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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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3. Heft
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Institute und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0118

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Det Cicerone

Heft 3

INSTITUTE und VEREINE

HÄÄG

Hier hat sidi kürzlich eine Vereinigung kon-
stituiert, die sich die Erhaltung der im Lande
vorhandenen alten gebrannten Glasfenster zur
Aufgabe macht. In der Verwaltung, welche
gegenwärtig in einem Rundschreiben zur Mit-
gliedschaft auffordert, befinden sich u. a. die
Herren Dr. Ä. Bredius, Mr. S. Müller, Fz. Utrecht,
Mr. J. C. de Marez Oyens (Vorsitzender) R. L.
Martens-Gouda (2. Vorsitzender) Jhr. B. W. F.
van Riemsdyk, Jhr. Mr. Victor de Stuers. Die
Vereinigung nennt sich nach der berühmten
Utrechter Glasmalerfamilie Crabeth.

8

MÜNCHEN --— =-

In der gemeinsamen Sitzung der philosophisch-
philologischen und der historischen Klasse der
königl. Akademie der Wissenschaften
vom 9. Januar legte Professor Wolters eine
für die Abhandlungen bestimmte Arbeit des
Professors Dr. F. W. Freiherrn von Bissing
in München vor: Die kunstgeschichtliche Stel-
lung der Bauten von Pasargadae. Der Ver-
fasser hat das gesamte, ihm zugängliche
Material der Beschreibungen, Zeichnungen,
Photographien zu den Bauten der Pasargadae
zusammengestellt und kritisch erörtert. Er
hat den Nachweis zu führen gesucht, daß die
erhaltenen, aus der Zeit vor Darius stammenden
Grabtürme nach dem Vorbild von Wohntürmen
gebaut sind und daß diese Wohntürme in Teilen
noch erhalten sind in den Türmen rechts und
1 inks von der Eingangshalle des Palastes von
Pasargadae. Dieser Palast bestand, was teil-
weise schon früher erkannt war, aus einer er-
höhten Mittelhalle mit zwei an der Außenseite
offenen schmalen Säulenhallen, die ebenso wie
Vorhalle niedriger waren. Dahinter lag ein
schmaler Trakt von Wirtschaftsräumen, ln den
mit Treppen versehenen Türmen wohnte der
König, die Halle diente als Empfangsraum.
Dieser Palasttypus, der sich mit Wahrschein-
lichkeit auch als der Typus des medischen
Königsschlosses nachweisen und vielleicht bis
in das zweite Jahrtausend zurückverfolgen
läßt, liegt nun sämtlichen persischen Wohn-
paiästen zugrunde. Durdi Isolierung der Mittel-
halle ist das Äpadana, der Empfangspalast, ent-

standen, dessen ältester Vertreter für uns der
vielleicht auf Kambyses zurückzuführende kleinere
Palast von Pasargadae mit dem Reliefbild des
vergötterten Kyros ist. Das Apadana erweitert
sich dann durch Angliederung anderer Bestand-
teile des Wohnpalastes, hat aber weder Hinter-
räume noch Wohntürme, höchstens massive
turmartige Pylone. Der Grundriß des persischen
Palastes ist dann, wohl durch Vermittlung helle-
nistischer Palastbauten in den ehemals persischen
Ländern Kleinasiens und Syriens maßgebend
geworden für die ältesten Formen der christ-
lichen Kirche in diesen Provinzen, die nach ihm
Basiliken heißen, deren Türme an der Vorhalle
und dreischiffigen Einteilung erst so verständlich
werden. Auch die übrigen Bauten von Pasar-
gadae werden untersucht, die Übereinstimmung
des Kyrosgrabes auch in der Begräbnisform mit
achämenidischen Gräbern erwiesen, die Datierung
in die Zeit des großen Kyros gesichert.

s

ROM -

Archäologisches Institut. Sitzung vom 22. Ja-
nuar. Den Vorsitz übernimmt Prof. Studniczka.
Er spricht dann von zwei weiblichen kopflosen
Marmortorsen, die 1886 in Rom im Gebiete
der sallustianischen Gärten mit vielen andern
zugehörigen, dann wieder verschwundenen
Fragmenten gefunden wurden, dann in den
Kunsthandel kamen und aus diesem in die Glypto-
thek Jacobsen gelangten, wo sie lange neben-
einander aufgestellt waren, bis Studniczka er-
kannte, daß sie eine Gruppe bildeten und zwar
Artemis, welche die zum Opfer bestimmte Iphi—
genia gegen die Hirschkuh austauscht. Studniczka
unterzog sich der großen Mühe, an Ort und
Stelle (in Via Sallustiana No. la) eine Nach-
grabung vorzunehmen, die, weil 17 m unter
dem Straßenniveau und unter dem Neubaue,
mit großen Schwierigkeiten verbunden war.
Das wichtigste Ergebnis war der Fund der
Basis der Gruppe, die für den von Prof. Leh-
nert in Leipzig unternommenen Rekonstruktions-
versuch von großer Bedeutung ist. Dann hat
Ludwig Pollak im römischen Kunsthandel noch
den prächtigen Kopf der Hirschkuh und einige
kleinere Fragmente dazu gefunden. Die Gruppe
ist entschieden eine griechische Originelarbeit
frühestens des ausgehenden IV. Jahrhunderts,
evident nachlysippisch, doch kann man einen
bestimmten Künstlernamen bisher nicht finden.
 
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