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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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4. Heft
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Sammlungen
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Ausstellungen
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Heft 4

Sammlungen s Ausstellungen

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LEIPZIG =--

Neuerwerbungen des städtischen Mu-
seums. Ängekauft wurde ein vorzügliches Bild
von Trübner aus der letzten Zeit, eine der
„grünen“ Landschaften die durch die Wander-
ausstellung der Trübnerschen Werke allgemein
bekannt wurden. Der Änkauf eines Bildes von
Kalckreuth — es handelt sich um das Porträt
seiner Frau, ein freilich für den Künstler charak-
teristisches, aber sicherlich nicht sympathisches
Bildnis — steht nahe bevor.

s

MÜNCHEN r - —— — —

Die alte Pinakothek hat durch die Güte
der Frau Dr. Schubert-Czermak das aus der
Auktion Schubert bekannte, damals aber zurück-
erworbene Bild von Rubens „Das Bad der Diana“
als Leihgabe erhalten.

AUSSTELLUNGEN

LENBACH UND HERKOMER IN
BERLIN.

Von Geburt zwei Landsleute, die das Leben
recht verschiedene Wege geführt hat, und deren
Kunst dabei doch etwas innerlich Verwandtes
besitzt. Hubert von Herkomer, der aristokrati-
sche Engländer, im Grunde mit seinem starken
Wirklichkeitssinn ein Eindringling in die tradi-
tionenstarke insulare Kunst, aber ihr durch das
Bestreben ein lebender „Älter Meister“ zu sein
wieder verwandt; Franz von Lenbach, der
Ritter hoher Orden und Maler hochgestellter
Männer und Frauen, eigentlich ein Mann, dem
der scharfe Blick des Realisten zu eigen war,
und doch auch er mit dem Verlangen im Alt—
meisterstil und im „Gallerieton“ zu schaffen.
Beide beschränken sich zuletzt mehr oder min-
der auf das Porträtfach.

Herkomer ist der vielseitiger Begabte. Bei
Schulte bewies er es wieder, indem er eine
Riesenleinwand mit der vorjährigen Jury der
Royal Äcademy in London ausstellte. Ein dank-
bares Thema, denn Persönlichkeiten verschie-
dener Ärt durften kombiniert und gegeneinander
kontrastiert werden. Allein schon äußerlich ge-
nommen eine schwierige Aufgabe, ganz unlös-

bar, wenn dem Künstler nicht starke dramatische
Veranlagung zu Gebote steht. Herkomers Lö-
sung ist meisterhaft. Eine solche Reihe zwang-
los nebeneinander sitzender Leute ohne Mono-
tonie und Absichtlichkeit zusammenzustellen —
ein glänzendes Zeugnis für das Kompositions-
talent des Meisters. Es gibt Hebungen und
Senkungen und tiefe Einschnitte in dieser Reihe:
den stärksten Akzent hat der Amerikaner Sar-
gent, der sich mit transoceanischer Nonchalance
zu seinem Nachbarn herum wendet. Herkomer
selber ist einer der Juroren. Fast bescheiden
hat er sich zurückgesetzt; die Pose drückt eine
gewisse Ältersmüdigkeit aus und zieht unwill-
kürlich die Blicke auf sich.

Souverän ist das Technische. Wenige, ener-
gische Farben; altmeisterlich die Sicherheit und
das Bejahen der Modellierung.

Was Keller und Reiner von Lenbach
diesem einen Bilde entgegenstellen konnten, ist
wenig genug. Kaum ist es möglich die ange-
deutete Parallele zu ziehen. Die letzten Reste
aus Lenbachs Atelier, Unvollendetes und Änge-
fangenes, werden uns gezeigt; und da die Stim-
mung gegen den verstorbenen Meister ohnehin
nicht mehr die beste ist, so könnte, wer aus
der Wirkung auf die Ursache schließt, leicht
meinen, ein paar Verschwörer gegen Lenbach
hätten sich zu einem verwegenen Attentat gegen
dessen künstlerischen Ruf zusammengefunden.
Dem scheint indes nicht so zu sein.

Von allen Wänden blitzt einem in mehr
oder minder (zumeist minder) starker Ähnlich-
keit Bismarcks Augenpaar entgegen, hier als
pater patriae mit wachendem oder sorgenvollen
Blick, dort mit dem gütigen Ausdruck des Fried-
richsruher Landedelmanns. Ein zwingendes Ver-
mögen lebt in vielen, doch längst nicht in allen
dieser Köpfe. Auffallend schwach, meist nur
wie äußerlich zu Ende gemalt, sind die Bildnisse
der Familie des Altreichskanzlers, zumal die
Gruppierungskunst Lehnbachs fällt gegen Her-
komer gänzlich ab. — Ein paar weibliche Köpfe
interessieren aber merkwürdig: die sonst männ-
lich strenge und konzentrierte Kunst Lenbachs
bekommt hier leicht etwas Süßliches und Fata-
les. Herkomer — wie man bei Schulte bei-
spielsweise sehen konnte — ist nicht viel anders.
Was ihn denn freilich nicht gehindert hat in der
„Dame in Weiß“ eines der besten modernen
Damenporträts zu schaffen. — Auf den Pfaden
der „Großen Engländer“, aber doch mit ganz
andren Mitteln. H. V.

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