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Begabung, ein Künſtler. Solche hat uns Gott geſchenkt und ſchenkt sie
uns noch bis auf den heutigen Tag (Luther-Walther, Paul Gerhardt-Crüger
und Ebeling, Bach).

Die Kunſt für s Auge. Schon in der erſten Zeit des Chriſtentums
hat man sie gepflegt: Malerei der Kata k o m b en (mit Abbildungen
etwa bei Gradmann ,Geſchichte der chriſtlichen Kunſt“, Calw 1902, Seite 15
bis 24). Auch die jungen Heidenchriſten ſollen ſie nicht entbehren,
vergl. als Beispiel die acht Bilder von Matthäus Tai (China) in Richter
„Evangeliſche Missionen“, 13. Jahrgang, Seite 58-59, 210. Die abend-
ländiſchen Völker haben es darin weiter gebracht, aber ihre Kunstwerke blieben
gar oft bis in die heutige Zeit dem Volk verſchloſſen: in Museen und Bilder-
galerien, wo sie nur wenige sehen konnten bei den weiten, teueren Reisen,
im Besitz reicher Adliger und Grafen, wo sie weiter niemand sah. Da hat's
Gott gefügt, daß durch eine Menge von Mitteln es möglich wird, die
Bilder zu vervielfältigen, selbſt für wenig Geld sie zu verbreiten, sogar
auf Ansichtskarten könnt ihr sie wiederfinden.

Vielleicht vermißt ihr hier die Farben ? Das ſchadet nichts, sie gefallen
euch auch ſo. Bunte Bilder und ſc<{<öne Bilder iſt nicht das-
s el b e. Ich habe bei euch zu Hauſe auch viele bunte Bilder gesehen, zählt
welche auf mit chriſtlichem Inhalt. (Besonders Marien- und Jeſusbilder.)
Sehr oft war aber Jesus anders dargeſtellt wie z. B. in eurer bibliſchen
Geſchichte oder hier auf den Bildern: ein flammendes Herz, ein
blutendes Herz üb er d em G e wan d. Das ist unnatürlich, so etwas gibt
es gar nicht in Wirklichkeit. Welche Absicht hat man dabei ? Man wall
zeigen: „er hat uns lieb, er leidet für uns“; das tut auch eure Mutter;
was in ihrem Herzen vorgeht, das merkt ihr auch, ohne daß ihr das Mutter-
herz seht, ihr fühlt s an ihrem ganzen Wesen euch gegenüber. Ein rechter
Künſtler kann das darstellen, ohne solch niedrige Hilfsmittel, er kann Jeſus
in ſeinem Wesen malen, so daß wir aus seiner ganzen Erscheinung merken:
„er tat's für uns“. Die Unfähigkeit, das Wahre darzuſtellen, die Sucht,
durch solche Mittel uns zu erregen, hat Bilder dieser Art entstehen lassen,
und wir sollten ein ſo une v ang eli ſches Erzeugnis nicht bei uns
dulden. Aber ich weiß, euer Vater und Mutter hängen an ihnen, sie
haben sie von der Großeltern Zeiten her, diese sind vielleicht mit einem
letzten Blick auf sie geſtorben, und der Blick hat ihnen Mut gemacht und
die Angst verjagt („laß mich sehn dein Bilde in deiner Kreuzesnot“)
und sie sind „wohl“ gestorben — behaltet sie in Ehren, aber laßt euch
ſo etwas nicht mehr ſchenken, kauft auch so etwas nicht; 's iſt schade fürs
Geld. Ich will euch sagen und beraten, wo und wie ihr besseres bekommen
könnt: <riſtliche Kunſt darf und foll nicht unnatürlich
s eint.

Übernatürliches darf sie darſtellen, oder besser, darzuſtellen
verſuchen, sonſt könnte auch kein Künstler wagen, die Wahrheiten des
dritten Artikels (Auferſtehung des Fleisches und ewiges Leben vergl. Sig-
 
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