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Dezember 1910 Zweiundfünfzigſter Jahrgang Ur..12

1ſ hrifiches lunſt Bt

: furlirche, Schuleund Haus
Herausgegeben von . Le
D. theol. David fioch

Erſcheint monatlich in einem Heft zu 32 bis 48
]][2 Seiten und enthält viele Textilluſtrationen, Ir2 |)
farbige kunſtbeilagen und biswellen Noten. |V

© Preis für das Vierteljahr 2 Mark. Zu beziehen Y L
;; alle Poſtämter und Buchhandlungen. er ..

Organ des Gundes der Freunde fur Volkskunſt.

Die bildende Kunst im Pfarrhauſe.

Von D. theol. David K och.

U" Luther war ſein eigener Hauspoet und Hausmusſikus. Zu Singen und
Sagen hat er aber auch die bildenden Künſte in das erſte deutſche heime-
lige Pfarrhaus an der Elbe gerufen. Meister Lukas Kranach, der Maler, Apo-
theker und Gevatter ging im Hauſe aus und ein und hat gar manch Konterfei
des teuren Gottesmannes gemalt. Es iſt kein Zweifel, daß sich Luther auch der
weltlichen Kunst seines Freundes Kranach erfreut hat. Es iſt auch keine Frage,
daß Luther trotz aller Lebensaskeſe, die er von seinem Mönchstum her beibehalten
hat, doch auf eine von der Kunſt verſchönte häusliche Behaglichkeit geſehen hat.
Die getäferte Wohnstube im Auguſtinerkloster iſt bemalt gewesen mit Renaissance-
Ornamenten, zu denen wohl Freund Lukas, der Maler, die Motive geliehen und
ſeinem Schüler aus dem großen, fabrikmäßig bestallten Atelier geſandt hat. Der
große grüne Kachelofen hat Relief-Plaſtik; Szenen aus dem Paradies in naiver





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Darſtellungsfreude. Die Butzenſcheiben und Fensterbänke erhöhen die romantische,
künſtleriſch angepaßte Stimmung.

Daß im Lutherhauſe die Illuſtrationskunſt nicht fehlte, darf man aus Luthers
Hochſchätung für den Holzschnitt schließen, dem er eine erziehliche und auferbau-
liche Kraft zugeſchrieben hat. Wir dürfen denken, daß in Wohnstube und Stu-
dierzimmer Holzſchnitte der Zeitgenoſſen und dann auch Ölgemälde hingen, vorab
Porträts der Familie.

Auch die Hausfrau Katharina hatte feinen Sinn für künſtleriſche Lebens-
werte. Man denkt sich Luthers Ehe oft allzu proſaiſch. Eine gemeinſame Liebe
zur Schönheit der Natur verband beide. Sie arbeiteten beide zuſammen im
Ulostergarten, den die hohe Mauer von der Welt und der ſchönen Elbelandſchaft
abſchloß. Nicht nur der eigene Kohl ward gemeinſam gebaut, auch die Poesie
der Zierſträucher und Blumen wurde gepflegt. Lilien und Rosen trug der Garten
und Luther ſchrieb im zweiten Sommer seiner jungen Ehe an Freund Spalatin:
„Ich habe einen Garten gepflanzt, einen Brunnen gegraben,

beides mit gutem Glüc. Komm, und du ſollſt mit Rosen und
 
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