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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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7. Heft
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Heft 7

Sammlungen

225

Sequenz hat er den großen Baukomplex des
Vatikans in drei Gebiete getrennt. Sich selbst
und seiner engeren Hofhaltung hat er wie seine
Vorgänger den Palast Sixtus V., den Cortile di
San Damaso und den größten Teil des Palastes
Nikolaus V. Vorbehalten. Seinen Beamten hat
er auf vatikanischem Gebiet und doch außer-
halb des eigentlichen Palastes ein neues großes
Gebäude errichtet, damit der Vatikan nicht länger
zahllosen Beamten und Dienern preisgegeben
sei, die nicht nur für sich, sondern auch für
Freunde und Verwandte immer freien Zutritt
verlangten.

Der eigentliche Fremdenstrom dagegen ist
durch die neuesten Verordnungen vom Zentrum
des Palastes auf seine Peripherie abgelenkt
worden. Die gewaltigen Bauten, die den Bel-
vederehof umspannen und durchschneiden, sind
ausschließlich dem Publikum preisgegeben, das
hier die Skulpturensammlungen, die Archive, die
Bibliothek und die Pinakothek nebeneinander
findet. Doch werden auch jetzt noch nach wie
vor die Gelehrten, welche in Archiv und Biblio-
thek arbeiten, ihren Weg durch den Damasus-
hof und die Galerie der Inschriften nehmen.
Außerdem werden die Besucher des Vatikans
aber durch die neue Pinakothek schon ganz von
selbst auf die neuen, allerdings längeren Wege
gelockt, die aber dafür auch in einem einzigen
Rundgange an einem einzigen Morgen, dem der
soviel des Guten vertragen kann, sämtliche
Kunstschätze des Apostolischen Palastes er-
schließen.

Daß man jetzt auch im Vatikan wie in allen
anderen öffentlichen Galerien Italiens ein Ein-
trittsgeld erheben wird, ist eine Maßregel, die
kaum noch der Rechtfertigung oder Erklärung
bedarf. Im Gegenteil! Es schien schon längst
geboten, die Besucher des Vatikans nach Kräften
auf ernste und gebildete Leute zu beschränken,
die in den Stanzen und in der Sixtina zu Raffael
und Michelangelo ein Verhältnis gewinnen wollen.
Jetzt werden wenigstens nicht mehr die Pilger
aus aller Herren Länder diese Schwellen über-
schreiten, und mancher Gleichgültige wird mit
ihnen Zurückbleiben.

Dagegen soll gesagt werden, daß man z. Z.
in der Präfektur an einem neuen Regolamento
arbeitet, das die Verleihung von Freikarten für
die vatikanischen Sammlungen nach Art der
staatlichen Permessi regeln soll. Es wird an-
gestrebt diese Karten nach ganz bestimmten
Regeln und Gesichtspunkten allen denen zu
geben, die als Schriftsteller, Gelehrte oder Künst-
ler besonderes Interesse daran haben, ohne jeden
Geldaufwand die vatikanischen Sammlungen so
oft besuchen zu können wie es ihnen beliebt.

Schon die nächsten Monate werden zeigen,
wie sich die neue Besuchsordnung bewährt,
deren Berechtigung dem Billigdenkenden ohne
weiteres einleuchten muß. Sie stellt das Resul-
tat langer und ernster Erwägungen dar, aber
sie bedeutet doch keineswegs ein allerletztes
Wort. Erst wenn die Erfahrung ihr Siegel unter
diese neuen Bestimmungen gedrückt hat, dürften
sie zum bleibenden Gesetz erhoben werden.

Ernst Steinmann.

s

BERLIN - —

Kaiser Friedrich - Museum. Mehrere
wichtige Neuerwerbungen sind zu verzeichnen,
vor allem zwei Gemälde des 15. Jahrhunderts:
eine Predella von Fra Ängelico da Fiesoie
mit dem Tode des h. Franz, vorzüglich erhalten
und von hoher Schönheit des Kolorites und
ein noch sehr problematisches altniederländisches
Bild, in dem sich Dirk Bouts’sches in der Land-
schaft mit Goes’schen Typen verbindet. Die
Darstellung ist eine der selteneren aus dem
neuen Testament: Johannes am Jordan auf

Jesus als den Messias hinweisend.

Ein kürzlich vom Kaiser Friedrich-Museums-
Verein erworbenes männliches Porträt von
P. P. Rubens wird bereits auf der soeben
eröffneten Porträt-Ausstellung gezeigt.

S

BUDAPEST —-

Man hatte im Museum der Bildenden Künste
kurze Zeit Gelegenheit eine Reihe von Werken
alter Meister aus der Sammlung des Herrn
Marcel Nemes ausgestellt zu sehen. Es sind
durchwegs qualitätsvolle Gemälde unter denen
einige als Werke bedeutender Persönlichkeiten
hervorragen. Die Arbeiten zeugen davon, daß
ihr Sammler die besonderen Fähigkeiten ihrer
Urheber würdigen kann.

Eine Beweinung Christi von Bartholomaeus
Bruyn (vormals in den Sammlungen Dr. Edmund
Posonyi-Wien, Sedelmayer und Rudolf Kann-
Paris; ausgestellt auf der Pariser Weltausstellung
von 1873 und der Ausstellung der Primitiven
in Brügge von 1902) weist in der überlieferten
Form die Kombination der biblischen Szene mit
fünf Stifterbildnissen auf. Sie ist mit leichtem
Pinsel gemalt, fein und harmonisch verarbeitet.

Der lachende Mann, den Bode in seinem
Werk über Holländische Malerei als Original
von Frans Hals aufführt, befand sich vorher im
Besitze des Grafen Muisech (Paris) und Herrn
 
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