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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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5. Heft
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Institute und Vereine
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0186

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172

Der Cicerone

Heft 5

mutlich Blau ermöglicht. — Herr Pringsheim
legte zwei florentinische Bronzen, einen Zeus
und einen Satyr, vor, die durch ihre vollendete
Modellierung wie durch schöne Patina auffielen.

* *

*

In der Sitzung vom 1. Februar widmete Herr
Lei ding er einer Neuerwerbung der Staatsbib-
liothek, einer Biblia pauperum aus der ersten
Hälfte des XV. Jahrhunderts, eine eingehende
Besprechung. Dem Dialekt nach dürfte die neue
Ärmenbibel von der fränkisch-bayerischen Sprach-
grenze stammen; auch die sehr originellen und
flott gehaltenen Zeichnungen, die einzeln mit
Farben gehöht sind, deuten auf die gleiche
Gegend, so daß Leidinger die Bibel für eine
Arbeit aus Nürnberg und den bekannten soge-
nannten Bamberger Altar im bayerischen Natio-
nalmuseum für sehr nahestehend hält. — Herr
Berolzheimer legte als Seltenheit zwei Hand-
zeichnungen des Malers Luca Cambiasi (1527—
1585) vor. Eine Handzeichnung burgundischer Her-
kunft scheint den Dresdener Monatsbildern ver-
wandt zu sein. Von einem auf Seide gedruckten
Stich von Goltzius und dem des Raimundi nach
Raffaels Parisurteil lagen besondere Etats von
ganz hervorragender Erhaltung vor. — Herr
Voll wies an der Hand von Photographien auf
die Sammlung Oertel hin, welche hochinteres-
sante spätgotische Holzfiguren vorwiegend baye-
rischer und fränkischer Provenienz umfaßt; zwei
dieser Figuren wurden vom Besitzer im Origi-
nal vorgelegt. — Herr Wolters besprach ein
für die Glyptothek erworbenes Bildnis der rö-
mischen Kaiserzeit. Erhalten ist Kopf und Ober-
körper eines . kahlköpfigen, bartlosen Mannes
von dem Typus, den man sich ohne zureichen-
den Grund gewöhnt hatte, Scipio zu nennen.
Versuche, diese Benennung durch eine sichere
zu ersetzen, hatten noch zu keinem allgemein
anerkannten Resultat geführt; hier tritt, wie
Hauser (American journal of arch. 1908 S. 56)
gesehen hat, das neue Exemplar durch sichere
Reste ägyptischer Priestertracht beweisend für
die schon vermutete Deutung auf Isispriester
ein, zu der auch der kahlgeschorene Kopf und
die kreuzförmigen Narben auf der Stirn passen.
Allerdings diese Erklärung nun auf alle ähn-
lichen Köpfe ohne Einschränkung auszudehnen,
widerrät eine Statue aus Delos, die einen sol-
chen kahlköpfigen Mann in heroischer Nacktheit
zeigt. — Zum Schluß legte Herr Arndt Photo-
graphien einer im Kunsthandel befindlichen wert-
vollen Skulptur vor, sowie Abbildungen der
unlängst bei Tunis auf dem Meeresboden ge-
fundenen antiken Skulpturen, die sich jetzt im
Museum des Bardo befinden. Sie stammen

von einem im Sturme gesunkenen römischen
Transportschiff, das Kunstschätze aus Griechen-
land oder Kleinasien nach dem Westen über-
führen sollte. Besonderes Interesse erweckt
unter den Skulpturen eine mit der Künstlerin-
schrift des Boethos von Chalkedon versehene
bärtige Bronze-Herme archaiitsschen Stils.

LITERATUR

Eine neue Zeitschrift für Architektur. Im
Verlage der Wagnerschen Verlagsanstalt in Bern
erscheint seit dem Januar 1909 eine neue Zeit-
schrift. „Die schweizerische Baukunst.
Zeitschrift für Architektur, Baugewerbe,
bildende Kunst und Handwerk“. Schon die
äußere Erscheinung der neuen Monatshefte, als
deren verantwortlicher Redakteur Architekt C.
H. Baer zeichnet, ist eine außerordentlich er-
freuliche. In dem einleitenden Aufsatz werden
die Erwägungen festgestellt, die zur Herausgabe
gerade einer Schweizer Zeitschrift für Archi-
tektur geführt haben. Hier wird richtig bemerkt,
daß in der Schweiz die Baukunst wieder die
Leitung der Kunstfragen übernimmt, und die
bisherigen Einschränkungen, die der Begriff
Architektur in der zünftigen Auffassung erlitt,
verschwinden. Die Ausgleichung der Rangunter-
schiede zwischen den mehrfachen Zweigen der
Architektur veranlaßt somit, daß die Baukunst
für die Schweiz zur Volksangelegenheit wird.
Äußer diesen Prinzipien, die hoffentlich in der
engeren Heimat der neuen Zeitschrift gebührend
anerkannt werden, stellt der einleitende Auf-
satz das spezielle Programm auf. Eine be-
sondere Wichtigkeit soll den Abbildungen bei-
gelegt werden. Daß dies sofort betätigt wird,
zeigt die Durchsicht des Heftes, das eine Reihe
ausgezeichneter Photographien als Beigabe er-
halten hat. Unter den Aufsätzen bemerken wir
u. a. eine Studie über das Haus „Zum Suneschy“
in Stäfa von Dr. Albert Baur, eine Notiz von
H. Kesser über den Lenzburger Plastiker Arnold
Hünerwadel, von dessen Arbeiten gleichzeitig
drei vorzügliche Stücke im Bild gezeigt wer-
den. Eine Rundschau sowie literarische Notizen
schließen das Heft ab, das ganz entschieden eine
Bereicherung unserer Architektur-Zeitschriften
darstellt.

*ÜberdieSammlungOscarHuldschinsky
erscheint demnächst im Verlage von Joseph
Baer & Co., Frankfurt a. M., ein glänzend aus-
 
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