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häuser unterlagen keinen größeren Veränderungen, doch wurde eine repräsenta-
tive, überwölbte Kammer im Erdgeschoß des Vordertraktes abgetrennt. Die
Wohnhäuser erhielten auch reichere Fassaden und geschmückte Portale (Ulica
Nowomiejska 5, Rynek Starego Miasta 20, 21a, 31 im Flur), Nischen (Rynek Sta-
rego Miasta 31), Fenster mit profiliertem Gewände und Nischen aus glasiertem
Backstein (Kanonia 28). Das Innere der Wohnhäuser schmückten Wandmalereien,
die sich im Gebäude am Rynek Starego Miasta 32 und 34 (Decken) bis auf den
heutigen Tag erhalten haben.
Die Warschauer Herzogsresidenz entstand früher als die Stadt. Etwa 15 Meter von
der Südmauer des heutigen Schlosses entfernt, wurde ein Erd- und Holzwall in
Kastenkonstruktion von der Wende vom 13. zum 14.Jahrhundert freigelegt.- Der
Wall umgab den Hof, auf dem sich unter anderem das Haus des Burggrafen und
die Unterkünfte der Wachmannschaft befanden. Vor 1350 entstand das erste
gemauerte Bauwerk - der Große Turm (Wieza Wielka), später Burgturm (Wieza
Grodzka) genannt, mit quadratischem Grundriß und Böschungen an den Ecken.
Zu Beginn des 15.Jahrhunderts ließ Herzog Janusz Starszy eine Residenz errich-
ten, die der »Große Hof« (Dwör Wielki) genannt wurde und von der bis auf den
heutigen Tag drei Kellergeschosse erhalten geblieben sind. In der Nähe der Pfarr-
kirche befand sich die gotische Residenz der „Kleine Hof” (Dwör Maly); auch
von ihr «zeugen noch Teile der Mauer.
Nicht nur kultischen, sondern auch Verteidigungszwecken dienten die Sakralbau-
ten: die Pfarrkirche zur Enthauptung St. Johannes des Täufers, die Kirchen und
die Klöster der Augustiner und Bernhardiner, die Pfarrkirche in der Neustadt
und die Kirche in Tarchomin.
Die gemauerte, zu Beginn des 15.Jahrhunderts von Herzog Janusz Starszy ge-
stiftete Pfarrkirche (Ulica Swi^tojanska 8), bestand aus drei Schiffen und einem
dreiseitig abgeschlossen Presbyterium. Für sie wie für andere städtische Gottes-
häuser dieser Art galten die räumliche Konzeption und Gestaltung, die der herr-
schende Deutsche Orden vorschrieb.
Die Augustinerkirche war ursprünglich eine kleine einschiffige Kirche mit charak-
teristischem, in das Klostergebäude einkomponiertem Glockenturm (Ulica Piw-
na 9/11). Eine ebenso bescheidene Gründung stellte die Pfarrkirche zur Heiligen
Jungfrau Maria in der Neustadt (Przyrynek 2) dar, die aus einem überdachten
Schiff und einem überwölbten Presbyterium besteht; sie wurde vom Herzog Ja-
nusz Starszy und der Herzogin Anna Danuta gestiftet und 1411 errichtet. Gegen
Ende des 15.Jahrhunderts erweiterte man die Kirche durch den Anbau von
Seitenschiffen und die Erhöhung des Hauptschiffes. Ein Beispiel für eine einfache
spätgotische Kirche mit überwölbtem Presbyterium und überdachtem Schiff ist
die Kirche in Tarchomin, deren Bau nach 1520 vollendet wurde. Einen ähnlichen
Grundriß hatte die heute nicht mehr existierende St.-Georgs-Kirche, die vom
Herzog Bolesfaw IV. und Anna Mazowiecka gestiftet und nach 1454 erbaut wurde.
Diese Kirche gestaltete um 1560 Gianni Battista von Venedig vollständig im
Renaissancestil um. Es war derselbe Baumeister, der die Attika auf der Barbakane
schuf. Im Bernhardinerkloster blieben die interessanten spätgotischen Spiegel-
gewölbe aus den Jahren von 1515 bis 1533 erhalten. Im Vergleich zu anderen
Gewölben dieser Art zeichnen sie sich durch ihre Eigenart, ihre individuellen und
differenzierten Formen aus.

DER WASA-BAROCK
Die nach der Feuersbrunst im Jahre 1607 wiederaufgebauten Bürgerhäuser erhiel-
ten neue Fassaden im Stil der Spätrenaissance, mit Portalen (Rynek Starego Mia-
sta 28, 31, 36) und reichverzierten Giebeln (Kanonia 20-26). Eine interessante
Form besitzen auch die Innenhöfe-sie waren von drei Seiten durch Galerien
eingefaßt (Rynek Starego Miasta 27, 32). Zur gleichen Zeit wurden beim Bau von
Bürgerhäusern noch die Formen aus der Spätrenaissance verwendet. König
Zygmunt III. Wasa begann mit der Erweiterung des Königsschlosses (1597-1619)
im Stil des Barocks. Die monumentale Strenge des Wasa-Schlosses unterstrichen
der starke vertikale Akzent in Form eines hohen Turmes auf der Fassadenachse
sowie die kleinen Ecktürme. Eine wichtige dekorative Rolle spielten die schönen
Turmhauben und der bescheidene, doch raffinierte bauplastische Schmuck um
die Tür- und Fensteröffnungen. Der Platz vor dem Krakauer Tor (Brama Krakow-
ska) wurde mit einem säulenförmigen Denkmal, dem Standbild des Königs Zyg-
munt III. Wasa (Sigismundsäule), geschmückt. Es war das erste neuzeitliche
Denkmal in Warschau.

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