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auf dem Gebiete der Kunst fast keine besondere Rołle gespieit, eher waren sie
eine schwache Abspiegelung der irgendwo anders auftretenden Erscheinungen.
Zu den wichtigsten auf dieser SteHe besprochenen Erscheinungen gehóren
zwei aktive Kunstzentren, die sich in Brzeg und Nysa entwickelt hatten im Zu-
sammenhang mit der Mazen-Tatigkeit der Piasten-Ftirsten und der Bisckdfe. Ob-
wohi stark mit dem Bresiauer Kunstzentrum verbunden, wiesen sie einen derarti-
gen Seibststandigkeitsgrad auf, dass dank seiner Abart man sich mit dereń Nach-
lass beschaftigen muss. Ausserdem die Tatsache der gegenseitigen Einfltisse,
Btindnisse und Unterschiede der beiden Zentren, die sich gegenseitig erganzten
trotz gegensatziich verschiedener Ideoiogien, besonderes Interesse erweckte. Wenn
auch die Fursten (Fridrich II und Georg II) waren in Brzeg Fórderer der Refor-
mation, so standen ihnen auf der Gegenseite die bresiauer Bischófe, aber die
Gegner charakteriesierte eine viel gróssere Toieranz (und das gilt fur das ganze
Land), ais es auf Grunde der derzeitigen poiemischen Literatur zu denken war.
Die Kunstwerke dieser Zeit zeigen gegenseitige Nachahmungen nicht nur in den
Schmuck- und Strukturformen sondern auch in den ikonographischen Themen.
Diese Situation herrschte in Oppeiner Schiesien bis an die erste Jahre des 17. Jahr-
hunderts, ais sich von der kathoiischen Seite aus eine besonders stark auftretende
posttridentische Stełiung manifestiert hatte. Baid nach dem Ausbruch des Dreissig-
iahrigen Krieges wurde das Ende dieser friedenhaften und fast freundschaftiichen
Koegzistenz beider Konfessionen fur vieie Jahrhunderte zu Grunde geiegt. Und
ausserdem soilte eine weitere Evoiution der bildenden Kunste zerstórt und ver-
nichtet werden. Schiesien solite fur Jahrznte in Stagnation und Not verfai!en und
dadurch wurde die Egsistenz des Manierismus bis zur zweiten Haifte des 17. Jahr-
hunderts verlangert, dass heisst bis zum verspateten Sieg des Barocks.
Trotz vielen Zerstórungen blieben aus dieser fruchtbaren Periode verhałtnis-
massig vieie Denkmaler, ieider ilber die Kunstler sind uns wenig Nachrichten
tiberiiefert worden. Archivale Nachforschungen ergaben wenig Resuitate und die
Zerstórungen des II. Weltkrieges erschwierigen ihre weitere Fortsetzung. Die
bisherigen Forschungen, und besonders diejenigen aus der Vorkriegszeit haben
niemals diese Probieme, die hier besprochen sind, ais eine Einheit aufgefasst, ob-
wohl sie sich fur die wichtigsten Kunsterscheinungen interessiert hatten. Die wich-
tigste Position biidet „Die schiesische Renaissanceplastik" von K. Bimier, ieider
durch ihr unbekummertes Wesen siindigt sie in Atributionen. Ein Beispii dafur
biidet die von mir ais „Grebacher Mythus" genannte Erscheinung, bei bildung
derer auch W. Grundmann gewirkt hatte.
Das Hauptziei meiner Auffassung ist die Einordnung des ganzen Materiais und
dessen Systematik. Bewusst war es doch nicht das Zieł das Verfassers eine Ge-
sammtaufnahme zu schaffen; es wurden nahmiich vieie meistens ganziich minder-
wertige Denkmaier nicht berucksichtigt, auch jene die obwohł wertvoiie doch den
Charakter von efemeren Erscheinungen besitzen. Zu den ietzten gehórt z. B. das
imposante und in Barockstii ausgefuhrte Werk von Jakob Saia: das Grabmai von
Georg von Oppersdorf in Głogówek (Obergiogau) umsomehr, dass der itaiienische
Bildhauer in Kieinpolen (Małopoiska) und nicht in Schiesien tatig war.
Der zweite Teii meiner Arbeit hat ais Zweck eine Probe zur Charakteristik des
Gesammtwesens auf Grund der Analyse der einzelnen Eiemente zu geben und
zwar: das Materia! und dessen Anwendung in der Biidhauerkunst, die Evolution
der architektonischen Strukturen, die Umwandłungen des Ornamentes, der ikono-
graphischen Themen und zuletzt das Stiłes, der von dem italienisierenden Renais-
sance bis zum nórdiichen Manierismus mit deutłicher niederiandischer Pragung
fuhrte.
Die itaiienisierende Renaissance, die ihre Hóhepunkt in Schiesien in der Piasten-

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