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Februar 1912

vierundfünfzigster Jahrgang

Nr. 2


fürMche, schule unö-jaus
Sjerausgegeben von
D.theol. David Koch
erscheint monatlich in einem heftzu Z2 bis 48
Zeiten und enthält viele Qxtillustrationen, 1-2
farbige Kunstbeilagen und bisweilen Noten.
Preis für bas Vierteljahr 2 platt. Lu bestehen
burch alle Postämter und öuchhandlungen. -W

Agsn des Sunkles der freunde sm Volkskunst.



Friedrich der Große und die Bildkunst
Ndols Menzels.
^°-^er 24. Januar war dem Gedächtnis Friedrichs des Großen geweiht. Mit
> dem in die Tiefen einer Persönlichkeit dringenden, feinen Einfühlungs-
vermögen, das unsrer Zeit eignet, wurde seine Genialität gefeiert. Aber
je näher man der weltgeschichtlichen Erscheinung des Preußenkönigs kam, desto
greifbarer wurden auch die Gegensätze, die in seinem Wesen in Spannung sich
hielten. Friedrich war eine zähe Soldatennatur und doch zugleich ein Liebhaber
und Förderer der graziösen Kunst des Rokoko, ein Feldherr ohnegleichen, der
umwogt von Pulverdampf und Schlachtenlärm seine Braven zum Siege führte,
und ein mit ätzendem Spott nicht sparender Philosoph, der im Kreuzfeuer geist-
voller Unterhaltung willig eines Voltaire Überlegenheit anerkannte,- ein kluger,
kalter Politiker, der die Verschiebungen im Konzert der europäischen Mächte aus-
zunutzen gewohnt war und der doch wieder beim Hauskonzert seine Freunde mit
einem lieblichen Flötensolo erquickte, ein Mann, der an sich selbst straffste Selbst-
zucht übte und gegen andere rücksichtslos hart zu sein vermochte, und der doch
es nicht lassen konnte, seinen Intimen melancholische Oden zu widmen, die eine
wundersame Zartheit des Gemüts verrieten; ein freier Denker, der das Christentum
nicht mehr als eine Kraft des eignen inneren Lebens kannte, und der trotzdem
der Protektor des Protestantismus bleiben wollte, drohend seine Faust erhebend
gegen die Anmaßungen jesuitischer Intoleranz. - Man hat der Größe Friedrichs,
der in sich den preußischen Staatsgedanken verkörperte wie kein Herrscher vor
und nach ihm, Abbruch getan, indem man ihn einseitig in den Mittelpunkt von
Anekdoten stellte, die lediglich seine Schlagfertigkeit und seinen ehernen Gerechtig-
keitssinn erläutern sollten. Auch die bildende Kunst hat in dieser Beziehung
gefehlt. Einen Chodowiecki z. L. hinderte, abgesehen von den Schranken seines
 
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