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Einſichten; greifen da nicht die Kunſtſchulen ein, so haben sie ſich bald
aus einer anderswo einsetzenden Entwickelung ausgeſchaltet.

Welches unter all diesen Umſtänden das Schicksal von Kunſtbeſtrebungen
iſt, die dem heutigen Bekennen und Verleugnen von Weltanſchauungen als
künſtleriſcher Ausdruck einer chr i ſtl i che n Weltanſchauung gegenübertreten,
läßt ſich nicht ſchwer voraussehen. „Wenn man ſseiner Kunſt, besonders
der chriſtlichen, nachgehen will, stößt man auf so viele Dornen am Wege,
daß man ſchon leicht den richtigen Pfad verlieren kann ....“ Habe man mal
Hoffnung, einen Auftrag zu erhalten, so seien die wohllöblichen Kunſthand-



Petrus

Aus: Syhbel, hf Ihe tite. M G G. ten ertſche Ver

lungen uſw. stets so gütig, einem die erhoffte Arbeit mit aller Dreistigkeit
ſtreitig zu machen, unter hochtönenden Namen und nicht einmal preiswürdig.
_ So die Worte eines jungen Künſstlers, mit denen dieser dem Verfasser
ſeine Erfahrungen andeutete.

Nun ist es aber nicht etwa Privatsache kirchlicher Kreise, wie die chriſt-
liche Kunst, selbſt die im engeren Sinne, gedeiht. Denn ſchwerlich geht die
Vermutung allzuweit, daß der Stand religiöser Kunst auch den Stand
weltlicher Kunſt beeinflußt. Der Rückgang jener und die Materialiſierung
dieſer im 19. Jahrhundert ſchreiten wohl nicht zufällig nebeneinander her.
Religiöse Kunſt gibt seelische Aktionen, die über Reflexbewegungen in einer
weiten Diſtanz und vorbildlichen Weise hinausliegen. Das Verſchmähen
dieſes Vorbildes rächt sich am ehesten dort, wo es wenig und geringes an
Seitenstücken zu den Idealen jener Welt gibt.
 
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