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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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6. Heft
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Entdeckungen
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Institute und Vereine
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Personalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0216

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200

Der Cicerone

Heft 6

der Ämbrosiana in Mailand. Mit den Repliken
hat Leonardos Namen nichts zu tun. Das Mai-
länder Exemplar, umgeben von einem — wahr-
scheinlich von einem weiteren Künstler ausge-
führten — Blumenkranz, ist eine ganz späte
Wiederholung, zwar ganz hübsch, aber doch
nichts als die Wiederholung eines leonardesken
Motivs. E. Malaguzzi-Valeri.

S

MÜNCHEN =. -

Der Münchener Ältertumsverein hat in der
Frage der Tizianbilder ein sehr sachlich for-
muliertes, meist von Künstlern unterschriebenes
Gutachten veröffentlicht, das sich mit dem in
diesen Blättern vertretenen Standpunkt fast
durchweg deckt. Inzwischen verlautet, daß auch
Hildebrand,Trübner, Hengeler sich völlig
ablehnend über die Serie ausgesprochen
haben, was aber von der Gegenseite, zu deren
Wort- und Schriftführer sich jetzt der Kunst-
referent der M. N. N., Herr von Ostini, auf-
geworfen hat, unterdrückt wird. Ferner ist eine
Kommission eingesetzt worden, die über die
Frage der Restaurierung der Bilder abstimmen
soll. Diese Kommission besteht mit Ausnahme
des greisen Direktors der Pinakothek durchweg
aus Künstlern, die Wielandts Hypothese ernst
nehmen.

INSTITUTE und VEREINE]

LEIPZIG = -

Hier ist unter dem Namen „Gesellschaft der
Freunde des Kunstgewerbe-Museums“ durch die
Initiative des Herrn Direktor Prof. Dr. Graul
ein Verein gegründet worden zur Vermehrung
der Sammlungen des Museums und zur Anre-
gung der privaten Sammeltätigkeit. DieZwecke
der Gesellschaft sollen erreicht werden durch
die Beschaffung von Änkaufsmitteln für die
Sammlungen des Museums und durch Anregung
zu geeigneten Schenkungen. Zur Förderung
der privaten Interessen der Vereinsmitglieder
sollen in zwanglosen Besprechungen Fragen
der öffentlichen und privaten Sammeltätigkeit,
Kaufgelegenheiten und Ereignisse des inter-
nationalen Kunsthandels und Äusstellungswesens
erörtert werden.

Man war sich in den beteiligten Kreisen
lange darüber klar, daß das erst vor fünf Jahren
in die städtische Verwaltung übergegangene

Kunstgewerbe-Museum trotz des Wohlwollens,
mit dem sich der Staat und die städtischen
Kollegien seiner angenommen haben, doch der
nachdrücklichen Mithilfe Privater bedarf, wenn es
sich in absehbarer Zeit zu einem der Bedeutung
Leipzigs würdigen Institut entwickeln soll. Zu
dieser Überzeugung war man durch die Erfah-
rung gekommen, daß auch die größten Museen
im Kampfe mit einer preistreibenden internatio-
nalen Konkurrenz nicht ohne die Mithilfe pri-
vater Kunstfreunde ihre Aufgabe zu erfüllen
vermögen und daß das Leipziger Kunstgewerbe-
Museum, das länger als ein Vierteljahrhundert
in privater Pflege mit kärglichen Mitteln seinen
Weg gesucht hatte, nie wiederkehrende Ge-
legenheiten zu vorteilhaften Erwerbungen aus
Mangel an schnell zur Verfügung stehenden
Mitteln vorübergehen lassen mußte. Dazu kam,
daß die private Sammeltätigkeit unter der ver-
änderten Lage des Kunsthandels, die durch das
Auftreten Nordamerikas herbeigeführt wurde,
empfindlich litt. Bei der regen Beteiligung, die
diese Neugründung bisher erfahren hat, steht
zu erwarten, daß ihr Programm die Grundlage
einer nutzbringenden Entwicklung bilden wird.

P.

PERSONALIEN

DER ROCKTRITT FRÄNZ VON REBERS
Mit Franz von Reber, der sich zurück-
zieht, weil er glaubt, daß die Last der Jahre
ihm allzu drückend aufliegt, vielleicht auch, weil
er sich nicht mehr energisch genug fühlt, die
systematischen Anfeindungen eines bestimmten
Kreises nach Gebühr zurückzuweisen, scheidet
der treueste Bewahrer des Erbes Königs Lud-
wigs I. von dem verantwortungsvollen Posten
des Direktors der Pinakothek. Mag sein, daß
der feingebildete und umsichtige Mann, der
schon mehrfach dem Ministerium sein Abschieds-
gesuch eingereicht hatte, ohne die Genehmigung
zu erhalten, im Läufe der letzten Jahre etwas
zu vorsichtig bei Ankaufsfragen handelte, daß
er sich wohl einmal von entschlosseneren Kon-
kurrenten wichtige Erwerbungen wegnehmen
ließ, daß er in ehrfürchtiger Scheu vor der zu
bewahrenden Ursprünglichkeit des künstlerischen
Schaffens notwendige Restaurierungen ablehnte
oder versäumte. Demgegenüber steht er fest
als der vornehme Gelehrte, als der genaue
Kenner, im Besitz eines ausgezeichneten stil-
kritischen Wissens, der seine Aufgabe in der
sorgsamen Bewahrung des ihm anvertrauten
 
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