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draußen auch der letzte Schimmer eines lebensvollen Grüns erſtorben iſt, dann
prangt die Tanne inmitten der toten Natur im Hoffnungskleide.

Tanne mit den dunklen Zweigen,

Freu dich über dein Gewand,

Kannſt du doch den Menſchen zeigen

Von der Ewigkeit ein Pfand.

Ja, ihr immergrünes Kleid iſt ein Ewigkeitstroſt des gütigen Schöpfers, ein
Sinnbild unvergänglichen Lebens an den Stätten des Todes.
D

Vom

Burnand und die Handwerker. An
einem Sonntag nachmittag ſprach ich in einem
kleinen Kreiſe von Handwerkern und deren

Frauen = auch ein Hofmeiſtersehepaar und
ein Soldat waren noch dabei - über die
Gleichnisse Jeſu. Ich zeigte ihnen, mit welh
jchlichter Kunſt Jeſu seine Gleichnisse erzählte,

wie er mit wenig Strichen die Situation klar

zeichnete, wie er die Verhältniſſe und Men-
ſchen ſcharf beobachtete, ſodaß alles ſo plaſtiſch
und charakteriſtiſch hervortritt, und ſagte
ihnen dann, daß ich vor etlicher Zeit einn.
Maler kennen gelernt hätte, an dem man ſo
recht ſehen könne, welche Kunſt in Jeſu
Gleichniſsen stecken müsse, da ſie diesen Maler

~ ich meinte Burnand -= zu ſo herrlichen |
seine |

Schöpfungen begeiſtert hätten und
Bilder mit einer Klarheit und Eindringlichkeit
zu uns sprächen, wie man das ſelten finde.
Die einfachen Leute wurden ganz neugierig
und baten mich, ihnen die Bilder zu zeigen.
Auf dem Betſaal unſerer Anſtalt hatten wir
die ſchönſten davon hängen. Wir gingen

hinauf und nun ließ ich sie raten, welche

Gleichniſſe die einzelnen Bilder darſstellen.
Nicht immer entdeckten ie es ſofort; aber
war die Löſung gefunden, dann war es eine
helle Freude. Nun ging ich auf Einzelheiten
ein und zeigte ihnen an der Darstellung des
Gleichniſſes vom verlorenen Groſchen das
von Freude verklärte Geſicht des Weibes
und machte ſie aufmerkſam, wie wunderſam
der Meiſter die Pointe des Oleichniſses ge-
troffen. Nicht weniger erfreuten Jie ſich an
der Geſtalt des Perlenſuchers, an dem klugen,
forſchenden und energiſchen Gesicht, dem man
es ansieht, daß dieser Mann auch in der Tat
den letzten Heller für die köſtliche Perle hin-
geben wird, ohne mit der Wimper zu zucken.
Vor allem aber verweilten wir bei der herr-

Tage.

lichen Geſtalt des Hausvaters im Gleichnis

von den Arbeitern im Weinberg. Welche
Ruhe und Sicherheit, welches klare und un-
beſtechliche Gefühl seiner Gerechtigkeit, welche
Überlegenheit über die trotzige, unzufriedene
und mürriſche Geſsellſchaft, die den Tiſch um-
ſteht. Beim gemeinſamen Schauen merkten
wir alle, daß in dieſen Bildern Lebenstriebe
liegen. Die Macht Jeſu kommt zur unmittel-
baren Anschauung und ſeine Herrlichkeit
zeigt sich wieder in dieſen Gleichnisbildern.
Als wir auseinander gehen wollten, trat
einer der Handwerker auf mich zu und ſagte
unter ichtlicher Ergriffenheit: „Hierfür müſſen
wir Ihnen alle ganz beſonders danken."
Stephanssſstift-Hannover. Backhauſen.
Die Rheiniſche Diaſpora-Paſtoren-Kon-
ferenz fand am 18. und 19. Mai in Engels-

| kirchen statt Am erſten Tag ſprach P.

de Haas-Saarlouis über „Das künftige
Bauideal der evangel. Kirchen mit
beſonderer Berücksichtigung der Diaſpora“"
unter Zugrundlegung der drei Fragen :

1. Was kann geſchehen, um die Gemeinde
vorher genügend zu informieren, damit
der Bau in etwa einem Ideal nahe komme ?

2. Was muß die Gemeinde tun, wenn Jie
bauen will?

3. Welches Idealſoll erſtrebt werden unter
Berückſichtigung geringer Geldmittel ?

Zur Frage 1 wies der Referent auf die
Konferenzen für Kirch- Baukunſt und die
einſchlägige Literatur hin. Auch der Guſtav-
Adolf-Verein, der meiſt die Mittel darreiche,
Habe vorher ein Wort mitzuſprechen.

Zu Frage 2 wies er auf die Wichtigkeit
der Baukommissionen und auf die Wahl
eines tüchtigen und mit den Verhältnissen
der Gemeinde vertrauten Baumeiſters hin.

Die Antwort auf die 3. Frage enthielt den
 
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