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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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4. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0152

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138

Der Cicerone

Heft 4

gewirkt hatte, der Ölmalerei zuführte. Eines
der bekanntesten Bilder Thieles aus seiner Früh-
zeit ist das im Jahre 1730 geschaffene „Zeithainer
Lager“. Än Radierungen schuf Thiele u. a.
Prospekte vop Meißen, Dresden, Pillnitz, dem
Sonnenstein und dem Königstein. Im Jahre
1728 folgte der Künstler einem Rufe des Fürsten
Günther von Schwarzburg-Sondershausen an
dessen Hof in Arnstadt, wo er, hauptsächlich
als Landschafter wirkend, zehn Jahre lang, bis
1738, lebte. Nach seiner Rückkehr nach Dresden
beschäftigte ihn zunächst Graf Heinrich Brühl
bei der Ausschmückung seines Palais; da die
Pastellandschaften, die Thiele für den Premier-
minister Augusts III. malte, den Beifall des
Grafen fanden, so vermittelte dieser die Er-
nennung Thieles zum Kurfürstlichen Hofmaler
mit einem Jahresgehalt von 1000 Talern. Der
Künstler übernahm dafür die Verpflichtung, jedes
Jahr vier Landschaften für die Gemäldesamm-
lung des Königs zu malen. Im Jahre 1743
wurde er zum Hofkommissarius ernannt; er starb
am 22. Mai 1752 zu Dresden. Thieles künst-
lerische Bedeutung ruht in den Landschafts-
darstellungen, die er von sächsischem und
thüringischem Boden schuf. Leider sind die
Werke seiner Hand der Öffentlichkeit so gut
wie unzugänglich, da sie in der Hauptsache sich
in Privatsammlungen befinden; die Königl. Ge-
mäldegalerie zu Dresden besitzt nur zwei Arbeiten
von ihm, einen Prospekt des „Kgffhäusers“ und
eine Ansicht der „Zeche Kurprinz bei Freiberg“.
Im XVIII. jahrhundert war Thiele sehr ge-
schätzt, seine Prospekte waren neben denen
Belottos (Canalettos) die begehrtesten der Zeit;
kein Geringerer als Goethe fand beispielsweise
an den Arbeiten Thieles so viel Gefallen, daß
er während seiner Leipziger Zeit zwei von
ihnen, die sich in dortigen privaten Bilder-
sammlungen befanden, radierte. Die hohe
Schätzung, deren sich Thiele bei Lebzeiten er-
freute, überdauerte ihn nicht. Das muß beklagt
werden; erreicht die Begabung des Künstlers
auch nicht die Canalettos, ist der Meister als
Landschafter auch durchaus ein Kind seiner
Zeit, gefällt er sich auch in den meisten der
Eigentümlichkeiten der Kunst des XVIII. Jahr-
hunderts, so überragt er doch die Mehrzahl
der sächsischen Landschafter jener Zeit und
gewährt hohen künstlerischen Reiz dem, der
sich des Näheren mit ihm und seinem oeuvre
befaßt. wd.

s

PERSONALIEN

LUZERN

Hier starb am 15. Januar 1909 Robert Zünd,
der Altmeister schweizerischer Landschafts-
malerei. Am 3. Mai 1827 in Luzern geboren,
kam er nach dreijährigen Arbeiten in den Ate-
liers von Calame und Didag in Genf zu kurzem
Aufenthalt nach München und erhielt dann 1852
auf einer Pariser Reise durch das Studium der
Werke eines Claude Lorrain und Poussin, eines
Corot, Daubigng, Rousseau und Diaz die Ein-
drücke, die sein Schaffen sein Leben lang be-
einflußten.

Die künstlerische Eigenart des Meisters, der
sich bereits 1853 käuflich in seiner Vaterstadt
niederlies, ist durch sein scharfes, überaus licht-
empfindliches Äuge charakterisiert, das alle
Winkel der heimatlichen Landschaft zu durch-
dringen wußte. Er war unermüdlich im ernsten
Studium der Natur, verarbeitete dann aber das
gewonnene Skizzenmaterial stets nur im Atelier,
da er, im Gegensatz zu dem im Bilde fest-
gehaltenen Naturausschnitt, allein die vom Künst-
ler geschaffenen und farbigen Rhythmen alswirk-
liche Kunstwerke einschätzte. Seine Detailarbeit
ist oft direkt minutiös; trotzdem wußte er die
Gesamtwirkung jederzeit derart im Äuge zu
behalten, daß keines seiner Bilder kleinlich wirkte.
Von seinen größeren bekannteren Gemälden
seien „die Ernte“ (1859) in der Basler öffent-
lichen Kunstsammlung, „der Eichenwald“ (1883)
im „Künstlergütli“ zu Zürich und „der Gang
nach Emaus“ im St. Gallener Museum erwähnt;
andere Arbeiten befinden sich in Bern, beson-
ders aber in schweizerischem und englischem
Privatbesitz. C. H. B.

VERMISCHTES

* Madonna Sixtina. Mit diesem Titel ver-
sehen ist im Verlage von E. Ä. Seemann in
Leipzig ein Buch erschienen, in welchem durch
ästhetische und religiöse Studien eine erschöp-
fende Analyse des Raffaelschen Werkes gegeben
werden soll. Es ist schwer, die Entscheidung
zu fällen, ob die Ausführungen des Herrn
Theodor Lessing, der als der verantwortliche
Verfasser selbstbewußt auftritt, auf die Seite
 
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