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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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2. Heft
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Institute und Vereine
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Personalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0085

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Heft 2

Institute und Vereine s Personalien

71

mälern gehen wahrscheinlich auf Leo Battista Al-
berti und Michelozzo Michelozzi zurück. Ausführ-
lich verbreitete sidi dann Hülsen überdas Verhält-
nis des Codex des Sangallo zu dem C. Escurialen-
sis, der aus der Werkstatt des Domenico Ghirlan-
dajo stammt und um 1490 entstanden ist. Drei
Möglichkeiten ergeben sich, entweder hat einer
aus dem anderen geschöpft oder sie gehen auf
eine gemeinsame Quelle zurück. H. Egger glaubte
die letztere Möglichkeit annehmen zu müssen.
Hülsen läßt dies mit Einschränkung gelten, wie
sich aus einigen sehr charakteristischen Bei-
spielen ergab. Hülsen ist geneigt, das Mittel-
glied in Dom. Ghirlandajo selbst zu finden, der
während seines langen Aufenthaltes in Rom,
wo er an der Dekoration der Sixtina mit-
arbeitete, sich viel mit den in den Codices
niedergelegten Problemen beschäftigte. Am
Schlüsse seines sehr interessanten Vortrages
nahm Hülsen von dem Publikum Abschied und
wies darauf hin, daß am 21. April 80 Jahre
seit der Gründung des Instituts verflossen sein
werden. Ludwig Pollak.

PERSONALIEN

DER NEUE DIREKTOR DES
MÜNCHNER NATIONALMUSEUMS

Nach einem für die Münchener Verhältnisse
bezeichnenden Hin und Her von Gerüchten, von
denen einzelne mit solcher Bestimmtheit auf-
traten, daß nicht nur in der Lokalpresse, son-
dern auch in einer Fachzeitschrift ein ob dieses
Zwischenfalls nur zu bedauernder Beamte schon
feierlich als neuer Direktor proklamiert wurde,
hat das Nationalmuseum nun endlich seinen
neuen Herrn gefunden in der Person des Dr.
Hans Stegmann, bisher Conservator und
2. Direktor am Germanischen Museum in Nürn-
berg.

Die Nachricht von dieser Ernennung wird
wohl in allen beteiligten Kreisen mit rückhalt-
loser Zustimmung begrüßt werden, denn Dr.Steg-
mann ist nicht nur durch seine persönlichen An-
lagen, sondern auch durch seinen Bildungsgang
und seine Erfahrungen in jeder Weise qualifi-
ziert, an solch verantwortungsvoller und schwie-
riger Stelle zu stehen. Er ist zwar nicht durch
Geburt, wohl aber durch Herkunft und Er-

ziehung Bager. Die Richtung seiner Neigungen
und die Weite seines Gesichtsfeldes bewahrt
ihn aber vor jeder partikularistischen Eng-
herzigkeit. Der Kreis seiner Studien und Er-
fahrungen geht erfreulicherweise über den Rah-
men bayrischer und deutscher Kunst hinaus;
besonders mit italienischer Kunst steht er in
starker innerer Fühlung, die er einem längeren
Aufenthalt in Italien und wohl auch dem Ver-
kehr mit dem kundigen Interpreten der Renais-
sance-Architektur von Geymüller verdankt.

Über seinen Bildungsgang mögen folgende
Angaben genügen: 1862 in Weimar geboren,
ward seinen Neigungen und Studien die Rich-
tung schon vorgeschrieben durch die Tätigkeit
seines Vaters, der Direktor des Gewerbemuseums
in Nürnberg war. Nach Beendigung seiner Stu-
dien promovierte Stegmann 1885 in München
mit einer (bei Bruckmann erschienenen) Arbeit
über die Rochuskapelle auf dem Nürnberger
Friedhof. In München habilitierte er sich dann
auch einige Jahre später, und zwar mit einer
vielgerühmten Studie über Michelozzo. Durch
Teilnahme an der bayrischen Inventarisations-
arbeit (Ober- und Niederbayern), die ihn neben
seiner Tätigkeit als Privatdozent in Anspruch
nahm, war ihm Gelegenheit gegeben, in mehr-
jähriger praktischer Arbeit sich mit dem reichen
Denkmälerschatz Bayerns vertraut zu machen.
Die hier gesammelten Erfahrungen konnte er in
weitem Maße vervollständigen, als er 1895 als
Konservator an das Germanische Museum in
Nürnberg berufen wurde, zu dessen zweiten
Direktor er nach zehnjähriger Tätigkeit auf-
rückte. Im praktischen Museumsdienst erwarb
er sich neben vielseitiger und eingehender
Materialkenntnis auch die für den Museums-
leiter so unentbehrliche Fähigkeit, sich im Kunst-
und Äntiquätenmarkt zurechtzufinden. Seinem
sicheren Blick und seiner Findigkeit verdankt
das Germanische Museum eine Menge wert-
voller Ankäufe.

Von der publizistischen Tätigkeit dieser Jahre
sind in erster Linie die Arbeiten zu erwähnen,
die Stegmann dem alten Mobiliar widmete.
Neben einer langen Abhandlung über die Holz-
möbel des Germanischen Museums (in den Jahr-
gängen 1902—05 und 07 des Anzeigers dieses
Museums) erregte besonders ein ausgezeichneter
Aufsatz über die Holzmöbel der Sammlung
Figdor-Wien (in „Kunst und Kunsthandwerk“)
großes Interesse in Fachkreisen. 1901 ver-
öffentlichte er den Katalog der Stickereien,
Spitzen und Posamenterien des Germ. Museums,
widmete sich dann der Textilsammlung und er-
warb auch hier bald den Ruf einer Autorität.
Neben diesen mit dem Museumsdienst zu-
 
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