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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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3. Heft
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Der Kunstmarkt
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Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0122

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108

Der Cicerone

Heft 3

M. Dreger mir mitteilt, deutlich als Reticella-
Spitze (früheste Form der geklöppelten Spitze)
erkennen. Speziell für die frühe Zeit charakte-
ristisch ist die sehr dünn gearbeitete Zackenform.

Formenbehandlung, Malweise und Tracht
machen es mir gleicherweise unmöglich, eine
Entstehung des Bildes im XVII. Jahrhundert,
etwa in der Schule der Caracci, anzunehmen,
wogegen mich alles in der Annahme bestärkt,
das Bild sei wirklich eine Arbeit Tizians.

Vielleicht ist es in diesem Zusammenhänge
von Interesse, auch noch auf ein anderes, bis-
her unbeachtetes Werk Tizians die Aufmerk-
samkeit zu lenken. Dieses, das Porträt eines
jungen Mannes, befindet sich auf Schloß Duino
bei Triest im Besitze des Prinzen von Thurn
und Taxis. Wie man mir im Schlosse erzählte,
ergaben Dokumente des Familienarchives nicht
nur die Beglaubigung der Autorschaft Tizians,
sondern auch den Namen des Dargestellten,
Michael Hofer, und das Datum 1523.

Auf dieses Bild sowie auf einen kreuztragen-
den Christus des Giorgione, im Besitze des Baron
Sartorio zu Triest, hoffe ich demnächst aus-
führlicher zurückzukommen. wilheIm Suida

VON DEN AUKTIONEN

BERLIN -

Stattgehabte Auktionen. Bei der am
26. Januar veranstalteten Versteigerung der
Sammlung Wedewer bei Lepke wurden höhere
Preise nicht erzielt. Ein Interieur von Sorgh
brachte 420 M., das als „Art Tizians“ bezeich-
nete Gemälde in der Art Guercinos 400 M.,
ein interessantes, aber schlecht erhaltenes Ge-
mälde der altdeutschen Schule, das Mar-
tyrium eines Heiligen darstellend, 610 M. Auf
mehr als 1000 M. brachten es folgende Ge-
mälde: ein angeblicher Scorel (h. Familie,
1020 M.), ein Triptychon Gerard Davids
(2000 M.), ein männliches Porträt von Ferdi-
nand Bol (3000 M.J, ein Interieur von Pala-
medes (2800 M.).

Der Gesamterlös betrug 36422 M. V.

* *

*

Bevorstehende Auktionen. Das Kunst-
auktionshaus Rudolph Lepke kündet für den
8. bis 10. Februar eine Auktion alter Elfenbein-
Miniaturen aus Wiener Privatbesitz und von

Antiquitäten aus dem Nachlaß Edward Chap-
lin-Hamburg an. Für den 16. Februar und
folgende Taqe ist die Versteigerung des Nach-
lasses von Fritz Werner und von modernen
Gemälden und Zeichnungen aus anderem Besitz
angesetzt. Die Sammlung Werner umfaßt Öl-
gemälde des verstorbenen Künstlers, das Ärmee-
werk Adolf v. Menzels, 61 graphische Arbeiten
desselben und eine Bibliothek (laut besonderem
Katalog). V.

S

ÄMSTERDÄM ==^=^=-

Von der Firma R. W. P. de Vries liegt mir
ein 233 Seiten starker Katalog, „L’Histoire des
Pays-Bas en estampes, Portraits et livres“ vor,
enthaltend den zweiten Teil der großen Samm-
lung Ä. J. Nijland aus Utrecht, der am 23., 24.,
25., 26. Februar durch die obengenannte Firma
zur Versteigerung kommen' wird.

Dieser zweite Teil bildet die Ergänzung der
bereits im November 1907 versteigerten Samm-
lung von gestochenen Porträts von Persönlich-
keiten aus dem Hause Oranien-Nassau, die aus
701 Nummern bestand, und enthält gestochene
Bildnisse von Niederländern und solchen Per-
sonen, die mit den Niederlanden in Beziehung
standen: weit über 3000 Blätter! Eine Fülle
von erwerbenswerten Stücken werden die Samm-
ler finden, sowohl diejenigen, die sich mehr für
die dargestellten Persönlichkeiten interessieren,
wie auch diejenigen, welche Porträtstücke um
ihrer rein künstlerischen Qualität — oder auch,
weil sie künstlerisch wertvoll sind — sammeln.
In der Zusammenstellung des Kataloges ist nach
dem ersten Prinzip verfahren, man findet erst
die Bildnisse von Theologen — diese wieder
nach Konfessionen und Sekten geordnet — dann
Juristen, dieVertreter der exakten Wissenschaften,
Historiker, Geographen, Schriftsteller, Künstler
und danach die Abteilung der Ausländer, die
zu den Niederlanden in Beziehung standen,
Fürsten, Militärs, Staatsmänner, Gelehrte, Richter
und Künstler. Innerhalb der einzelnen Abtei-
lungen folgen sich die Namen in alphabetischer
Reihenfolge. Der Katalog besitzt so als Nach-
schlagebuch selbständigen Wert, ja manch’ einem,
der nicht die große „Iconographia Batava“ von
E. W. Moes oder die Porträtkataloge von Fr.
Müller und van Someren besitzt oder zur Hand
hat, wird er diese bisweilen aushilfsweise er-
setzen können. Die Nummern dieser Kataloge
sind hier übrigens stets zitiert, wo der betreffende
Stich auch in ihnen beschrieben ist. Daß sich
die Firma de Vries der großen Mühe unterzogen
 
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