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Palais wurde entre cour et jardin (zwischen Hof und Garten) angelegt. Den Zentral-
bau schmücken hervorragende Plastiken von Andreas Schlüter. Das Tympanon
an der Vorderfront stellt die Geschichte Marcus Valerius Korwins dar-er wird
als Gründer des Krasihski-Geschlechts mit dem Wappen Korwin angesehen-der
den Heerführer der Gallen besiegt; das Tympanon zur Gartenseite zeigt seinen
Triumphzug. Die antiken Motive des plastischen Schmucks unterstreichen be-
wußt gewählte Formen aus der antiken Architektur, z.B. das Motiv des Triumph-
bogens. Zur gleichen Zeit (nach 1681) wurde das Palais für Jan Gninski (Ulica
Tamka 41) errichtet, das den Ansatz zu einer großen Residenz bilden sollte.
Ein hervorragendes Bauwerk aus dem letzten Viertel des 17.Jahrhunderts war die
Residenz des Königs Jan III. Sobieski in Wilanöw. Durch den in drei Etappen
durchgeführten Ausbau eines alten Herrenhauses entstand ein großes Schloß mit
mehreren Flügeln. Ähnlich wie im Krasiriski-Palais bediente man sich auch in
Wilanöw bei der Ausschmückung antiker Themen, die allegorisch mit der Person
des Königs verbunden waren. Tyllman van Gammeren, ein vielseitiger Künstler,
der ebenfalls als Maier, Graphiker und Militäringenieur bekannt war, repräsen-.
tierte mit seinem Schaffen die sich dem Klassizismus zuwendende Richtung in der
europäischen Baukunst. In Polen setzten viele seiner Mitarbeiter und Schüler das
Werk fort (Carlo Maderna, Isidoro Affeita, Carlo Ceroni, Giuseppe Pioia).
Unter den Bauwerken, die ohne Mitwirkung von Tyllman van Gammeren entstan-
den, zeichnet sich die Pleiligkreuzkirche der Missionare (Ulica Krakowskie Przed-
miescie 1) und die Paulinerkirche (Ulica Nowomiejska 21) aus. Die Heiligkreuz-
kirche, projektiert von Giuseppe Simon Bellotti, ist ein einschiffiges Bauwerk mit
Transept und Kapellenreihen, die ebenso hoch wie das Schiff angeordnet sind und
Nischen zwischen den gewaltigen Pfeilern bilden.
Großen Einfluß auf die Entwicklung der Kirchenfassaden in ganz Polen hatte
die Fassade der Kapuzinerkirche (Ulica Miodowa 13).
Die zweite Hälfte des 17.Jahrhunderts war eine Zeit des intensiven Umbaus
vieler Bürgerhäuser der Alt- und Neustadt: Umgestaltet wurden die Fassaden
am Rynek Starego Miasta (Nr. 30, 38, 42), die Zahl der Trakte erhöhte sich,
ehemalige Wirtschaftsgebäude wurden zu Wohnhinterhäusern umgebaut.
Zu den schönsten Werken der Bildhauerkunst gegen Ende des 17.Jahrhunderts
gehört die Skulptur der Muttergottes von Passau (Passauer Madonna) in der
Ulica Krakowskie Przedmiescie.

DER SPÄTBAROCK ZUR ZEIT DER SACHSENKÖNIGE
König August II. hat, ähnlich wie andere Herrscher des Barockzeitalters, die Kunst
in den Dienst seiner Politik gestellt. Die großzügigen städtebaulichen Vorhaben
und die großangelegten, reich mit Plastik und Malerei ausgestatteten Bauwerke
sollten die Idee der absolutistischen Herrschaft veranschaulichen und die Person
des Regenten verherrlichen.
Obwohl August II. und sein Nachfolger, August III., dem König Louis XIV. in
dieser Hinsicht niemals ebenbürtig waren, veranlaßten sie einige, über das nor-
male Maß hinausgehende urbanistisch-architektonische Schöpfungen, wie z.B.
die Projekte des Ausbaus von Ujazdöw, Wilanöw, des Warschauer Königsschlos-
ses, des Sächsischen Palais, ferner von Marymont und Czerniaköw, von denen nur
einige verwirklicht wurden. Ein großes Verdienst der Sachsenkönige war die
Schaffung eines modernen Systems der Bauoiganisation. Das Warschauer Bauamt
bewahrte jedoch trotz der Verbindung mit dem Hauptamt in Dresden relativ
große Eigenständigkeit. An der Spitze der Amtes stand ein hervorragender Bau-
meister, der die Arbeit der Architekten und Bildhauer, der Tapezierer, Tischler
und Stukkateure koordinierte und leitete. Leiter des Warschauer Bauamtes waren
aufeinanderfolgend: 1710 Johann Christoph Naumann, 1715 Joachim Daniel
Jauch und von 1754 bis zum Ende der Herrschaft Augusts III. Johann Friedrich
Knobel.
Die rege Bautätigkeit unter den Sachsenkönigen führte zu einer grundlegenden
Wandlung des Stadtbildes. Etwa ein Dutzend städtischer Residenzen des Hoch-
adels wurden erbaut oder umgestaltet, alte Bürgerhäuser erhielten neue Fassaden.
Das Abstecken neuer Straßenzüge und Plätze hatte weitreichende Folgen für die
Stadtentwicklung; dazu gehörte z.B. die Sächsische Achse (Os Saska), deren Reste
sich bis auf den heutigen Tag erhalten haben (Plac Zwyci^stwa, Ogröd Saski).
Die kompositorische Hauptachse des Projekts verlief von der Krakauer Vorstadt
am Sächsischen Palais (jetzt Grabmal des Unbekannten Soldaten) weiter west-
wärts durch den Sächsischen Garten zur Kaserne der berittenen Krongarde (Ulica

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