Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

DOI Heft:
11. Heft
DOI Artikel:
Denkmalpflege
DOI Artikel:
Institute und Vereine
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0382

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
366

Der Cicerone

Heft 11

lerischen Schmuckes beraubt wurde, sind total
erneuert. Gleichfalls sind einige Grabmäler mit
Kupfer- und Bronzeklammern befestigt worden.
In noch argem Zustand befindet sich die S. Fran-
cesco della Vigna-Kirche, deren Fassade von
Palladio, und deren Inneres von J. Sansovino
herrührt. Bedeutende Risse bedrohten die Grund-
mauern; es besteht die Gefahr der Senkung
einiger Rostpartien. Das Restaurierungswerk
muß sich gegenwärtig auf die Fassade be-
schränken, die durch ihr Gewicht auf den leichten
Grundmauern der Kirche lastet. Bereits her-
gestellt ist die interessante im XIII. Jahrhundert
vollendete Kirche von S. Giacomo dall’Orto.
Mehr oder weniger wurden auch die sonstigen
Kirchen und Glockentürme restauriert.

Für die Nordwestecke der Markuskirche wird
die Konstituierung eines Fonds von 240000 lire
beantragt. Diese Ecke ist eine der ältesten des
Doms und wurde bisher nie restauriert; nur eine
Eisenklammer ist im XVIII. Jahrhundert ange-
bracht worden. Der Grundbau, auf dem die
Ecksäule ruht, zeigt deutlich Zeichen des Nach-
gebens, so daß dieser Teil der Kirche drin-
gend der Konsolidierung bedarf. Es ist dies
um so notwendiger, als der Grundbau der
ganzen Basilika damit in Verbindung steht.
Man hat bemerkt, daß eben dieser Flügel aus
den Lot zu weichen beginnt, was auch dem
profanen Äuge sichtbar ist. Das Baumaterial,
aus dem die Ecke besteht, droht zu zerbröckeln,
nur notdürftig wird es von Mörtel zusammen-
gehalten. Hier und da sind die Backsteine von
Holzbalken unterbrochen, deren Bestimmung nicht
recht ersichtlich ist. Die Balken haben nun unter
den Einflüssen des Wetters gelitten und erhöhen
die Schwäche des Baues. Es wird nötig sein,
die marmorne Umkleidung und das Mauerwerk
zu beseitigen, damit die eigentlichen Fundamente
der Ecke bloßgelegt werden. — Äm Campanile
von San Marco ist der Turmkörper beendet.
Ungefähr 50 m Backsteinbau sind ausgeführt
worden, wobei eine Million Ziegel zur Benützung
kamen. Für den Turmhelm sind 2500 Marmor-
blöcke bestimmt. — Die alten Prokurazien sind
noch immer nicht vollständig hergestellt. Einige
der fünfzig Bögen wurden mit frischem Back-
stein vermauert und, wo es der Bau erheischte,
Eisenklammern angelegt. — Eifrig arbeitet man
an den Verbesserungen im Dogenpalast, die
allerdings von unserer Generation nicht mehr
beendet werden können; denn auch da herrschte
die schlimmste Pietätlosigkeit. Man fand da
einzelne Wände, die ohne Unterlage isoliert
standen; im Bessarion-Saal legte man Eisen-
klammern von 7,70 m Länge an. Im ehemaligen
Manuskriptensaal entdeckte man zwei Sprünge

von 8 cm Breite, so daß die ganze Mauer aus-
gebrochen und allmählich wieder neu hergestellt
werden mußte. Der Saal des Großen Rats zeigte
nicht weniger als 50 Risse, weshalb der ganze
Raum in der Äusdehnung von 144 m Länge einer
gründlichen Restaurierung unterzogen wurde.

Endlich wurde großer Klatsch gegen die
Restaurierung des Colleoni-Denkmal erhoben.
Die Reiterstatue des Condottiere von Ver-
rochio schien auf ihrem von Leopardi ge-
setzten Postament nicht allzu sicher zu stehen.
Besonders der untere Teil des Sockels erheischte
eine Restaurierung, da der Stein auf verschie-
denen Stellen leicht abbröckelte. Deshalb büßte
diese Partie etwas von ihrer prächtigen alten
Patina ein. Jedoch bald wird die Sonne wieder
alles ausgleichen; und die Befürchtung, das Mo-
nument sei verunstaltet worden, ist ganz und
arg auszuschließen. L. Brosch.

S

SCHWEIZ .-.-

Der Vorstand der „Schweizerischen
Gesellschaft für Erhaltung historischer
Kunstdenkmäler“ tagte am 13. März in Zürich
unter dem Vorsitz des Präsidenten Architekt
Naef aus Lausanne und prüfte in seiner Eigen-
schaft als Kommission des eidg. Departements
des Inneren zwei Subventionsbegehren, von
denen das eine die Wiederherstellung eines rei-
zenden, aus dem XVI. Jahrhundert stammenden
Brunnens in Ältdorf betrifft, das andere die
Erforschung und Restauration der interessanten,
in ihren ältesten Teilen wohl bald nach 1398
erbauten Kirche des ehemaligen Benediktiner-
Priorates zu Cossonay. Nach dem Ärbeits-
programm der Gesellschaft sind im laufenden
Jahr u. a. Untersuchungen der Schlösser Tour-
billon oberhalb Sitten, Tarasp und Äigle vor-
gesehen. Die diesjährige Hauptversammlung
der Gesellschaft wird im September in Sitten
stattfinden. C. H. B.

INSTITUTE und VEREINE

INTERNATIONALER KUNST-
HISTORISCHER KONGRESS

Der 9. Internationale Kunsthistorische Kongreß
wird in diesem Herbst in München abgehaiten
werden und zwar voraussichtlich in den Tagen
vom 16. bis zum 20. September. Die endgültige
Einladung und die Bekanntgabe der Tages-
ordnung erfolgt später. Anträge, sowie An-
 
Annotationen