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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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10. Heft
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Von den Auktionen
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342

Der Cicerone

Heft 10

MÜNCHEN - -

Helbing. Bei der Versteigerung Edgar
Hanfstaengl und daran anschließend von Ölge-
mälden usw. aus verschiedenem Besitz wurden
teilweise sehr bemerkenswerte Preise erzielt,
am höchsten kam Böcklins bekanntes allego-
risches Bild: „Dichtung und Malerei“ (46500 M.).
Weiterhin erreichten Böcklins „Kornfeld“ 4200M.;
Spitzwegs „Wo ist der Paß“ 2510 M.; eine
Landschaft von Eduard Schleich 1800 M. Richard
Wagners Briefe an Ferdinand Heine wurden
mit 3445 M. bezahlt. Ein aus 140 Siiick be-
stehendes Frankentaler Speiseservice mit der
Karl-Theodor-Krone und Nummer erzielte
8000 M. Wir notieren weiterhin folgende Preise:
Chardin, mütterlicher Unterricht, 520 M., ders.,
mütterliche Wachsamkeit, 450 M.; Fyt, Tierstück,
700 M„ Miereveit, Porträt, 610 M., desgl. 610 M.,
Pourbus, Bildnis, 1050 M.; Ravesteijn, Bildnis,
1500 M.; Reynolds, Bildnis, 1270 M.; Bürkel,
Osteria, 860 M.; ders., wandernde Gaukler,
500 M»; Erdmann, Kunst bringt Gunst, 620 M.;
Lier, Hochsommer an der Amper, 1000 M.; Pi-
loty, Wallensteins Zug nach Eger, 590 M.:
Rottmann, Romantische Landschaft, 610 M.;
Schleich, Landschaft, 1800 M.; Spitzweg, der
Äktuarius, Bleistiftzeichnung, 560 M.; Zügel,
Tierstück, 1750 M.; Dürr, Köchin bei Früchten
und Federwild, 3300 M.; Haider, deutsche Herbst-
landschaft, 3550 M.; Friedrich Kaulbach, (gest.
1903) Julia tot auf dem Bette liegend, 2000 M.;
Adam Kunz, Blumenstilleben, 800 M.; Lenbach,
Königin Margherita von Italien, 1100 M.;
Wopfner, Fischer am Chiemsee, 900 M.; Boucher,
junges Mädchen (Kopie), 1100 M.; Deutscher
Meister (15. Jahrh.), Kreuzigung, 1300 M.; Am-
brosius Francken, Triptychon, 920 M.; Lombar-
dische Schule (16. Jahrh.), Christi Abschied von
seiner Mutter, 710 M.; van Noort, Stilleben mit
Porträt, 1300 M.; Nürnberger Meister (15: Jahrh.)
Bischof am Altar, 1420 M.; Schule des Barend
van Orley, Triptychon, 1290 M.; Reynolds, Por-
trät eines jungen ZAannes, 1500 M.; Scorel,
2 Bildnisse, 1060 M.; Vlärnische Schule, (16. Jahrh.),
Triptychon, 900 M.

Helbing. Am 26. Mai wird die Sammlung
Karl Bachmeier, Vilshofen versteigert. Der
illustrierte Katalog läßt als wichtigsten Bestand-
teil die Holzskulpturen erkennen, zum großen
Teil aus Niederbayern Und dem in seinen Kunst-
verhältnissen interessanten Innviertel. Charak-
teristisch vertreten ist die spätgotische Holz-
plastik: So, eine Mutter Anna selbdritt, eine das
Kind anbetende Madonna auf der Mondsichel,

eine Ritterfigur (St. Georg), ein St. Sebastian, ein
paar gute Bischofsfiguren, eine profane Ritter-
figur und anderes mehr. Auch ist diealsMaxi-
milianisch bezeichnete Blütezeit der süddeutschen
Holzplastik entsprechend repräsentiert. Hier
sind vor allem prachtvolle Darstellungen des hl.
Florian zu erwähnen, bald jugendlich mit Kranz
im gelockten Haar, bald bärtig, immer in fein
gearbeiteter Rüstung. Auch die Barockplastik ist
in ein paar Arbeiten anzutreffen. Als Beispiele
besten süddeutschen Barocks sind zu nennen:
St. Martin, den Mantel teilend — der hl. Nepo-
muk über der Prager Moldaubrücke schwebend.
— Nächst den Holzskulpturen dominiert der
Zinnschatz. Die Reihe eröffnet hier ein Zunft-
stück: ein Zeichen der Metzgerinnung, stehender
Ochse mit aufklappbarem Kopf. Dann Schraub-
flaschen, Maß- und Seidelkrüge, Tauf- und Wein-
kannen, Platten, Schüsseln und Teller. Schließ-
lich sei noch der Keramik gedacht: schöne
zinnmontierte Fayence- und Steingutkrüge, Por-
zellan usw., Gläser, Edelmetallarbeiten, Objekte
in Bronze, Kupfer, Messing und Eisen, Möbel
und kleinere Einrichtungsgegenstände.

S

PARIS =-

Die Vente Sctrdou. Die Versteigerung der
Sammlung des Dramatikers Victorien Sardou
im Hause Georges Petit am 27.-29. April ge-
hörte zu einem der wichtigsten Ereignisse
der diesjährigen Saison. Als Commissaires-
Priseurs fungierten Lair - Dubreuil und Henri
Baudoin, als Experten G. Sortais, Feral, Mann-
heim, Paulme und Lasquin. Der Gesamtertrag
der insgesamt 342 Nummern betrug 774 000 fs.
Die Sammlung Sardou spiegelte die Persönlich-
keit ihres Besitzers wieder. Seine erfolgreiche
Laufbahn als dramatischer Schriftsteller ließ ihn
auch in seiner Sammlung solchen Stücken, die
auf das Theater Bezug haben, einen besonderen
Vorrang einräumen. In seiner Kunst versuchte
er nicht, die intimen Vorgänge der menschlichen
Seele zu enthüllen, sein Streben ging nach einer
möglichst lebendigen Wiedererweckung ver-
gangener Epochen der französischen Geschichte.
Sie hing er mit großer Liebe an all den Stätten,
welche die Erinnerung an vergangene große
Zeiten wachriefen; er sammelte, was er an Dar-
stellungen des alten Paris auffinden konnte, wie
er auch zu den tätigsten Mitgliedern der Ge-
sellschaft für die Geschichte des alten Paris
gehörte; wenn er kunstgewerbliche Stücke
des XVII. und XVIII. Jahrhunderts kaufte, so
ließ er sich ebenso sehr von dem Kuriositäten-
 
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