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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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5. Heft
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Scherer, Christian: Die Marke der Fürstenberger Porzellanfabrik und ihre 1829 geplante Änderung
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0174

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Die Marke der Fürstenberger Porzellanfabrik
:: und ihre 1829 geplante Änderung ::

Von Christian Scherer

Bekanntlich ist die Marke der Fürstenberger
Porzellanfabrik ein F in wechselnder Gestaltung.
Bald groß und deutlich, wie zumeist in der
Frühzeit der Fabrik, bald kleiner und zierlicher,
wie fast stets in der Blütezeit der 70er und
80er Jahre des XVIII. Jahrhunderts, bald auch,
besonders seit Beginn des XIX. Jahrhunderts,
etwas flüchtig und undeutlich geschrieben, ist
das F seit 1753 bis zum heutigen Tage das
jedermann wohlbekannte Zeichen der Fürsten-
berger Manufaktur gewesen. Indessen scheint
es doch, als ob man einmal ernstlich daran ge-
dacht habe und nahe daran gewesen sei, an
Stelle dieses F eine andere Fabrikmarke für
das Fürstenberger Porzellan einzuführen.

Bei der Durchsicht der Akten der Fürsten-
berger Manufaktur, die sich, soweit sie noch
erhalten sind, im Flauptarchiv zu Wolfenbüttel
befinden, stieß ich nämlich auf eine Verfügung
Fierzog Carls II. von Braunschweig vom 8. De-
zember 1829, die folgenden Wortlaut hat: „Da
wir beschlossen haben, daß zur Bezeichnung
des auf der Herzoglichen Porzellanfabrik zu
Fürstenberg angefertigten Porzellans, statt des
bisherigen Zeichens F künftig das Zeichen 3C
mit einer Krone darüber gebraucht werde, so
hat Unsere Herzogliche Cammer dieserhalb das
Erforderliche zu verfügen.“ Diese Verfügung
scheint ganz plötzlich und unvermittelt erfolgt
zu sein, ohne daß sich aus weiteren Schrift- und
Aktenstücken ihre direkte Veranlassung erkennen
ließe. Man wird jedoch kaum fehl gehen, wenn
man sie in Zusammenhang bringt mit den be-
reits 1795 festgestellten und dann später von
Zeit zu Zeit immer wiederkehrenden Versuchen
auswärtiger Fabriken, ihre eigenen Porzellane
mit der F-Marke zu versehen und dann als
Fürstenberger Erzeugnisse auf den Markt zu
bringen. (Siehe die Abbildung.) Um solchen
Versuchen, durch die naturgemäß — und zwar
besonders dann, wenn es sich hierbei um schlech-
tes oder minderwertiges Porzellan handelte —
der Ruf der Fürstenberger Fabrik erheblich ge-
schädigt werden konnte und, wie wir wissen,
tatsächlich auch geschädigt worden ist, ein für
allemal die Spitze abzubrechen, scheint man
damals auf den Gedanken einer Änderung der
Fabrikmarke verfallen zu sein.

Man wählte hierzu das an Waffen und
Kunstwerken aus seiner Regierungszeit ziemlich
häufig begegnende Monogramm Herzog Carls I.,
des Gründers der Fürstenberger Fabrik, das, aus
zwei verschlungenen C und einer Krone darüber
gebildet, sich von der bekannten Fabrikmarke
der Ludwigsburger Manufaktur in nichts unter-
scheidet. Diesen Umstand, durch den natürlich
leicht Verwechslungen entstehen konnten, scheint
man bei Erlaß jener Verfügung nicht gekannt
oder wenigstens nicht beachtet zu haben, da
man sonst gewiß ein anderes Zeichen gewählt
haben würde.

Sofort nach jenem Erlaß trat nun die Her-
zogliche Kammer in Verbindung mit der Fabrik-
leitung, eröffnete dieser in einem Schriftstück
vom 9. Dezember 1829 den obigen Beschluß des
Herzogs, statt des bisherigen Zeichens ein neues
einführen zu wollen, und ersuchte „zu berichten,
wie dieses am zweckmäßigsten und so, daß
das neue Zeichen ein sauberes Ansehen er-
halte, auszuführen sei, Proben einzusenden, auch
die etwa dadurch veranlaßt werdenden Mehr-
kosten anzugeben.“

Diese eingeforderten Proben wurden am
9. Januar des nächsten Jahres übersandt, wobei
W. Stünkel, der damalige Inspektor der Fabrik,
u. a. folgendes berichtete: „Das Zeichen 3D mit
einer Krone läßt sich nicht mit einem Stempel
auf das Porzellan drucken, sondern muß mit
einem Pinsel aufgetragen werden. Ein sehr
sauberes Aussehen kann dasselbe auch nicht
erhalten, weil man auf verglühtem Porzellan
nicht so gut als auf hartgebranntem malen
kann .... Das F wird von den Glasurern
beiläufig auf das Geschirr gemalt .... Das
neue Zeichen erfordert mehr Aufmerksamkeit
und müßte von dem Blaumaler-Lehrling Frabe
oder einem des Zeichnens kundigen Knaben
ausgeführt werden .... das würde aber eine
jährliche Mehrausgabe von etwa 320 Taler be-
tragen.“

Auch jene Proben fanden nur wenig Beifall,
so daß einige Wochen später, nämlich am
31. Januar 1830, eine neue Verfügung an die
Fabrik-Offizianten in Fürstenberg erging, worin
diese zu weiteren Versuchen, besonders nach
der Richtung hin, angehalten wurden, ob es
 
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