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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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2. Heft
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Ausstellungen
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Heft 2

Ausstellungen

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Sammelnden an hübschen, netten, sanften Ve-
duten. Zu erhoffendes Resultat: Abschreckendes
Beispiel, wie eine moderne Sammlung nidit
angelegt werden soll. — Auch die

Internationale Ausstellung der Bild-
hauer, Maler und Radierer (New Gallery) bietet
diesmal nicht so viel des Interessanten wie in
manchen früheren Jahren, doch finden sich eine
Reihe recht wertvoller Werke in ihr. Ein
kleines Stilleben von van Gogh sei besonders
hervorgehoben; sodann überaus charakteristi-
sche Bleistiftskizzen von Augustus John, eine
lichtumflossene Landschaft von D. Y. Cameron,
einige Werke von George Sauter, darunter
„Resurrection“ und „Frühlingsschleier“, ein ehr-
lich starkes Porträt von W. Rothenstein u. a. m.
Von verstorbenen Meistern finden sich außer
jenem van Gogh ein Bilddien von Segantini,
mehrere Fehden Rops, ein Daumier und ein
Delacroix. —

Die Punchausstellung in den Leicester
Galleries ist begreiflicherweise ein riesiger Er-
folg. Die Räume sind stets überfüllt. Dabei
sind es mehr allerlei kleine Dummheiten und
Eigentümlichkeiten des englischen Volkes, die
hier mit meist sanftem Humor gegeißelt werden
als die großen Ereignisse der Jahre. Einblick
in englisches Wesen, wenigstens in einen Teil
desselben kann man wohl hier bekommen, in
die Geschichte und Geistesbewegung dieses
Volkes aber doch recht wenig. Einen Daumier
hat dieses Witzblatt nie gehabt, und nie wird
es die spezielle Bedeutung des Simplicissimus
annehmen. Du Maurier war ein feiner, liebens-
würdiger Zeichner, aber eigentlich nur Phil May
hat einen Anflug von fast französischem Esprit
und Eleganz, von Sicherheit und Schlagkraft,
verbunden mit etwas herausforderndem Boheme-
tum. Sonst ist gar vieles von vergangenem wie
gegenwärtigem arg philiströs und natürlich zu-
gleich kleinlich und strichelig in der Technik. —

Von anderen Ausstellungen seien hier nur
kurz angeführt: Die vielseitige Äquarellausstel-
lung in der Goupil Gallery von George Thom-
son, der sich auch als Farbentheoretiker einen
Namen gemacht hat. Seiner Ansicht nach haben
die frühen Vlämen ihre Bilder weder grundiert
noch auch übermalt. Sie setzten ihre Farben
auf und berührten sie dann nicht mehr oder
nur, nachdem die Farben völlig getrocknet
waren. Thomson hat auch ein Medium ge-
funden, das der Feuchtigkeit widersteht, so daß
nun Pigmente, die wie Bleiweiß durch schwefel-
haltiges Hydrogen zerstört werden, vor dieser
Zerstörung bewahrt werden können; sodann
die Ausstellung von Landschaften von Professor
C. Holmes in der Carfax Gallery. Holmes ist

Kunstprofessor an der Oxforder Universität und
wandelt in seinen großgesehenen Landschaften
etwas auf den Spuren G. F. Watts’. Berges-
einsamkeiten, stille Moore usw. ziehen ihn be-
sonders an.

Kommende Ausstellungen: Englische

Meister des XVIII. Jahrhunderts in den Pariser
Tuilerien in Mai und Juni, eine Ausstellung, die
der Berliner im vorigen Jahre entsprechen wird.

MÜNCHEN =-= =-

Die Kgl. Graphische Sammlung bringt
zurzeit in ihrem Äusstellungssaal als 3. Serie
der Gesamtfolge eine sehr willkommene über-
sichtliche Zusammenstellung ihrer bedeutendsten
Holzschnittincunabeln. Da die Münchener Samm-
lung nach Qualität und Quantität ihrer Bestände
gerade an diesen frühen Holzschnitten des
XV. Jahrhunders eine der reichsten der Welt
ist, so wird diese imposante und überaus in-
struktive Ausstellung mit besonderer Freude be-
grüßt.

S

PARIS ■

Die Gallerie Trotti, place Vendöme, hat eine
Ausstellung alter Bilder veranstaltet, unter denen
sich eine Anzahl hervorhebenswerter Stücke
befindet: ein ferraresisches, Lorenzo Cossa zu-
geschriebenes Diptychon, die Bildnisse des
Allessandro Cossadini und seiner Gemahlin;
drei Porträts des Cristoforo Madruzzo, eines
von Titian, zwei von Moroni, eine Lorenzo
Lotto zugeschriebene Madonna mit Donatoren,
eine Kreuztragung angeblich von Cottignola,
endlich einige Werke der späteren venezianischen
Schule. R. M.-R.

s

NEW-YORK -

Die Ausstellung zeitgenössischer deut-
scher Kunst (exhibition of Contemporary ger-
man art) im Metropolitanmuseum ist am 4. Ja-
nuar eröffnet worden. Der durch Professor
Paul Cie men in Bonn ein geleitete Katalog,
in der Reichsdruckerei hergestellt, ist bei Stilke
gleichzeitig herausgekommen. Derselbe ver-
zeichnet Namen wie Böcklin, Lenbach. Menzel,
Thoma, Liebermann, Putz, Jank, Münzer, Erler
usw.) und dementsprechend gibt die Ausstellung
ein unparteiisches Bild der Entwicklung der deut-
schen Kunst im Laufe der letzten fünfzig Jahre.
 
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