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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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10. Heft
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Institute und Vereine
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332

Der Cicerone

Heft 10

INSTITUTE und VEREINE

BERLIN

Die drei letzten Sitzungen der Kunstge-
schichtlichen Gesellschaft fanden am 12.Fe-
bruar, am 2. März und 2. April statt. Äm
12. Februar sprach Herr v. Falke über byzan-
tinischen und islamischen Kupferzellenschmelz.
(Die Monatshefte für Kunstwissenschaft haben
die Forschungen von Falkes soeben mit er-
läuternden Abbildungen vollständig publiziert.)
Herr Hermann Voss legte eine Reihe neuerer
Werke über das italienische Seicento vor und
knüpfte daran einen Überblick über die Ent-
wicklung der Seicentoforschung in den ver-
flossenen Jahrzehnten.

In der Märzsitzung trug Herr Max Deri
ein natürliches System der Künste vor, dessen
Aufbau er an einer Tabelle anschaulich machte,
die sich auf den verschiedenen Sinneswahr-
nehmungen des Menschen aufbaute. In der Dis-
kussion dieses sehr interessanten Vortrages wies
Herr 0. Wulff ergänzend auf dieBedeutng des
Rhythmischen für die Künste hin.

Äm 2. April legte Herr Schnorr von Carols-
feld mehrere neuerschienene Bücher über Por-
zellan vor und besprach im besonderen das hier
bereits behandelte wichtige Zimmermannsche
Werk über die Erfindung und Frühzeit des
Meißener Porzellans. Herr M. H. Bernath
machte einige Mitteilungen zur neueren Forschung
über mittelalterliche Probleme und erwähnte
Emile Males „L'art religieux“ sowie K. Künst-
les „Legende der 3 Lebenden und der 3 Toten“.
Herr M. J. Friedländer behandelte darauf den
Meister der weiblichen Halbfiguren, dessen Bil-
der jetzt auf die Zahl von 82 angewachsen sind.
Friedländer glaubt abweichend von Wickhoff und
v. Wurzbach, daß der Meister ein Niederländer um
1520 war und findet eine Bestätigung hierfür
in der Tatsache, daß der Künstler zweimal ein
Werk Gossarts kopiert hat. L.

8

FLORENZ -- -= -

Im kunsthistorischen Institut sprach am
15. März Herr Prof. Dr. Götz-Tübingen über
„Probleme der Renaissanceforschung“; an den
Vortrag knüpfte sich eine Debatte.

In der Sitzung vom 29. April gedachte Herr
Prof. Brockhaus des Ablebens von Franz Wick-
hof. Die darauf folgenden Besprechungen leitete
Dr. Wilhelm Waetzoldt ein mit einem Vortrag

über „Methoden der Koloritbeschreibung“.
Den Grund für das oft beklagte Fehlen kunst-
wissenschaftlicher Arbeiten über Farbengebung
und Farbenentwicklung einzelner Meister und
Schulen sah der Vortragende weniger in den
Mängeln der Farbenphotographie als im Fehlen
sprachlicher Methoden der Koloritbeschreibung.
— Zwei Arten: eine den Bildeindruck ergän-
zende und eine ihn ersetzende Beschreibung
sind zu unterscheiden. Das Problem der er-
gänzenden Bildbeschreibung liegt in der Auf-
stellung einer genügenden Farbennomenklatur,
für die in erster Linie die Farbenbezeichnungen
der Technik, in zweiter Linie die der Umgangs-
sprache in Betracht kommen. Die Aufgabe der
ersetzenden Bildbeschreibung wird bestimmt
einerseits durch den besonderen koloristischen
Charakter des zu beschreibenden Bildes, andrer-
seits durch das Verhältnis der Sprache zur An-
schaulichkeit überhaupt. Darin liegt die Mög-
lichkeit zweier Methoden ersetzender Kolorit-
beschreibungen: einer begrifflichen und einer

impressionistischen.

Die begriffliche Methode versucht mit Hilfe
einer Mehrheit einfacher Farbenangaben die
koloristische Komposition eines Bildes begriff-
lich zu analysieren und zu beschreiben, den
Prinzipien der Farbengebung sowie der Technik
nachzugehen.

Die Aufgabe der impressionistischen Methode
der Koloritbeschreibung dagegen ist es, deri
Koloriteindruck durch die Wirkungen sprach-
licher Gebilde zu ersetzen. Dazu stehen ihr
verschiedene Mittel zur Verfügung: anschauliche
Erlebnisse lassen sich beschreiben mit Hilfe von
Vorstellungen sowohl aus dem Gebiete des Ge-
sichtssinnes als auch aus dem anderer Sinne.
Schließlich: auch die Stimmungswerte der Farben
finden in den Gefühlsbetonungen der Worte
ihre Wiedergabe. In den Versuchen, optische
Eindrücke durch sprachliche zu ersetzen, berührt
die impressionistische Methode der Kolorit-
beschreibung die Grenze der Wortkunst.

Der Vortragende erläuterte seine theoretischen
Ausführungen durch Beispiele aus der Praxis der
Kunstgeschichte, vor allem durch Zitate aus den
Arbeiten von R. Vischer, K. Neumann, L. Justi,
E. v. Bodenhausen, J. Meier-Gräfe u. a. In sehr
erweiterter Form soll der Vortrag, dessen Thema
einen Diskussionspunkt auf dem letzten kunst-
historischen Kongreß bildete und auch den für
dieses Jahr geplanten Kongreß beschäftigen
soll, in der Zeitschrift für Ästhetik und allge-
meine Kunstwissenschaft erscheinen.

Dr. Bombe sprach über Domenico Veneziano
und die nach Vasari von ihm im Hause der
Baglioni zu Perugia ausgeführten Malereien;
 
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