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Januar 1912

vierundfünfzigster Jahrgang

Ur. 1



Mliches Kunfl-ölall
sürMche,schuleunbHiaus
Üjerausgegeben von
D.lheol. David Koch
erscheint monatlich in einem Heft zu Z2 bis 43
Seiten und enthält viele QMlustrationen, 1-2
farbige Kunstbeilagen und bisweilen Noten.
Preis für das Vierteljahr 2 stlark. Lu beziehen
durch alle Postämter unb vuchhanölungen.

Vrgsn des Sundes der freunde für Volkskunst.

Religion und Runst bei Zchleiermacher.
^H>^ie gestaltet sich nach der Anschauung des größten deutschen Theologen
A das Verhältnis von Religion und Runst? Diese Frage ist wohl jedem
schon entgegengetreten, der sich mit der Bestimmung der Grenzen
zwischen den beiden Gebieten befaßt hat. Außerdem hat Zchleiermacher selbst
Anlaß genug zur Erörterung des Problems gegeben. Denn in seinen „Reden"
über die Religion von 1799 bringt er Religion und Runst in eine so enge Ver-
bindung, daß Albrecht Ritschl den Vorwurf erheben konnte, der Zinn für das
Universum sei bei Zchleiermacher nichts weiter als eine Abart des Runstsinns,
während umgekehrt Frank und Bender Zchleiermachers Runstsinn als eine
Abart des religiösen Zinnes betrachteten.
will man Zchleiermachers Aussagen über den Zusammenhang von Religion
und Runst gerecht werden, so genügt es nicht, seine Äußerungen über Anschauung
und Gefühl oder das Universum etwa auf die kritische präzisionswage zu legen
und ihre Ähnlichkeit mit den Philosophemen Andrer nachzuweisen, sondern es
muß versucht werden, die Struktur der Frömmigkeit Zchleiermachers zu erfassen
und aus ihrem Wesen heraus die Theorien des Denkers zu begreifen. Da aber
die Fundamente der Religiosität Zchleiermachers in der Brüdergemeine gelegt
waren, so gilt es zunächst, dieses herrnhutertum näher zu beleuchten.
I. Jugendzeit.
psychologisch angesehen treten in der herrnhuterschen Frömmigkeit Phantasie
und Gefühl in den Vordergrund. Die Phantasie entwirft in den überaus
zahlreichen Gemeineversammlungen das Bild des Gekreuzigten und hält es fest
durch die Inbrunst des Gefühls,- sie öffnet der verlangenden Seele den Zugang
zu dem Zeelenfreund, wenn sie in der Einsamkeit Zwiesprach mit ihm halten
will. Durch ihre Vermittlung wird Jesu Hand ergriffen, sein Blick empfunden,
 
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