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Auferſtehung. Byzantiniſch. Mosaik von Torcello. Venedig.
Auferſtehung und Himmelfahrt in der frühthriftlichen
und byzantinischen Kunst
Mit 6 Abbildungen
Ilbekannt iſt die seit der Renaissance beliebte Darſtellung der Himmel-
fahrt Chriſti. Chriſtus entsteigt dem Grabe, in der Hand die Sieges-
fahne, oder er schwebt darüber mit der Oriflamme, und um das Grab
kauernd, in tiefen Schlaf verſunken, die bewaffneten Wächter, von denen
einige Gebärden des Staunens, des Entseteens machen, andere wieder haſti-
gen Laufes fliehen. Diese Auffaſsung kommt aber in der Kunſgſt der erſten
chriſtlichen Jahrhunderte, auch in der byzantinisſchen, nicht vor. Wir sehen
an dieſer Stelle immer nur das leere Grab mit dem Engel und die drei
myrrhenbringenden Frauen (Myrhophoren). Der ſchon auferſtandene
Chriſtus iſt dann in verſchiedenen Szenen dargestellt, ſo z. B. auf den
Mosaiken von S. Apollinaris in Ravenna zweimal, einmal wie
er den Apoſteln erſcheint, das andere Mal auf dem Gang nach Emmaus,
ſo in den Malereien der Apſis von S. Maria Antiqua in Rom
(8. Jahrh.), auf Diptychen, Elfenbeinschnitzereien (Deckel von Evangelien-
büchern), die Auf er ſte h ung ſselbſt aber niemals; wenn wir nicht etwa
ein Bildwerk dafür in Anspruch nehmen wollten, das aber cher, wie
wir sehen werden, die Himmelfahrt vorſtellt. Die Szene der Himmelfahrt
iſt da mit den trauernden Frauen am Grabe und dem Engel verbunden, so
daß man unwillkürlich zuerſt an die Auferſtehung denkt. Wir werden
im folgenden näher auf diese faſt einzig daſtehende Darstellung zuriick-
lommen.
Auch die byzantiniſche Kunst hat die Auferſtehung Chriſti aus dem
Grabe niemals dargeſtellt, an ihrer Statt wie in der frühchristlichen,
das Grab mit dem Engel und den drei Frauen, Maria Magdalena, Maria
Jacobi und Maria Salome. Eine sehr ſchöne Darſtellung finden wir
in Silber getrieben und vergoldet auf dem Deckel eines Evangelienbuchs
Auferſtehung. Byzantiniſch. Mosaik von Torcello. Venedig.
Auferſtehung und Himmelfahrt in der frühthriftlichen
und byzantinischen Kunst
Mit 6 Abbildungen
Ilbekannt iſt die seit der Renaissance beliebte Darſtellung der Himmel-
fahrt Chriſti. Chriſtus entsteigt dem Grabe, in der Hand die Sieges-
fahne, oder er schwebt darüber mit der Oriflamme, und um das Grab
kauernd, in tiefen Schlaf verſunken, die bewaffneten Wächter, von denen
einige Gebärden des Staunens, des Entseteens machen, andere wieder haſti-
gen Laufes fliehen. Diese Auffaſsung kommt aber in der Kunſgſt der erſten
chriſtlichen Jahrhunderte, auch in der byzantinisſchen, nicht vor. Wir sehen
an dieſer Stelle immer nur das leere Grab mit dem Engel und die drei
myrrhenbringenden Frauen (Myrhophoren). Der ſchon auferſtandene
Chriſtus iſt dann in verſchiedenen Szenen dargestellt, ſo z. B. auf den
Mosaiken von S. Apollinaris in Ravenna zweimal, einmal wie
er den Apoſteln erſcheint, das andere Mal auf dem Gang nach Emmaus,
ſo in den Malereien der Apſis von S. Maria Antiqua in Rom
(8. Jahrh.), auf Diptychen, Elfenbeinschnitzereien (Deckel von Evangelien-
büchern), die Auf er ſte h ung ſselbſt aber niemals; wenn wir nicht etwa
ein Bildwerk dafür in Anspruch nehmen wollten, das aber cher, wie
wir sehen werden, die Himmelfahrt vorſtellt. Die Szene der Himmelfahrt
iſt da mit den trauernden Frauen am Grabe und dem Engel verbunden, so
daß man unwillkürlich zuerſt an die Auferſtehung denkt. Wir werden
im folgenden näher auf diese faſt einzig daſtehende Darstellung zuriick-
lommen.
Auch die byzantiniſche Kunst hat die Auferſtehung Chriſti aus dem
Grabe niemals dargeſtellt, an ihrer Statt wie in der frühchristlichen,
das Grab mit dem Engel und den drei Frauen, Maria Magdalena, Maria
Jacobi und Maria Salome. Eine sehr ſchöne Darſtellung finden wir
in Silber getrieben und vergoldet auf dem Deckel eines Evangelienbuchs