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und 2/4, Aleje Ujazdowskie 8, 12, 13, 15, 27, 39 und 41, Ulica Litewska 6, Ulica
Lwowska 12, Ulica Zielna 49). Fortgeführt wurde der Bau des von Franciszek Ma-
ria Lanci eingeführten Villentyps (Ulica Emilii Plater 17, Ulica Pi?kna 44, Aleja
R6z 3 und 16, Aleje Ujazdowskie 33, Ulica Belwederska 20). In der Sakralbau-
kunst gab es gegen Ende des 19. Jahrhunderts interessante neugotische Kirchen,
die die wesentlichen konstruktiven Werte der gotischen Architektur (Evangelische
Kirche, Ulica Swierczewskiego 76, St.-Florian-Kirche am Plac Weteranöw, St.-
Stanislaw-Kirche, Ulica Wolska 76, Kirche Mariä Himmelfahrt, Trakt Lubelski)
aufwiesen.
Im Schaffen der Warschauer Architekten der letzten Jahrzehnte des ^.Jahrhun-
derts dominierte das großstädtische Mietshaus. Die Anfänge seiner architektonisch-
räumlichen Entwicklung reichen in die zweite Hälfte des 19.Jahrhunderts zurück,
als die Parzellierung der städtischen Baugründe vorgenommen wurde (z.B. enltang
den Nebenstraßen der Ulica Marszalkowska). Eine Parzelle maß durchschnittlich
knapp über 20 Meter Breite und bis zu 50 Meter Tiefe. Diese Größen bestimmten
weitgehend die Entwicklungsrichtung für die Mietshäuser. Waren sie Ende des
18.Jahrhunderts noch ein- oder zweigeschossige Zwei-Trakt-Gebäüde mit einer
Toreinfahrt in der Mitte, so vergrößerten sie sich in der ersten Hälfte des ^.Jahr-
hunderts um zwei seitliche, beiderseits an den Zentralbau angrenzende Hinter-
häuser und in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts um ein querliegendes Hin-
tergebäude, das das Viereck mit einem kleinen Innenhof schloß. Durch Auf-
stockung mehrerer Etagen entstanden sogenannte Brunnenhöfe, die den Einfall
des Sonnenlichtes in die unteren Etagen verhinderten. Eine weitere Entwicklungs-
etappe brachte den Ausbau in die Tiefe des Grundstückes. So entstanden Gebäude
mit Hinterhäusern und zwei, ja drei Hinterhöfen. Das Nutzungsprogramm des
Mietshauses beschränkte sich auf mehrere großräumige Luxuswohnungen, mehr
als zehn Mietswohnungen sowie auf Geschäfts- und Dienstleistungsräume im
Erdgeschoß. In den Fassaden der Warschauer Mietshäuser haben die eklektischen
Kompositionen ihren vollsten Ausdruck gefunden, und ihre Schöpfer knüpften
an die Schmuckformen der Renaissance, des Barocks und des Rokokos an (Aleje
Jerozolimskie 51, Ulica Kopernika 15, Plac Dqbrowskiego 6, Ulica Hoza 42, Ulica
Szpitalna 8, Plac Trzech Krzyzy 18 u.a.). Mehr als zehn Häuser erhielten der Gotik
entlehntes schmückendes Beiwerk, dessen Wirkung noch druch Glasurziegelstein
verstärkt wurde (z.B. Aleje Ujazdowskie 22, Aleja I Armii Wojska Polskiego 9,
Ulica Foksal 19). Auch Villenfassaden zierte Glasurziegelstein (Ulica Chelmzyn-
ska 165).
Um die Jahrhundertwende entstanden Gebäude im einheimischen Stil, was dem
Studium der alten polnischen Baukunst zu verdanken ist. Vor allem lebten die
Formen der Krakauer Renaissance wieder auf, die als der prägnanteste polnische
Baustil betrachtet wird (Erlöserkirche, Pavillons der Poniatowski-Brücke in der
Aleja 3 Maja, Innenräume des Hauptgebäudes der Technischen Hochschule am
Plac Jednosci Robotm'czej).
Die Phase der ausgereiften historisierenden Baukunst reichte in Warschau bis in
das erste Jahrzehnt des 20.Jahrhunderts und verlieh den Straßen der Hauptstadt
ein großstädtisches, für alle bedeutenderen Städte jener Zeit typisches Gepräge.

JUGENDSTIL, MODERNISMUS (KONSTRUKTIVISMUS), FUNKTIONALISMUS
Ein interessantes Phänomen in der Kunst um die Jahrhundertwende war der Ju-
gendstil, der mit der Nachahmung vorangegangener Stilrichtungen in der Kunst
brach. In der Architektur beruhte der Wert des Jugendstils vor allem auf dem
Überwinden traditioneller Kompositionen (z.B. Fassadengliederung, Formen der
Öffnungen), ferner auf der Betonung der Konstruktionselemente, der breiten Ver-
wendung von Glasfenstern, der Metallplastik, der monumentalen Malerei und Mo-
saiken sowie auf einer neuen großflächigen stilisierten Pflanzen- und Blumenorna-
mentik. Die Jugendsilarchitektur griff zuweilen auf historische Ornamente zurück
und wahrte deren Vorrang vor den Konstruktionselementen. In Warschau trat der
Jugendstil erstmals 1902 in der Dekoration der Innenräume des Hotels Bristol auf
(z.T. erhalten geblieben); es folgten ein Bankgebäude (Ulica Senatorska 42), die
Markthallen (Ulica Koszykowa 61/63), vor allem aber großstädtische Mietshäuser.
Die schönsten Beispiele des Warschauer Jugendstils wurden während des Zweiten
Weltkrieges vernichtet; die erhalten gebliebenen Bauwerke zeugen jedoch von der
eigenwilligen Schönheit dieser Stilformen (Aleje Jerozolimskie 47, Ulica Wöjci-
ka 38). Jugendstilornamente zierten nicht selten jene Häuserfassaden, die bereits
die modernistische Architektur ankündigten (Ulica Poznanska 37, Ulica Hoza 41,

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