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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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5. Heft
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Denkmaplflege
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Institute und Vereine
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Denkmalpflege s Institute und Vereine

169

DENKMALPFLEGE

HflÄRLEM

Den holländischen Kunstfreunden, insbe-
sondere den in Haarlem wohnenden wurde
jüngst ein nicht geringer Schreck eingejagt.
Eines schönen Tages hieß es, daß bei dem
strengen Frost, der um die Jahreswende herrschte,
eines der großen Regentenstücke von Frans
Hals Schaden genommen habe; ja es ging so-
gar das Gerücht, das Gemälde sei unrettbar
zerstört worden. Glücklicherweise war das nur
blinder Lärm, verursacht durch irgend einen der
Sache Unkundigen. Denn die angebliche Kata-
strophe, die das 1664 gemalte Bild der Vor-
steher des Ältmännerhauses, jenes etwas dunkle,
aber in der Charakteristik so überaus tiefe und
packende Gemälde getroffen haben sollte, be-
stand aus weiter nichts als aus einem ziemlich
harmlosen Trübwerden des Firnisses. Die Farb-
schicht selbst und die Leinwand sind dabei
völlig intakt geblieben, und der kleine Schaden
ist durch Regenerierung des freilich etwas dicken
Firnisses bereits so gut wie völlig beseitigt.
Nur über dem Tintenfaß auf dem Tisch bemerkt
man noch eine kleine Stelle, wo der Firnis
etwas undurchsichtig geblieben ist. Jenes be-
ängstigende Gerücht hatte im Haarlemer Stadt-
rat aber eine Interpellation über das Frans
Hals-Museum und den gegenwärtigen Zustand
der „Halsen" zur Folge. Der Bürgermeister von
Haarlem sah sich veranlaßt, der Museumskomis-
sion für diese Angelegenheit einige Punkte zur
Begutachtung vorzulegen. Diese Kommission,
der u. a. die Herren Dr. A. Bredius und Prof.
Dr. Jhr. J. Six angehören, trat gleich am folgen-
den Tage, am 6. Februar, zusammen und konnte
einen in jeder Weise beruhigenden Bericht er-
statten. Dessen wichtigsten Teil bildet die Ant-
wort auf dieFrage nach der angeblich so schweren
Beschädigung des Bildes der Vorsteher des
Ältmännerhauses. Die Kommission versichert
mit Bestimmtheit, daß der Zustand jenes Bildes
auch nicht den geringsten Anlaß zu Besorgnis
gibt. Allerdings mußte darauf hingewiesen
werden, daß, was die Temperaturverhältnisse
betrifft, jener Saal des Museums, in dem die
Hals’schen Gemälde aufbewahrt werden, den
beiden anderen zu beiden Seiten an diesen
anstoßenden Räumen nachsteht. Es wurde in
ihm bisher nicht wie in diesen geheizt, sodaß
die Luft in ihm bisweilen mehr Feuchtigkeit
enthalten mußte und die Temperatur größeren

Schwankungen unterworfen war. Wie ich bei
meinem Besuche des Museums vor kurzem sah,
ist jetzt aber auch hier durch Aufstellung eines
Ofens Wandlung geschafft. Es versteht sich
von selbst, daß beim Heizen die größten Vor-
sichtsmaßregeln beobachtet werden.

Ganz zufrieden mit dem Aufbewahrungsort
der so kostbaren und nie zu ersetzenden Kunst-
werke wird man freilich erst dann sein dürfen, wenn
sie in einem allen neuzeitlichen Anforderungen
genügenden Raume untergebracht sein werden.
Daß man sich in Haarlem schon seit langem
ernstlich mit der Schaffung eines solchen Franz
Hals-Museums beschäftigt, berichtete ich schon
früher. Hoffentlich trägt dieser glücklicherweise
nur harmlose Zwischenfall dazu bei, daß dies
Ziel: größte Sicherheit sowie gute, helle Seiten-
beleuchtung der Gemälde von Frans Hals sobald
wie möglich erreicht wird. K. F.

INSTITUTE und VEREINE

BERLIN

In der Sitzung der „Kunstgeschichtlichen
Gesellschaft“ vom 13. November sprach Herr
Schubring über Gioia del Colle, die kürz-
lich durch den Architekten Pontaleo aus Bari re-
staurierte apulisdre Burg, deren Anfänge bis ins
frühe 12. Jahrhundert zurückgehen. Ettore Ber-
nich hatte in „Napoli nobilissima“ eine Rekon-
struierung versucht, deren wesentliche Züge
durch die jetzt erfolgte, vorsichtige Restaurie-
rung umgeworfen worden sind.

Das Kastell ergab sich als trotz der Ein-
bauten merkwürdig gut erhalten. Viele Kapi-
tale, Kamine, Sitzbänke geben einen Begriff
von der alten Ausstattung. Die Anlage ähnelt
der des Kastells von Bari. Hauptstücke sind die
Außentreppe vom Hof zum Thronsaal, die an
den Bargello erinnert, und der Thron.

Der Vortragende machte darauf aufmerksam,
daß eine umfassende Untersuchung der Staufer-
schlösser durdi Haseloff bevorsteht.

Herr Sarre sprach über orientalische
Teppiche und gab eine Übersicht über die
neuere Literatur. Er betonte, daß das Interesse
für den Gegenstand noch nicht alt ist, und daß
die Grundlagen für die Datierung erst durch
Bodes Vorgang gewonnen werden konnten,
der auf das Vorkommen von Teppichen auf
alten Gemälden hinwies. 1891 fand eine Spe-
zialausstellung in Wien statt, und in der Folge
 
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