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Bild-Jnitialen zeigt. Z. B. Buchſtabe C mit dem betenden Kranken. Wie
wunderbar ergreifend iſt dieſes leidende oder gar sterbende Angesicht ge-
zeichnet. Zwei zarte Striche auf der Wange reden von Innigkeit, Herzeleid
und Todesſchmerz. Wie diese Technik die größten Landschaften meiſtert auch
auf kleinſtem Raum, zeigt der Buchſtabe D, der Hirte mit den Schafen.
Vom Quell bis zu den Wolken reicht das Bildchen von ein paar Quadrat-
zentimetern. Das bedeutendſte an Kleinfigurenkunſt leiſtet der Buchstabe K,
der in nicht weniger als sieben Figuren Himmel und Erde umspannt. Wir
ſind dem Verlag B. G. Teubner zu besonderem Dank verpflichtet, daß er
uns so viele Kliſchees zur Verfügung gestellt hat, und wenn ich ihm gegenüber
als undankbar erſcheinen sollte, daß ich die Frage des Geſangbuchprivilegs
angeſchnitten habe, so wiederhole ich, daß das durchaus unpersönlich iſt ~ eine
Sache, die irgend einmal angepackt werden muß. Und da ich nun in meinem
Kunstblatt seit 1901 schon so manches Unangenehme habe sagen müssen,









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Rudolf Schäfer Pietà
Aus der Schmuckausgabe des sächsischen Gesangbuches

was andere in andern Zeitſchriften nicht geſagt haben, vielleicht aus Grün-
den der Karriere oder anderen indiskutablen Gründen - so nehme ich eben
auch dieſe soziale Aufgabe der Volkskunst, in die mich ein Höherer nun
einmal hineingeführt hat + auf meinen breiten Schwabenrücken.

Was nun fürs zweite die E rf in d un g 8s g a b e Rudolf Schäfers anlangt,
ſo hatte der geniale Interpret der Paul Gerhardt-Lieder das künſttleriſche
Recht, auf ſchon Gesagtes, Erdichtetes und Erſchautes teilweise zurückzugehen.
Denn das, was Schäfer in ſeinen Gerhardt-Liedern dargestellt hat, iſt wert,
daß es gemeinsames Volksgut einer Landeskirche wird. Geiſtig bereichert
iſt es meiſt jezt wiedergekehrt. Manche Blätter aber ſind ganz neu erfunden.
Eine der köſtlichſten Gaben iſt das deutſche Hausbild: „Jch bin bei euch .
alle Tage“. Die ganze liebenswürdige Traulichkeit der Kunst Rudolf Schäfers
liegt darin.

Der Druck s elbſt iſt durch rote Buchſtaben in den Jnitialen festlich
belebt.

Der Einband iſt den bisherigen Verſuchen Teubners, moderne Ein-
 
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