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Sachſen hat alſo mit dem illuſtrativen Teil seines Gesangbuchs ein
Meisterſtück geleiſtet, indem es Rudolf Schäfer rief.
Dagegen kann man mit dem Druck wohl nicht so ſehr einverſtanden Jein.
Die einmal von Straßburg geschaffene liturgiſche Type hätte mehr bei-
behalten werden müssen, ebenſo der Notensatz in seiner markanten Ge-
sſtallung. Die Notenköpfe zeigen allerdings das Bestreben von der Kreis-
form abzuweichen, aber das hätte noch charakteriſtiſcher geprägt werden
können. ; j
Und nun zu dem Bildermaterial vun Rudolf Schäfer. Wir
alle kennen ja seine sinnige deutsche Art, seinen holzſchnittartigen Stil, der
in der Zartheit an Ludwig Richter anknüpft, aber durch ein Zurückgehen
auf die große altdeutsſche Holzſchnittkunſt die Wirkung von Licht und Schat-
ten, die Prägung von realiſtiſch geführter Umreißung des Körperlichen
ermöglicht und damit techniſch und maleriſch eine neue Note in der Ent-
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Rudolf Schäfer Verkündigung
Aus der Schmuckausgabe des sächsiſchen Gesangbuches
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wicklung unserer graphischen Künste bedeutet. Mit meiſsterlicher Kraft und
Sicherheit iſt die Feder geführt. Sie umreißt mit absoluter Sicherheit in
einem Zuge das feinste Frauenbild + wie z. B. auf unserem Bilde von der
Weihnacht. (Galater A, 45.) Sie gibt gelegentlich noch den kleinſten Geſchicht-
chen bedeutenden charakteriſtiſchen Ausdruck, wie dem Jeſuskindlein auf dem-
selben Bilde. ]
Und diese Feder kann nicht nur zeichnen, ſondern auch malen. Man
beobachte auf dem gleichen Bilde den Übergang von Licht und Schatten
um Mariens Haupt, oder das plaſtiſche Tannengezweig über dem Roſen-
kranz, oder die Senkung in der kranzgeſchmückten Krippe. Ja sogar porträt-
ähnlich gelingen die kleinen Köpfe + z. B. auf dem Titelbilde der ſingende
Luther (oben rechts). Melanchthon und Bach sind weniger geglückt. Das
beweiſt aber nur, wie ungeheuer schwer dieſe Charakteriſtik für die Feder-
zeichnung iſt._
Soviel von der Technik, deren virtuoſe Kleinkunſt ſich beſonders in den
Sachſen hat alſo mit dem illuſtrativen Teil seines Gesangbuchs ein
Meisterſtück geleiſtet, indem es Rudolf Schäfer rief.
Dagegen kann man mit dem Druck wohl nicht so ſehr einverſtanden Jein.
Die einmal von Straßburg geschaffene liturgiſche Type hätte mehr bei-
behalten werden müssen, ebenſo der Notensatz in seiner markanten Ge-
sſtallung. Die Notenköpfe zeigen allerdings das Bestreben von der Kreis-
form abzuweichen, aber das hätte noch charakteriſtiſcher geprägt werden
können. ; j
Und nun zu dem Bildermaterial vun Rudolf Schäfer. Wir
alle kennen ja seine sinnige deutsche Art, seinen holzſchnittartigen Stil, der
in der Zartheit an Ludwig Richter anknüpft, aber durch ein Zurückgehen
auf die große altdeutsſche Holzſchnittkunſt die Wirkung von Licht und Schat-
ten, die Prägung von realiſtiſch geführter Umreißung des Körperlichen
ermöglicht und damit techniſch und maleriſch eine neue Note in der Ent-
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Rudolf Schäfer Verkündigung
Aus der Schmuckausgabe des sächsiſchen Gesangbuches
[-
wicklung unserer graphischen Künste bedeutet. Mit meiſsterlicher Kraft und
Sicherheit iſt die Feder geführt. Sie umreißt mit absoluter Sicherheit in
einem Zuge das feinste Frauenbild + wie z. B. auf unserem Bilde von der
Weihnacht. (Galater A, 45.) Sie gibt gelegentlich noch den kleinſten Geſchicht-
chen bedeutenden charakteriſtiſchen Ausdruck, wie dem Jeſuskindlein auf dem-
selben Bilde. ]
Und diese Feder kann nicht nur zeichnen, ſondern auch malen. Man
beobachte auf dem gleichen Bilde den Übergang von Licht und Schatten
um Mariens Haupt, oder das plaſtiſche Tannengezweig über dem Roſen-
kranz, oder die Senkung in der kranzgeſchmückten Krippe. Ja sogar porträt-
ähnlich gelingen die kleinen Köpfe + z. B. auf dem Titelbilde der ſingende
Luther (oben rechts). Melanchthon und Bach sind weniger geglückt. Das
beweiſt aber nur, wie ungeheuer schwer dieſe Charakteriſtik für die Feder-
zeichnung iſt._
Soviel von der Technik, deren virtuoſe Kleinkunſt ſich beſonders in den