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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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2. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0077

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Heft 2

Sammlungen s Ausstellungen

63

ST. MORITZ -

Hier fand am 15. Januar die offizielle Er-
öffnung des Segantini-Museums statt. Der
Präsident des Komitees, Dr. 0. Bernhard, über-
gab das Gebäude der Gemeinde St. Moritz.
Das Museum enthält neben einer ganzen An-
zahl Reproduktionen vor allem die drei großen
Bilder „Die zwei Mütter“, „Das Leben“ und
„Der Tod“, sowie das bekannte Segantini-Denk-
mal von Bistolfi. Das letztere und das Gebäude
werden Eigentum der Gemeinde St. Moritz.
Die drei Bilder müssen wenigstens drei Jahre
im Museum verbleiben.

S

ZÜRICH - ■ -■'

Schweizerisches Landesmuseum. Ende
des Jahres 1908 wurde dem Schweizerischen
Landesmuseum eine wissenschaftlich und mate-
riell außergewöhnlich wertvolle Sammlung von
brasilianischen Münzen, Medaillen und Papier-
geld einverleibt, die der jüngst verstorbene
Dr. Julius Meili in Zürich als schweizerischer
Konsul in Bahia gesammelt und der Eidgenossen-
schaft vermacht hatte. C. H. B.

AUSSTELLUNGEN

DIE SECHZEHNTE AUSSTELLUNG
DER BERLINER SEZESSION
Zeichnende Künste

Die diesjährige Winterausstellung der Se-
zession bietet, zusammen mit ihrem unorganischen
Appendix, den Zeichnungen und Lithographien
Franz Krügers, einen recht bunten Anblick.
Nur schwer orientiert man sich, trotz dem un-
beträchtlichen Umfang, über ihre Einteilung und
gewinnt bei dem z. T. recht unharmonischen
Beieinander einen etwas jahrmarktartigen Ge-
samteindruck.

Indessen, was das Wesentliche ist: die Sachen,
die ausgestellt sind, haben durchschnittlich wirk-
liches Interesse und repräsentieren in sich eine
stattliche Summe von Begabung. — Auffallend
der Kontrast zwischen den einzelnen Strömungen
und Individuen, die hart aneinander stoßen:
von den impressionistischen Naturausschnitten, die
Max Liebermann in Radierungen undPastellen

mit raschem Griff gepackt und aufgefangen hat
zu den reflektierten, erarbeiteten Akten, die
Gertrud von Kunowski ausstellt und in
denen das Lehrhafte überwiegt — dagegen dann
wieder die instinktiv stilisierten Aquarelle von
Ernst Stern, bei denen sich- die rein künst-
lerische Seite nicht minder phantasievoll gibt
als das Stoffliche daran. Bei Stern erscheint
alles in einen Wirbel gezogen: seine Blätter zu
„Klein Zaches“ sind um einen Mittelpunkt grup-
piert, der selber meist unbetont bleibt; und die
Objekte kreisen wie in zentrifugalem Triebe um
diese Mitte. Mit der bizarren Laune seiner
Linie verknüpft Stern Personen und Dinge
untereinander und verschlingt sie in sich zu
einer Art Ornament, ohne daß doch der Raum-
eindruck geopfert würde — denkt man dabei
auch weniger an den wirklichen Raum als an die
Bühne. Neben Stern sind die anderen Berliner
Satiriker, die im gleichen Raume ausgestellt
haben, die weniger phantastischen; nurFeinin-
ger nähert sich ihm in seiner kuriosen Art,
riesige Menschen in leere Räume vor gespenstische
Kulissen zu setzen — der Strich ist freilich ein
durchaus anderer und gemahnt eher an die
Münchner Gruppe. Während Finetti ebenfalls
mit stilistischen Wirkungen rechnet — seine
Mittel scheinen mir jedoch vornehmer —, ist
Heinrich Zille der absichtlich auch im künst-
lerischen Ausdruck ordinäre Schilderer der Pro-
letarier, zweifellos der begabteste, den Berlin
seit langem gesehen hat, aber auch der ein-
seitigste, und bedauerlicherweise mit einer star-
ken Hinneigung zum gemein Erotischen.

Von dieser Berliner Illustratorengruppe zu
den Münchnern ist ein bedeutsamer Schritt.
Ehrlich gestanden, glaube ich nicht, daß Berlin
etwas aufweist, das mit den genialen Proletarier-
bildern des verstorbenen Erich Wilke oder
den lebensvollen Bauerndarstellungen Thöngs
konkurrieren könnte. Und daß neben Gulbran-
son als satirischer Schilderer bedeutender „Zeit-
genossen“ kein zweiter bestehen kann, erfahren
wir nicht erst aus den Blättern, die er diesmal
ausgestellt hat. —

Was die nicht spezifisch als Illustratoren
tätigen Künstler beigesteuert haben, ist im Cha-
rakter und vor allem in der Qualität sehr ver-
schieden. Ich nenne aufs Geratewohl einige
bekannte und weniger bekannte Namen: Co-
rinth ist auffallend schwach vertreten in der
großen Zeichnung „Urteil des Paris“, besser in
einer sehr empfundenen Handstudie; eine Folge
meist landschaftlicher Radierungen Philipp
Francks kommt leider in ihrer poetischen Fein-
heit kaum zur Geltung, da Hans Baluscheks
brutal-realistische Eisenbahnbilder darüber hän-
 
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