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Juni 1909

Einundfünfzigster Jahrgang

Nr. 6

Christliches Kunstblatt

für Kirche, sss
Schule und Haus
Erscheint moncrtl. in einem Heft zu
32 S. u. enthält viele Textillustr.
1—2 Kunstbeil. u. bisweilen Noten


Herausgegeben
von David Koch
Preis für das Vierteljahr 2 M.
Zu beziehen durch alle Post-
amt e r u. B u ch h a n d l u n g e n

Von Overbeck bis Fahrenkrog
Eine Christusbild-Studre
Mit Bildern
Allgemeines über das Christusbild in der bildenden
Kunst des 19. Jahrhunderts
ede Zeit, jedes Geschlecht, ja jede starke Persönlichkeit hat den Trieb und
Odas Recht, Jesus sich auf besondere Weise vorzustelleu. Adolf Hausrath
hat in seinem neuesten Iesusbuch in der Einleitung in feinsinniger Weise
von der Gestalt Jesu gerühmt, daß sie unter allen Kulturwerten auch heute
uoch die „unentbehrlichste ist und bleibt", „aber sie hätte diese erlösende
Wirkung nicht geübt, hätte man den Menschen gesagt, sie dürften sich Iesum
nicht in ihren Denkformen darstellen, sondern in denen ihrer Großväter
und Urahnen. Auch ihn müssen wir mit uuseru eigenen Augen sehen,
und nicht mit denen vergangener Jahrhunderte". Dasselbe heilige Recht
gilt auch für die Kunst und die Künstler. Es wäre Beschränktheit und
Torheit zu sagen: „so muß er ausgesehen haben". Zum Glück haben
wir keine Photographie von ihm und auch keine annähernde Beschreibung
seines leiblichen Wesens-, um solche Behauptung nachzuprüfen. Aber ebenso
wäre es Borniertheit und Ungerechtigkeit, zu sagen: Nur so entspricht
er meinem Ideal, nur so darf Christus dargestellt werdeu. Die Kunst darf
sich nicht auf ein Lhristusbild festlegen lassen. „Christusmuß in ihr mehrerlei
Gestalt haben je nachdem er in seinem Amt aufgefaßt wird" (C. Gurlitt).
„Die ideale Gestalt ist notwendig mehr, als eine." Auch in der Kunst bricht
sich das ewige Licht in verschiedenen Strahlen und Farben. Tut darin
auch unserm Auge die eine oder andere Farbe weh, ist uns auch mancher
Strahl darin fremd, so wollen wir's lernen, auch ihn zu verstehen, auch
ihn im Zusammenhang mit den andern vergleichend zu schauen. Durch
nichts lernt man mehr, als durch Vergleichung, auch in der Kunst.
Es ist kaum ein Jahrhundert vergangener Zeit, selbst auch das produk-
tivste der Renaissance, so reich an mannigfaltigen, ja entgegengesetzten
Christusdarstellungen, wie dieses vergangene, keines hat, abgesehen von den
 
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