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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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4. Heft
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Uhde-Bernays, Hermann: Salvator Rosa - Géricault
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0127

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DERCICERONE

HALBNYONATSS chrift
FliRDIE-lNTERES S EN -DES

Kunstforschers & Saavalers

I. Jahrgang 4. Heft 1909

Salvator Rosa — Gericault

Von Hermann Uhde-Bernays

Wer eimal die Handzeichnungen Theodore Gericaults im Louvre eingehend be-
trachtet hat, wird jenes seltsame Blatt nicht vergessen können, auf dem der Künstler
in sorgsamster Beobachtung seines Modells den Kopf einer gestreiften Katze mehrfadi
abgezeichnet hat. Das Tier ist aufgefaßt meist in dem Augenblicke der Gereiztheit,
eines in Aussicht stehenden Kampfes, in dem Zustande, wo das Raubtier erwacht. Die
außerordentliche Lebendigkeit des Ausdrucks, die spontane Variierung der einzelnen
sich so naheliegenden Momente des Streitbeginnens, welche Gericaults Zeichnung eigen
sind, haben sie von jeher zu einer der wichtigsten Äußerungen des innigen Vertraut-
seins erhoben, das zwischen Gericault und der Natur bestanden hat — mochte er ihr
nachgehen bei der menschlichen Gestalt, bei dem Verhältnis des Objektes zu dem um-
gebenden Licht, oder, wie hier, bei den Bewegungen und der Physiognomik des Tieres.
Es ist der Kopf einer gestreiften Katze — nichts als der Kopf, nur zweimal mit den
Vorderbeinen —, in der Mitte steht der wahrscheinlich durch das Katzenstudium ein-
gegebene Phantasiekopf eines Tigers. Clement, der bei der Aufstellung seines Kata-
loges der Zeichnungen Gericaults den Wert des Blattes hervorhob, das sich damals
noch in der Sammlung His de la Salle befand, aus der es an den Louvre gelangte,
setzt es chronologisch an die vorletzte Stelle der Pariser Arbeiten des Künstlers, un-
mittelbar vor die Zeichnungen aus seiner italienischen Reise (Catalogue de l'ceuvre de
Theodore Gericault. Gazette des beaux-arts. Jahrg. XXIII, Paris 1868, Nr. 154.). Mit
der zweitnächsten Nummer beginnen schon die Studien zum „cours des chevaux libres“,
dem Hauptwerk Gericaults aus seiner römischen Zeit.

Uns fehlt noch eine entsprechende Würdigung des Künstlers Gericault. Die Arbeiten
von Clement und Rosenthal belegen nur die biographisdi-ästhetische Seite und lassen
die kritischen Fragen offen. Bei diesen Büchern wurde die wichtige Übergangsperiode
seiner künstlerischen Entwicklung, eben der Aufenthalt in Rom, nur insofern im Rahmen
der Darstellung eingeschlossen als die vorhandenen Briefe mitgeteilt werden und der cours

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