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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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12. Heft
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Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0410

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RUNDSCHAU

SAMMLUNGEN

DIE ERÖFFNUNG DER
NEUEN SCHÄCKGÄLERIE

Die Schacksdie Gemäldegalerie, die sich be-
kanntlich im Besitze des deutschen Kaisers be-
findet und von diesem in der Stadt München
gelassen wurde, soll nach ihrer Überführung aus
den alten Räumen in der Briennerstraße in den
Anbau an die neue preußische Gesandtschaft in
der Prinz-Regentenstraße, bei persönlicher An-
wesenheit des deutschen Kaisers am 19.September
wieder geöffnet werden.

s

DIE SCHENKUNG DER
SAMMLUNG CHAUCHÄRD AN
DEN FRANZÖSISCHEN STAAT

Der bekannte frühere Besitzer des Louvre-
Warenhauses, Chauchard, ist in diesen Tagen
gestorben. Er besaß eine berühmte Sammlung
von Bildern der Schule von 1830, deren Wert
auf viele Millionen geschätzt wird. In ein-
geweihten Kreisen war schon längst bekannt,
daß diese Sammlung nach dem Tode ihres Be-
sitzers in die Hände des französischen Staates
übergehen sollte. Nicht mit Unrecht hat man
die Verleihung des Großkreuzes der Ehrenlegion
an Chauchard damit in Verbindung gebracht.
Chauchard selbst war kein Kunstkenner. Nicht
die Liebe zur Kunst, sondern der Snobismus
war die wichtigste Triebfeder seines Sammel-
eifers. Er ließ sich in erster Linie durch seinen
jetzt testamentarisch überreich bedachten Freund,
den bekannten früheren Unterrichtsminister Ley-
gues, beraten, dem ebenfalls keine übergroße
Kunstkenntnis nachgerühmt wird. Trotzdem ist
der Ruf der Sammlung Chauchard, die allge-
mein als erstklassig bezeichnet wird, nicht über-
trieben: Chauchard war als Geschäftsmann klug
genug, sich nicht auf Erwerbung von Kunst-
werken einzulassen, bei deren Wertschätzung
ein subjektives Urteil zu entscheiden hatte. Er
erwarb nur auf dem Markt bekannte und vom
Markt garantierte Bilder, die sein Snobismus
oft wohl über den wirklichen Wert bezahlen
mußte. Außerdem war er geschickt genug, sich
zu spezialisieren und ausschließlich Werke der

Schule von 1830 zu sammeln. So hat seine
Sammlung eine Einheit bewahrt, die sonst in
Sammlungen von Laien vielfach abzugehen
pflegt. Das bekannteste Stück seiner Galerie ist
der „Angelus“ von Millet, der nach Amerika
gegangen und nun dort von Chauchard durch
das ungeheuere Opfer von 800000 fs. wieder
zurückerobert worden war. Die wichtigsten
Stücke der Sammlung sind folgende:

Millet: Der „Angelus“, „Die Hirten und ihre
Herde“, „Der Korbflechter“, „Die Spinnerin“,
„Die kleine Hirtin“, „Die Heimkehr der Schafe
bei Nacht“.

Corot: Unter den Corots herrscht der klas-
sische, pastorale Corot vor. Der strenge ita-
lienische Corot der Frühzeit, sowie die intimen
nordfranzösischen Landschaftsstudien fehlen. Zu
erwähnen sind: „Der Tanz der Nymphen in der
Waldlichtung“, „Der entwaffnete Liebesgott“,
„Der ländliche Tanz am Waldeingang“, „Der
Morgen bei Ville d’Ävray“ und noch einige
andere Landschaften, Morgen- und Abend-
stimmungen.

VonTroyon: „Die weiße Kuh“, „Die Rinder
auf dem Wege zur Feldarbeit“, „Die Heimkehr
vom Markte“, „Der Jagdaufseher und seine
Hunde“, „Der Waldteich“, „Die Kühe auf der
Weide“ und andere mehr.

Von Theodore Rousseau: „Das Gewitter“,
„Der Heuwagen“, „Die Allee im Walde“ von
Isle Adam.

Von Jules Depre: „Das Flußwehr“, „Die
Eiche“, „Der Teich mit den Enten“.

Von Daubigny: „Das Tal von Arques“,
„Die Höhlen am Ufer der Oise“, „Der Sonnen-
untergang“.

An diese Gruppe von Werken der Schule
von Fontainebleau schließt sich eine zweite
an, deren Werke einer mehr anekdotischen
Richtung angehören. So zunächst eine Reihe
von Meissoniers: Das bekannte „1814“, „Der
Raucher“, „Die vertrauliche Unterhaltung“, „Der
Lesende in weißem Kostüm“, „Der Lesende in
schwarzem Kostüm“, „Der Mann mit dem De-
gen“, „Der Lachende“, „Der Weg bei Antibes“.

Von Isabey: „Das Frühstück der Königin“,
„Die königliche Hochzeit“, „Das Ende der Pre-
digt“, „Die Abreise des Herzogs von Alba“,
„Die Trennung“.

Neben diese beiden festumschriebenen Grup-
pen treten noch eine Reihe Werke von Dela-
croix, Decamps, Fromentin, Ziem, Char-
 
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