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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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1. Heft
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Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0052

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38

Der Cicerone

Heft 1

Eine kleine, aber auserlesene Sammlung
römischer Münzen aus dem Besitz eines aus-
wärtigen Architekten kam im Anschluß an die
Sammlung Weber bei Dr. Hirsch zur Versteige-
rung. Die 217 Stück brachten 45000 M. ein.
Besonderes Interesse erregte ein Fund Gold-
münzen Constantins und seiner Familie, die
zum größten Teil noch Prägeglanz trugen. Wir
erwähnen einige Preise: Bronzemedaillon der
Kaiserin Julia Domna 2050 M.; Goldmünze der
Kaiserin Helena (Gemahlin des Constantin Chlo-
rus) 1725 M.; Goldmünze der Kaiserin Fausta
(Constantini magni uxor) 1000 M.; zwei Gold-
münzen des Constantinsneffen Delmatius je
2025 M.

Gleichfalls bei Dr.Hirsch kam die schon im
letzten Bericht angekündigte Sammlung von
Kunstmedaillen und Plaketten des XV. bis
XVII. Jahrhunderts aus dem Besitze von Ä.
Löbbecke-Braunschweig zur Versteigerung.
Schon die Zusammensetzung des Publikums
kennzeichnete ein numismatisches Ereignis
ersten Ranges. Museumsdirektoren aus zahl-
reichen deutschen und schweizer Städten, Händ-
ler und Amateure aus aller Welt (sogar aus
Madrid hatte sich ein Herr eingefunden) bil-
deten ein auserlesenes und sachverständiges
Publikum. Der Gesamtertrag belief sich auf
190000 M.

Die Stärke der Sammlung waren die Me-
daillen, von denen besonders die frühen Ita-
liener höchste Preise erzielten. Hier war Paris
der schärfste Konkurrent und entführte die
meisten dieser Prachtstücke. Aber auch der
Münchner Kunsthandel beteiligte sich lebhaft.
Das Hauptstück, eine Bronzemedaille des be-
rühmten Bologneser Medailleurs Sperandio mit
dem Bildnis des Francesco Sforza, blieb z. B.
in München. Die Firma Ä. S. Drey kaufte es
für 8000 M.

Von weiteren Resultaten erwähne ich nach
dem Katalog: Nr. 2, Bronzemedaillon des neuer-
dings Antonio umgetauften Pisanello mit dem
Kopf des Sigismondo Pandolfo Malatesta
2600 M. (Boehler-München); Nr. 7, Medaillon
des Borso d’Este von dem Florentiner Petri-
cini 4500M. (Paris); Nr. 9, Medaillon des Dich-
ters Maserano von dem Venetianer Giovanni
Baldu 2115 M. (Paris); Nr. 17, Medaille eines
Grafen von Urbec von Niccolo Fiorentino
3400 M. (Paris); Nr. 20, Medaille des berühm-
ten Veroneser Anatomen Marcantonio della
Torre von seinem Bruder Giulio della Torre
3200 M. (Paris); Nr. 24, Widmungsmedaille der
Stadt Lyon auf Ludwig XVI. und Anna von
Bretagne, modelliert von Nicolas und Jean de
Priest, gegossen von Jean Lepere (kommt häu-

fig, aber selten echt vor) 1140 M. (Münzkabi-
nett-München); Nr. 25, Medaille des paduani-
schen Rechtsgelehrten Marco Mantova Bena-
dides vonMartino da Bergamo 2075 M. (Privat-
besitz Chemnitz); Nr. 35, Medaille des Vincenzo
Malipieri vom venetianischen Meister von 1523
1525 M. (Heß-Frankfurt).

Die Preise der späteren Italiener waren na-
türlich niedriger, doch brachte es auch hier ein
Stück des Martino da Savona (tätig 1590) auf
2150 M. Nach der Versteigerung der an Qua-
lität und Seltenheit geringeren holländischen,
schwedischen, dänischen, polnischen, französi-
schen und englischen Stücke stieg das Interesse
erst wieder, als die köstlichen Arbeiten der
deutschen Renaissancemeister unter den Ham-
mer kamen. Erfreulicherweise blieben die
meisten Stücke in deutschen Händen.

Von den Dürermedaiilen erzielte Nr. 272, die
Arbeit eines unbekannten Nürnberger Meisters
(nach Domanig Ludwig Krug), den schönen Preis
von 2750 M. (Heß-Frankfurt). Ein wenig spä-
terer Abguß der bekannten Medaille des Hans
Schwarz mit dem zigeunerhaften Dürerkopf (Nr.
267) kaufte das hiesige Münzkabinett; die von
Dürer selbst entworfene Bleimedaille mit dem
Bilde seines Vaters (Nr. 260) wurde sehr billig
für 660 M. gekauft (Chemnitzer Privatbesitz).

Weitere bedeutsame Stücke: Nr. 264, Med.
des Nürnbergers Patriziers Sebaldus Pfinzing von
Hans Schwarz 2250 M. (Cahn-Frankfurt); Nr. 269,
Med. des Hans Neukam, vielleicht auch von
Ludwig Krug, 2375M. (Münzkabinett-München);
Nr. 271, Med. des Jörg Keczel 2200 M. (in den
Besitz eines bekannten hochstehenden Mün-
chener Sammlers).

Vom sog. Meister mit dem Randkranz: Nr.
277, Kurfürst Joh. Friedr. der Großmütige 2075M.
(Chemnitzer Privatbesitz); Nr. 279, Raimund
Fugger 2300 M. (wie Nr. 271); Nr. 285, Martin
Pfinzing von Henfenfeld 2525 M. (Chemnitzer
Privatsammler). — Nr. 306, Silbermedaille des
Joachim Deschler auf Ladislaus Progk jr. für
1325 (Münzkabinett-München). Von den kost-
baren Schaumünzen, die der Augsburger Meister
Friedrich Hagenauer 1543 in Cöln von den Re-
formatoren Melanchthon und Martin Butzer ent-
warf (Nr. 354 u. 353), kam die erstere gleich in
den Besitz des Münchener Münzkabinetts, die
zweite wurde auf der Auktion für 3400 M. von
A. S. Drey gekauft, ging dann aber nachträg-
lich — dank der Unterstützung eines unge-
nannten Kunstfreundes — auch in den Besitz des
hiesigen Münzkabinetts über. Eine Medaille
(Nr. 355) von 1531 in der Art Hagenauers mit
dem Doppelbildnis Karl V. und Ferdinand I.
2400 M. (Chemnitzer Privatbesitz). — Nr. 378,
 
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