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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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3. Heft
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Sammlungen
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Ausstellungen
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Heft 3

Sammlungen s Ausstellungen

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Äm 26. Januar trat zum erstenmal die neue
oberste Generalkommission der Altertümer und
Künste unter dem Vorsitz des Unterrichts-
ministers Rava zusammen. Der Minister hielt
einen sehr bemerkenswerten Vortrag, in welchem
er zunächst über Maßregeln der Verwaltung
(Neuschaffung von Provinzialdirektionen in Ve-
rona, Siena, Äncona, Bari, Sgracus) referierte
und dann u. a. folgendes ausführte. Dreimal
mußten, da die vorhandenen Mittel nicht aus-
reichten, Spezialgesetze erlassen werden: in
Rom für die Umwandlung des Hospizes von
S. Michele in eine staatliche artistische Anstalt
für Chalkographie und für die Vergrößerung
des Thermenmuseums — in Venedig für die
Restaurierung der Basilika von San Marco —
in Ravenna für die Erhaltung des Museums,
der Kirche S. Vitale und des Grabmals der
Galla Placidia. Über die hervorragendsten staat-
lichen Ankäufe, die der Minister aufzählte,
wurde hier bereits berichtet. Unter den wei-
teren Angaben interessierte besonders die Mit-
teilung, die Regierung beabsichtige eine staatliche
Herausgabe der Werke Lionardos.

Ludwig Pollak.

S

STUTTGART =====-

Kgl. Staats Sammlung vaterländischer
Altertümer. Die Sammlung erwarb seit No-
vember eine Anzahl hochbedeutender Holz-
skulpturen, meist der schwäbischen Schule an-
gehörend. Zu erwähnen sind: Inv.-Nr. 12767,
Äpostelkopf, aus Mittelbuch, Ulmer Schule, Ende
des XV. Jahrhunderts; Nr. 12815, Chorstuhl-
wange mit Relief eines Engels, aus Maulbronn,
Ende des XV. Jahrhunderts; Nr. 12846, Torso
einer dreiviertel lebensgroßen Madonna aus der
Gegend von Isny, vorzügliche, bis auf die ab-
gesägten Beine gut erhaltene Figur der Mult-
scherschule um 1470; Nr. 12850, Johannes d. T.,
aus Rottenburg, Ende des XV. Jahrhunderts;
Nr. 12851, Sitzende Madonna, ohne Kind, schlecht
erhalten, aus Felldorf, Anfang des XV. Jahr-
hunderts; Nr. 12852, Kleine Bischofsfigur mit
lebhaft bewegtem Faltenwurf, aus Memmingen,
Anfang des XVI. Jahrhunderts; Nr. 12853,
Lebensgroßer Bischof, aus Rottenburg, Anfang
des XVII. Jahrhunderts; Nr. 12856, Madonna
mit starker Hüftausbiegung und fließendem,
undulierendem Faltenwurf, aus Bollingen, Ulmer
Schule um 1430. Aus anderen Schulen: Nr. 12799,
Ritterfigur (Mohrenkönig?), aus Kösching bei
Ingolstadt um 1500; Schule des Stephan Rot-
taler. — Unter den neuerworbenen Steinwerken
sind Nr. 12823, gotische Wasserhunde von der

Kirche in Schorndorf (XV. Jahrh.); Nr. 12822,
Marktbrunnen aus Herrenberg von 1660 und
mehrere klassizistische Grabreliefs nennenswert.
Auch fanden die sehr interessanten, bisher ma-
gazinierten Taufsteine aus Unterregenbach
(X.Jahrh.), mit frühromanischem Ornament, und
Nagold (XIV. Jahrh.) mit Reliefs der Evange-
listensgmbole, nunmehr Aufstellung. Unter den
Erwerbungen ist endlich ein romanisches Bronze-
kruzifix (Nr. 12 776 e) zu nennen.

Kgl. Museum der bildenden Künste.
Der an den von Pankok eingerichteten Saal an-
stoßende Raum erfuhr im Januar eine voll-
ständige Neuausstattung durch Paul Hanstein,
bestehend aus dunkel gebeizter Holzvertäfelung,
fein gemusterter grauer Wandbespannung und
flacher Stuckdekoration, die eine würdige Folie
für die nach dekorativen Gesichtspunkten ge-
hängten Gemälde abgeben. — Neu erworben
wurden: Schick, Flußlandschaft, frühestes Werk
des Künstlers, datiert 1789; Dill, Brücke; Sam-
berger, Selbstbildnis. Baum.

AUSSTELLUNGEN

DIE SCHADOW-AUSSTELLUNG
DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE
DER KÜNSTE.

Am 26. Januar ward diese aus Anlaß des
50. Geburtstages des Kaisers veranstaltete Aus-
stellung eröffnet. Zusammengebracht mit Hilfe
vieler Behörden und Kunstfreunde, gibt sie eine
reiche Vorstellung vom Schaffen des Meisters,
die noch durch zahlreiche Abformungen qrößerer
Werke wie des Grabmales in der Dorotheen-
städtischen Kirche glücklich vervollständigt werden
konnte. Dr. H. Mackowskg, der hauptsächlich
um das Zusammenkommen der Ausstellung ver-
dient ist und einen ausgezeichneten, reich illu-
strierten Katalog dafür verfaßt hat, verdient ob
des reichhaltigen Bildes, das die glücklich dekorier-
ten Säle der Akademie bieten, den lebhaftesten
Dank aller Verehrer Schadows.

Es ist erst wenige Jahre her, daß das Inter-
esse für Schadow und seine Zeit, dank meh-
reren Forschern, die sich damit ausgiebig be-
schäftigt haben, wieder im Zunehmen begriffen
ist. Früher hinderte die Legende — so darf man

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