
 
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